[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.Leben der Schwedischen zu mir kömmt. Der junge Steeley wollte sei-nen Vater nicht gern allein reisen lassen, und sich doch auch nicht von uns trennen. Mit einem Worte, wir entschlossen uns alle, Carolinen aus- genommen, ihn nach Londen zu begleiten und den Winter über da zu bleiben. Dieses hatte der Alte gewünscht; aber nicht das Herz gehabt, es uns zuzumuthen. Ehe wir fortgiengen, stifteten wir noch ein gutes Werk. Wid, so hieß der junge Mensch, der seine Geliebte ehemals ver- lassen hatte, war völlig von seiner Krankheit wie- der hergestellt. Er wünschte nichts, als seine Braut zu besitzen, und mit seinem Vater wieder ausgesöhnt zu werden. Wir hatten an ihn ge- schrieben; aber er wollte nichts von seinem Soh- ne mehr wissen, und versicherte uns, daß er ihn, so geringe sein Vermögen wäre, doch schon ent- erbt hätte. Der junge Wid dauerte uns, und wir sahen, daß er die Thorheit seiner Jugend in seinen männlichen Jahren wieder gut machen wür- de. Er hatte in Leiden bis in sein siebenzehentes Jahr studirt, und nachdem auf seines Vaters Willen in ein Contoir gehen müssen. Andreas war auf das erste Wort willig, ihn in seine Hand- lung zu nehmen. Wir machten ihm eine kleine Hochzeit. Amalie stattete die Braut sehr reich- lich aus, und der alte Steeley und der Graf ga- ben ihm auch tausend Thaler. Wir streckten ihm überdieß noch ein Capital in die Handlung vor und meldeten alles dieses seinem Vater, um ihn desto eher zu gewinnen. Wir überliessen also Carolinen unsre Tochter und unser Haus zur Auf-
Leben der Schwediſchen zu mir koͤmmt. Der junge Steeley wollte ſei-nen Vater nicht gern allein reiſen laſſen, und ſich doch auch nicht von uns trennen. Mit einem Worte, wir entſchloſſen uns alle, Carolinen aus- genommen, ihn nach Londen zu begleiten und den Winter uͤber da zu bleiben. Dieſes hatte der Alte gewuͤnſcht; aber nicht das Herz gehabt, es uns zuzumuthen. Ehe wir fortgiengen, ſtifteten wir noch ein gutes Werk. Wid, ſo hieß der junge Menſch, der ſeine Geliebte ehemals ver- laſſen hatte, war voͤllig von ſeiner Krankheit wie- der hergeſtellt. Er wuͤnſchte nichts, als ſeine Braut zu beſitzen, und mit ſeinem Vater wieder ausgeſoͤhnt zu werden. Wir hatten an ihn ge- ſchrieben; aber er wollte nichts von ſeinem Soh- ne mehr wiſſen, und verſicherte uns, daß er ihn, ſo geringe ſein Vermoͤgen waͤre, doch ſchon ent- erbt haͤtte. Der junge Wid dauerte uns, und wir ſahen, daß er die Thorheit ſeiner Jugend in ſeinen maͤnnlichen Jahren wieder gut machen wuͤr- de. Er hatte in Leiden bis in ſein ſiebenzehentes Jahr ſtudirt, und nachdem auf ſeines Vaters Willen in ein Contoir gehen muͤſſen. Andreas war auf das erſte Wort willig, ihn in ſeine Hand- lung zu nehmen. Wir machten ihm eine kleine Hochzeit. Amalie ſtattete die Braut ſehr reich- lich aus, und der alte Steeley und der Graf ga- ben ihm auch tauſend Thaler. Wir ſtreckten ihm uͤberdieß noch ein Capital in die Handlung vor und meldeten alles dieſes ſeinem Vater, um ihn deſto eher zu gewinnen. Wir uͤberlieſſen alſo Carolinen unſre Tochter und unſer Haus zur Auf-
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Leben der Schwediſchen
zu mir koͤmmt. Der junge Steeley wollte ſei-
nen Vater nicht gern allein reiſen laſſen, und ſich
doch auch nicht von uns trennen. Mit einem
Worte, wir entſchloſſen uns alle, Carolinen aus-
genommen, ihn nach Londen zu begleiten und den
Winter uͤber da zu bleiben. Dieſes hatte der
Alte gewuͤnſcht; aber nicht das Herz gehabt, es
uns zuzumuthen. Ehe wir fortgiengen, ſtifteten
wir noch ein gutes Werk. Wid, ſo hieß der
junge Menſch, der ſeine Geliebte ehemals ver-
laſſen hatte, war voͤllig von ſeiner Krankheit wie-
der hergeſtellt. Er wuͤnſchte nichts, als ſeine
Braut zu beſitzen, und mit ſeinem Vater wieder
ausgeſoͤhnt zu werden. Wir hatten an ihn ge-
ſchrieben; aber er wollte nichts von ſeinem Soh-
ne mehr wiſſen, und verſicherte uns, daß er ihn,
ſo geringe ſein Vermoͤgen waͤre, doch ſchon ent-
erbt haͤtte. Der junge Wid dauerte uns, und
wir ſahen, daß er die Thorheit ſeiner Jugend in
ſeinen maͤnnlichen Jahren wieder gut machen wuͤr-
de. Er hatte in Leiden bis in ſein ſiebenzehentes
Jahr ſtudirt, und nachdem auf ſeines Vaters
Willen in ein Contoir gehen muͤſſen. Andreas
war auf das erſte Wort willig, ihn in ſeine Hand-
lung zu nehmen. Wir machten ihm eine kleine
Hochzeit. Amalie ſtattete die Braut ſehr reich-
lich aus, und der alte Steeley und der Graf ga-
ben ihm auch tauſend Thaler. Wir ſtreckten
ihm uͤberdieß noch ein Capital in die Handlung
vor und meldeten alles dieſes ſeinem Vater, um
ihn deſto eher zu gewinnen. Wir uͤberlieſſen alſo
Carolinen unſre Tochter und unſer Haus zur
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