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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Gräfinn von G **
dem Anscheine nach so beherzte und bar-
barische Männer, wie die Kinder. Er
fragte sie, wie lange sie gedienet hät-
ten. Sie hatten fast alle zwanzig Jahre
die Waffen getragen. O, fieng der
Graf an, ihr verdient, daß ihr die Ruhe
des Lebens schmeckt, weil ihr die Unruhe
so lange ausgehalten habt. Mein Sohn
mag euch den Abschied ertheilen. Und
ihr sollt euch in meinem Dorfe niederlas-
sen, und so lange ihr lebet, noch so viel
bekommen, als eure ordentliche Löhnung
austrägt. Einer von diesen Leuten hat
nachdem meinem Gemahle einen sehr wich-
tigen Dienst geleistet.

Die Nacht vor seinem letzten Ende brach
nunmehr an. Er fragte den Doctor noch
einmal um die Zeit seines Todes, und hör-
te mit der grösten Standhaftigkeit, daß
er kaum vier und zwanzig Stunden noch
auf der Welt seyn würde. Er forderte
darauf zu essen. Er aß, und ließ sich auch

ein
C 4

Gräfinn von G **
dem Anſcheine nach ſo beherzte und bar-
bariſche Männer, wie die Kinder. Er
fragte ſie, wie lange ſie gedienet hät-
ten. Sie hatten faſt alle zwanzig Jahre
die Waffen getragen. O, fieng der
Graf an, ihr verdient, daß ihr die Ruhe
des Lebens ſchmeckt, weil ihr die Unruhe
ſo lange ausgehalten habt. Mein Sohn
mag euch den Abſchied ertheilen. Und
ihr ſollt euch in meinem Dorfe niederlaſ-
ſen, und ſo lange ihr lebet, noch ſo viel
bekommen, als eure ordentliche Löhnung
austrägt. Einer von dieſen Leuten hat
nachdem meinem Gemahle einen ſehr wich-
tigen Dienſt geleiſtet.

Die Nacht vor ſeinem letzten Ende brach
nunmehr an. Er fragte den Doctor noch
einmal um die Zeit ſeines Todes, und hör-
te mit der gröſten Standhaftigkeit, daß
er kaum vier und zwanzig Stunden noch
auf der Welt ſeyn würde. Er forderte
darauf zu eſſen. Er aß, und ließ ſich auch

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[39/0039] Gräfinn von G ** dem Anſcheine nach ſo beherzte und bar- bariſche Männer, wie die Kinder. Er fragte ſie, wie lange ſie gedienet hät- ten. Sie hatten faſt alle zwanzig Jahre die Waffen getragen. O, fieng der Graf an, ihr verdient, daß ihr die Ruhe des Lebens ſchmeckt, weil ihr die Unruhe ſo lange ausgehalten habt. Mein Sohn mag euch den Abſchied ertheilen. Und ihr ſollt euch in meinem Dorfe niederlaſ- ſen, und ſo lange ihr lebet, noch ſo viel bekommen, als eure ordentliche Löhnung austrägt. Einer von dieſen Leuten hat nachdem meinem Gemahle einen ſehr wich- tigen Dienſt geleiſtet. Die Nacht vor ſeinem letzten Ende brach nunmehr an. Er fragte den Doctor noch einmal um die Zeit ſeines Todes, und hör- te mit der gröſten Standhaftigkeit, daß er kaum vier und zwanzig Stunden noch auf der Welt ſeyn würde. Er forderte darauf zu eſſen. Er aß, und ließ ſich auch ein C 4

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/39>, abgerufen am 23.11.2024.