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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. VI.
zu verehlichen/ der unschuldigen Person zugelassen werden soll/ darum
auch in diesen Fällen/ wer von aller Straffe befreyet seyn will/ ordent-
liche Zeit abwarten/ und niemand aus eigener Macht sich verheyra-
then/ sondern des Consistorii Ausspruch und Entscheidung oder Er-
laubniß zuvor begehren soll.

Ander Ehe-
stand wann und
wie lange ver-
boten.

§. 51. Ehestand zum andern mahl wird allen Wittwern und
Wittwen so lange verboten/ biß sie mit ihren Kindern gute Richtig-
keit gemacht haben; Wann nun der Ehemann gestorben/ oder Ehe-
stand durch Ehebruch auffgehoben/ und die Wittwe oder geschiedene
Ehefrau innerhalb dem Trauer-Jahr sich wieder verheyrathet/ bege-
het dieselbe/ so wohl als der sich mit ihr einläst/ eine Schande; Eltern
aber/ die es bewilligen/ sind Ehrloß/ weilen es Christ-üblicher Ge-
brauch/ den Ehemann eine gewisse Zeit zu betrauren/ damit nicht Ge-
Trauer-Jahr
von Wittwen
zu halten.
blüts Zerstör- und Geschlechts Verwirrung entstehen möge/ wofern
ein Weib alsofort zur andern Ehe eilet/ daß man nicht wissen könne/
ob der verstorbene Mann der rechte Kindes Vater sey; Nach päbstli-
chem Recht aber mag ein Weib binnen Trauer-Jahrs Zeit unstraff-
bar sich wieder verehelichen.

L. 25. C. de infam. jur.

Unrechtmäßi-
ger Scheide-
Brieff.

§. 52. Wann sonst von einer unrechtmäßigen, Ehescheidung/ wel-
che der Ehemann aus blossen Unlust begehret/ weilen das Weib bey ihm
keine Gnade gefunden/ geredet wird/ und das Weib einen andern ge-
heyrathet/ so mag nach dessen Tode dem Ersten dieselbe wieder zu neh-
men nicht zugelassen seyn/ massen er durch unrechtmäßigen Scheide-
Brieff sein Weib gleichsam prostituiret/ und zur anderwärtigen Ver-
heyrathung veranlasset; Falls aber/ wie billig/ die Ehescheidung ge-
richtlich und rechtmäßig wegen begangenen Ehebruchs erfolget/ so steht
es dem Ehemann frey/ die ihm dadurch zugefügte Schmach zu erlassen.

Deut. XXIV, 1. & seq.

Ehescheidung
wann auffzu-
heben.

§. 53. Wann nun vorermeldeter Gestalt eines Mannes gewese-
ne Ehefrau sich anderwärts noch nicht verehelichet/ jedoch Zeit wäh-
renden Ehescheidung mit einem ledigen Kerl von neuem fleischliche
Vermischung geübet/ solches aber für eine schlechte Hurerey zu hal-
ten/ indem sie nach erkannten Scheidung frey gewesen/ so wird billig
ein solcher Mann zu Verhütung Aergerniß und andern bösen Nach-
folge/ die wohl hierbey zu besorgen/ mit Ernst angemahnet/ wofern
er aber nochmahlen das von ihm geschiedene Eheweib wieder anzu-
nehmen willig und eyfferig ersuchet/ mag ihm solches verstattet und vo-

rige

III. Buch/ Cap. VI.
zu verehlichen/ der unſchuldigen Perſon zugelaſſen werden ſoll/ darum
auch in dieſen Faͤllen/ wer von aller Straffe befreyet ſeyn will/ ordent-
liche Zeit abwarten/ und niemand aus eigener Macht ſich verheyra-
then/ ſondern des Conſiſtorii Ausſpruch und Entſcheidung oder Er-
laubniß zuvor begehren ſoll.

Ander Ehe-
ſtand wann uñ
wie lange ver-
boten.

§. 51. Eheſtand zum andern mahl wird allen Wittwern und
Wittwen ſo lange verboten/ biß ſie mit ihren Kindern gute Richtig-
keit gemacht haben; Wann nun der Ehemann geſtorben/ oder Ehe-
ſtand durch Ehebruch auffgehoben/ und die Wittwe oder geſchiedene
Ehefrau innerhalb dem Trauer-Jahr ſich wieder verheyrathet/ bege-
het dieſelbe/ ſo wohl als der ſich mit ihr einlaͤſt/ eine Schande; Eltern
aber/ die es bewilligen/ ſind Ehrloß/ weilen es Chriſt-uͤblicher Ge-
brauch/ den Ehemann eine gewiſſe Zeit zu betrauren/ damit nicht Ge-
Trauer-Jahr
von Wittwen
zu halten.
bluͤts Zerſtoͤr- und Geſchlechts Verwirrung entſtehen moͤge/ wofern
ein Weib alſofort zur andern Ehe eilet/ daß man nicht wiſſen koͤnne/
ob der verſtorbene Mann der rechte Kindes Vater ſey; Nach paͤbſtli-
chem Recht aber mag ein Weib binnen Trauer-Jahrs Zeit unſtraff-
bar ſich wieder verehelichen.

L. 25. C. de infam. jur.

Unrechtmaͤßi-
ger Scheide-
Brieff.

§. 52. Wann ſonſt von einer unrechtmaͤßigen, Eheſcheidung/ wel-
che der Ehemann aus bloſſen Unluſt begehret/ weilen das Weib bey ihm
keine Gnade gefunden/ geredet wird/ und das Weib einen andern ge-
heyrathet/ ſo mag nach deſſen Tode dem Erſten dieſelbe wieder zu neh-
men nicht zugelaſſen ſeyn/ maſſen er durch unrechtmaͤßigen Scheide-
Brieff ſein Weib gleichſam proſtituiret/ und zur anderwaͤrtigen Ver-
heyrathung veranlaſſet; Falls aber/ wie billig/ die Eheſcheidung ge-
richtlich und rechtmaͤßig wegen begangenen Ehebruchs erfolget/ ſo ſteht
es dem Ehemann frey/ die ihm dadurch zugefuͤgte Schmach zu erlaſſen.

Deut. XXIV, 1. & ſeq.

Eheſcheidung
wann auffzu-
heben.

§. 53. Wann nun vorermeldeter Geſtalt eines Mannes geweſe-
ne Ehefrau ſich anderwaͤrts noch nicht verehelichet/ jedoch Zeit waͤh-
renden Eheſcheidung mit einem ledigen Kerl von neuem fleiſchliche
Vermiſchung geuͤbet/ ſolches aber fuͤr eine ſchlechte Hurerey zu hal-
ten/ indem ſie nach erkannten Scheidung frey geweſen/ ſo wird billig
ein ſolcher Mann zu Verhuͤtung Aergerniß und andern boͤſen Nach-
folge/ die wohl hierbey zu beſorgen/ mit Ernſt angemahnet/ wofern
er aber nochmahlen das von ihm geſchiedene Eheweib wieder anzu-
nehmen willig und eyfferig erſuchet/ mag ihm ſolches verſtattet und vo-

rige
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[286/0293] III. Buch/ Cap. VI. zu verehlichen/ der unſchuldigen Perſon zugelaſſen werden ſoll/ darum auch in dieſen Faͤllen/ wer von aller Straffe befreyet ſeyn will/ ordent- liche Zeit abwarten/ und niemand aus eigener Macht ſich verheyra- then/ ſondern des Conſiſtorii Ausſpruch und Entſcheidung oder Er- laubniß zuvor begehren ſoll. §. 51. Eheſtand zum andern mahl wird allen Wittwern und Wittwen ſo lange verboten/ biß ſie mit ihren Kindern gute Richtig- keit gemacht haben; Wann nun der Ehemann geſtorben/ oder Ehe- ſtand durch Ehebruch auffgehoben/ und die Wittwe oder geſchiedene Ehefrau innerhalb dem Trauer-Jahr ſich wieder verheyrathet/ bege- het dieſelbe/ ſo wohl als der ſich mit ihr einlaͤſt/ eine Schande; Eltern aber/ die es bewilligen/ ſind Ehrloß/ weilen es Chriſt-uͤblicher Ge- brauch/ den Ehemann eine gewiſſe Zeit zu betrauren/ damit nicht Ge- bluͤts Zerſtoͤr- und Geſchlechts Verwirrung entſtehen moͤge/ wofern ein Weib alſofort zur andern Ehe eilet/ daß man nicht wiſſen koͤnne/ ob der verſtorbene Mann der rechte Kindes Vater ſey; Nach paͤbſtli- chem Recht aber mag ein Weib binnen Trauer-Jahrs Zeit unſtraff- bar ſich wieder verehelichen. Trauer-Jahr von Wittwen zu halten. L. 25. C. de infam. jur. §. 52. Wann ſonſt von einer unrechtmaͤßigen, Eheſcheidung/ wel- che der Ehemann aus bloſſen Unluſt begehret/ weilen das Weib bey ihm keine Gnade gefunden/ geredet wird/ und das Weib einen andern ge- heyrathet/ ſo mag nach deſſen Tode dem Erſten dieſelbe wieder zu neh- men nicht zugelaſſen ſeyn/ maſſen er durch unrechtmaͤßigen Scheide- Brieff ſein Weib gleichſam proſtituiret/ und zur anderwaͤrtigen Ver- heyrathung veranlaſſet; Falls aber/ wie billig/ die Eheſcheidung ge- richtlich und rechtmaͤßig wegen begangenen Ehebruchs erfolget/ ſo ſteht es dem Ehemann frey/ die ihm dadurch zugefuͤgte Schmach zu erlaſſen. Deut. XXIV, 1. & ſeq. §. 53. Wann nun vorermeldeter Geſtalt eines Mannes geweſe- ne Ehefrau ſich anderwaͤrts noch nicht verehelichet/ jedoch Zeit waͤh- renden Eheſcheidung mit einem ledigen Kerl von neuem fleiſchliche Vermiſchung geuͤbet/ ſolches aber fuͤr eine ſchlechte Hurerey zu hal- ten/ indem ſie nach erkannten Scheidung frey geweſen/ ſo wird billig ein ſolcher Mann zu Verhuͤtung Aergerniß und andern boͤſen Nach- folge/ die wohl hierbey zu beſorgen/ mit Ernſt angemahnet/ wofern er aber nochmahlen das von ihm geſchiedene Eheweib wieder anzu- nehmen willig und eyfferig erſuchet/ mag ihm ſolches verſtattet und vo- rige

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/293>, abgerufen am 20.05.2024.