Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.einheimischen Wurzeln zu destilliren gelernt und Rum in reichlicher Menge von ihnen empfangen hatten, da verbreitete sich Trunksucht sehr allgemein, und alle die Demoralisation, die Verbrechen, das Elend, welches ihr folgt, kam über das Volk. Unthätigkeit wuchs, Streit in den Familien nahm überhand, die Verbrechen der Areois (über welche wir sogleich reden) nahmen zu", sagt Ellis 1, 108 und so wie hier und noch ärger war es zu Hawaii und an den Küsten von Neuseeland. Allein die Eingeborenen (vergl. Ellis u.a.O.) haben sich an vielen Orten, Dank dem reinen Eifer der Missionäre, wieder von diesem so gefährlichen Laster befreit; in Neuseeland sowohl wie in Hawaii schadet der Rum nur an den Küstenplätzen den Eingeborenen und das überall wachsende Christenthum hat siegreich auch in Tahiti und sonst diese Gefahr im Allgemeinen abgewendet. Bei weitem verhängnissvoller aber wirkten die geschlechtlichen Ausschweifungen, die wohl bei keinem Volk der Welt so schamlos verbreitet waren, wie in Polynesien. Jede Reisebeschreibung (auch andere Bücher als die schamlose Reise der Pandora von Hamilton) rechtfertigt an hundert Stellen den Namen la nouvelle Cythere, welchen Bougainville der Insel Tahiti gab. Nicht nur, dass auf Tahiti, Hawaii, Neuseeland, auch auf Tonga (obwohl man hier strenger lebt) und auf Samoa (nach Wilkes) wenigstens Fremden gegenüber die Mädchen ganz frei waren; so ist auch nirgends die Prostitution der Weiber durch Väter, Brüder, Gatten frecher betrieben wie hier. Polygamie herrschte überall. Gastfreunden bot man die Weiber an, vornehme Frauen lebten ganz zügellos. Für Hawaii bezeugt dies, um nur einige Beweisstellen anzuführen, Jarves 80, für Tahiti Cook und alle andern Reisenden, für Waihu Mörenhout 1, 26, für die Markesas Porter (Journal of a cruise in the Pacif. Ocean 1812-14) 2, 60, Krusenstern 1, 221; nach Mathias G*** 152 herrscht indess Prostitution nur in den Häfen. Neuseeland stand etwas höher; doch waren auch hier die Mädchen vollständig ungebunden (Dieffenb. 2, 40). Die Weiber selbst lockten die ankommende Mannschaft von Wallis Schiff durch die unanständigsten Geberden ans Land und die Männer, welche das Geschäft abschlossen, forderten schon damals für schöne Frauen, Töchter, Schwestern u. s. w. höhere Preise als für minder schöne (Wallis 214 ff. 256). Ja vor aller Augen, und nicht etwa aus Roheit, wie die Bewohner der Palauinseln nach Kadus Zeugniss bei Chamisso 137*), sondern umstanden von vornehmen Weibern, unter denen die Königin selbst, vollzogen sie die Begattung, zum Ergötzen der Umstehenden, welche *) Wenn hier Kadu nicht irrthümlich einen rohen melanesischen Stamm meint; oder, um etwas recht Entsetzliches zu erzählen, absichtlich oder selbst getäuscht aufbindet. Denn wahrscheinlich ist die Angabe für die Palaus nicht.
einheimischen Wurzeln zu destilliren gelernt und Rum in reichlicher Menge von ihnen empfangen hatten, da verbreitete sich Trunksucht sehr allgemein, und alle die Demoralisation, die Verbrechen, das Elend, welches ihr folgt, kam über das Volk. Unthätigkeit wuchs, Streit in den Familien nahm überhand, die Verbrechen der Areois (über welche wir sogleich reden) nahmen zu«, sagt Ellis 1, 108 und so wie hier und noch ärger war es zu Hawaii und an den Küsten von Neuseeland. Allein die Eingeborenen (vergl. Ellis u.a.O.) haben sich an vielen Orten, Dank dem reinen Eifer der Missionäre, wieder von diesem so gefährlichen Laster befreit; in Neuseeland sowohl wie in Hawaii schadet der Rum nur an den Küstenplätzen den Eingeborenen und das überall wachsende Christenthum hat siegreich auch in Tahiti und sonst diese Gefahr im Allgemeinen abgewendet. Bei weitem verhängnissvoller aber wirkten die geschlechtlichen Ausschweifungen, die wohl bei keinem Volk der Welt so schamlos verbreitet waren, wie in Polynesien. Jede Reisebeschreibung (auch andere Bücher als die schamlose Reise der Pandora von Hamilton) rechtfertigt an hundert Stellen den Namen la nouvelle Cythere, welchen Bougainville der Insel Tahiti gab. Nicht nur, dass auf Tahiti, Hawaii, Neuseeland, auch auf Tonga (obwohl man hier strenger lebt) und auf Samoa (nach Wilkes) wenigstens Fremden gegenüber die Mädchen ganz frei waren; so ist auch nirgends die Prostitution der Weiber durch Väter, Brüder, Gatten frecher betrieben wie hier. Polygamie herrschte überall. Gastfreunden bot man die Weiber an, vornehme Frauen lebten ganz zügellos. Für Hawaii bezeugt dies, um nur einige Beweisstellen anzuführen, Jarves 80, für Tahiti Cook und alle andern Reisenden, für Waihu Mörenhout 1, 26, für die Markesas Porter (Journal of a cruise in the Pacif. Ocean 1812-14) 2, 60, Krusenstern 1, 221; nach Mathias G*** 152 herrscht indess Prostitution nur in den Häfen. Neuseeland stand etwas höher; doch waren auch hier die Mädchen vollständig ungebunden (Dieffenb. 2, 40). Die Weiber selbst lockten die ankommende Mannschaft von Wallis Schiff durch die unanständigsten Geberden ans Land und die Männer, welche das Geschäft abschlossen, forderten schon damals für schöne Frauen, Töchter, Schwestern u. s. w. höhere Preise als für minder schöne (Wallis 214 ff. 256). Ja vor aller Augen, und nicht etwa aus Roheit, wie die Bewohner der Palauinseln nach Kadus Zeugniss bei Chamisso 137*), sondern umstanden von vornehmen Weibern, unter denen die Königin selbst, vollzogen sie die Begattung, zum Ergötzen der Umstehenden, welche *) Wenn hier Kadu nicht irrthümlich einen rohen melanesischen Stamm meint; oder, um etwas recht Entsetzliches zu erzählen, absichtlich oder selbst getäuscht aufbindet. Denn wahrscheinlich ist die Angabe für die Palaus nicht.
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einheimischen Wurzeln zu destilliren gelernt und Rum in reichlicher Menge von ihnen empfangen hatten, da verbreitete sich Trunksucht sehr allgemein, und alle die Demoralisation, die Verbrechen, das Elend, welches ihr folgt, kam über das Volk. Unthätigkeit wuchs, Streit in den Familien nahm überhand, die Verbrechen der Areois (über welche wir sogleich reden) nahmen zu«, sagt Ellis 1, 108 und so wie hier und noch ärger war es zu Hawaii und an den Küsten von Neuseeland. Allein die Eingeborenen (vergl. Ellis u.a.O.) haben sich an vielen Orten, Dank dem reinen Eifer der Missionäre, wieder von diesem so gefährlichen Laster befreit; in Neuseeland sowohl wie in Hawaii schadet der Rum nur an den Küstenplätzen den Eingeborenen und das überall wachsende Christenthum hat siegreich auch in Tahiti und sonst diese Gefahr im Allgemeinen abgewendet.
Bei weitem verhängnissvoller aber wirkten die geschlechtlichen Ausschweifungen, die wohl bei keinem Volk der Welt so schamlos verbreitet waren, wie in Polynesien. Jede Reisebeschreibung (auch andere Bücher als die schamlose Reise der Pandora von Hamilton) rechtfertigt an hundert Stellen den Namen la nouvelle Cythere, welchen Bougainville der Insel Tahiti gab. Nicht nur, dass auf Tahiti, Hawaii, Neuseeland, auch auf Tonga (obwohl man hier strenger lebt) und auf Samoa (nach Wilkes) wenigstens Fremden gegenüber die Mädchen ganz frei waren; so ist auch nirgends die Prostitution der Weiber durch Väter, Brüder, Gatten frecher betrieben wie hier. Polygamie herrschte überall. Gastfreunden bot man die Weiber an, vornehme Frauen lebten ganz zügellos. Für Hawaii bezeugt dies, um nur einige Beweisstellen anzuführen, Jarves 80, für Tahiti Cook und alle andern Reisenden, für Waihu Mörenhout 1, 26, für die Markesas Porter (Journal of a cruise in the Pacif. Ocean 1812-14) 2, 60, Krusenstern 1, 221; nach Mathias G*** 152 herrscht indess Prostitution nur in den Häfen. Neuseeland stand etwas höher; doch waren auch hier die Mädchen vollständig ungebunden (Dieffenb. 2, 40). Die Weiber selbst lockten die ankommende Mannschaft von Wallis Schiff durch die unanständigsten Geberden ans Land und die Männer, welche das Geschäft abschlossen, forderten schon damals für schöne Frauen, Töchter, Schwestern u. s. w. höhere Preise als für minder schöne (Wallis 214 ff. 256). Ja vor aller Augen, und nicht etwa aus Roheit, wie die Bewohner der Palauinseln nach Kadus Zeugniss bei Chamisso 137 *), sondern umstanden von vornehmen Weibern, unter denen die Königin selbst, vollzogen sie die Begattung, zum Ergötzen der Umstehenden, welche
*) Wenn hier Kadu nicht irrthümlich einen rohen melanesischen Stamm meint; oder, um etwas recht Entsetzliches zu erzählen, absichtlich oder selbst getäuscht aufbindet. Denn wahrscheinlich ist die Angabe für die Palaus nicht.
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