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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Gräfinn von G **
jenige, der uns Carlsons Tod berichtet
hatte. Kurz, es war ein Abschiedsbrief
an Marianen. Jch will die Abschrift
hersetzen.

Liebste Mariane,

Dieses sind seit vier Wochen die er-
sten Stunden, da ich mich besinnen und
euch meine Krankheit melden kann. Wie
glückselig bin ich, daß ich krank gewesen,
und dem Tode so nahe gekommen bin,
ohne beydes zu wissen! Wie viel würde
ich eurentwegen binnen der Zeit ausge-
standen haben, wenn ich meiner mäch-
tig gewesen wäre! Gott sey für diese
Art des Todes gedankt! Jch bin völlig
ausgezehrt, völlig entkräftet. Und ich
sehe die Stunden, da ich mir wieder be-
wußt bin, für nichts als Augenblicke an,
die mir Gott gönnt, mich noch einmal
in der Welt, und in meiner eignen See-
le umzusehen, und an das Zukünftige
zum letztenmale zu denken. So lebt denn

wohl,

Gräfinn von G **
jenige, der uns Carlſons Tod berichtet
hatte. Kurz, es war ein Abſchiedsbrief
an Marianen. Jch will die Abſchrift
herſetzen.

Liebſte Mariane,

Dieſes ſind ſeit vier Wochen die er-
ſten Stunden, da ich mich beſinnen und
euch meine Krankheit melden kann. Wie
glückſelig bin ich, daß ich krank geweſen,
und dem Tode ſo nahe gekommen bin,
ohne beydes zu wiſſen! Wie viel würde
ich eurentwegen binnen der Zeit ausge-
ſtanden haben, wenn ich meiner mäch-
tig geweſen wäre! Gott ſey für dieſe
Art des Todes gedankt! Jch bin völlig
ausgezehrt, völlig entkräftet. Und ich
ſehe die Stunden, da ich mir wieder be-
wußt bin, für nichts als Augenblicke an,
die mir Gott gönnt, mich noch einmal
in der Welt, und in meiner eignen See-
le umzuſehen, und an das Zukünftige
zum letztenmale zu denken. So lebt denn

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[109/0109] Gräfinn von G ** jenige, der uns Carlſons Tod berichtet hatte. Kurz, es war ein Abſchiedsbrief an Marianen. Jch will die Abſchrift herſetzen. Liebſte Mariane, Dieſes ſind ſeit vier Wochen die er- ſten Stunden, da ich mich beſinnen und euch meine Krankheit melden kann. Wie glückſelig bin ich, daß ich krank geweſen, und dem Tode ſo nahe gekommen bin, ohne beydes zu wiſſen! Wie viel würde ich eurentwegen binnen der Zeit ausge- ſtanden haben, wenn ich meiner mäch- tig geweſen wäre! Gott ſey für dieſe Art des Todes gedankt! Jch bin völlig ausgezehrt, völlig entkräftet. Und ich ſehe die Stunden, da ich mir wieder be- wußt bin, für nichts als Augenblicke an, die mir Gott gönnt, mich noch einmal in der Welt, und in meiner eignen See- le umzuſehen, und an das Zukünftige zum letztenmale zu denken. So lebt denn wohl,

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/109>, abgerufen am 21.11.2024.