Nunmehr muss das hiezu nöthige Probiergewicht gleichfalls der 1024te Theil eines Pfundes seyn; es wird daher 1 Loth Krämergewicht gerade 32 Probier-Pfund betragen, da 32mal 32 = 1024 ist, eben so wird 1/2 Loth genau 16 Pfunde, 1/4 Loth genau 8 Pfunde u. s. w. vorstellen.
Das Abwägen geschieht nunmehr mittelst einer kleinen Krämerwage, in deren Scha- len der abgewogene und abgestrichene Probemetzen hineingeschüttet wird. Man pflegt solche Wagen zum Verkaufe zu verfertigen, die von den Getreidehändlern, militärischen Verpflegsbeamten etc. in der Tasche getragen werden.
§. 200.
Die zweite Art der verjüngten Wagen sind Krämerwagen mit ungleichen Hebelsarmen. Ist z. B. die Länge des einen Wagebalkens = 1 und des andern = 10, so stehen auch bei einer solchen Wage 10 Pfund mit 1 Pfund im Gleichgewichte, man kann daher die Waaren mit 10mal kleinern Gewichten abwägen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass hiebei der Schwerpunkt des Wagebalkens in der senkrechten Richtung unter der Achse liegen müsse. Man kann auf diese Art die Hebelsarme nach den ver- schiedenen Zwecken der Wage einrichten.
§. 201.
Die in Schweden gebräuchliche Schiffswage wird zur Wägung grosser Schiffs- lasten verwendet, und besteht aus einem doppelten Hebel. Die Einrichtung derselben Fig. 21. Tab. 9.ersieht man aus Fig. 21. In dem hölzernen Gerüste A B C D kann der Balken o i hinauf und herabbewegt, und hiemit die ganze Wage, deren Achsen an den eisernen Stangen a g und e h befestigt sind, gehoben oder gesenkt werden. Das Erstere geschieht, wenn die Waare auf die Wagschale aufgelegt ist, und gewogen werden soll; das Zweite, wenn die Abwägung bereits statt hatte. Die Wage ist in der Figur im aufgezogenen Zustande dargestellt. Der Balken o i hängt in n und h an zwei Seilen l n und k h, welche über die Rollen k, l, m gehen und auf der Welle des Rades p s aufgewunden werden. Zur Erleichterung dieses Aufwindens wird das Rad p s durch das Getriebe r mittelst des Kur- belarmes r q in Bewegung gesetzt. Der Sperrkegel p t verhindert das Zurückgehen der Seile. Will man den Balken o i und mittelst desselben die Wage herablassen, so wird der Sperrkegel ausgehoben, und der Kurbelarm zurückbewegt. Der horizontale Stand des obern Wagebalkens d f wird durch die winkelrecht daran befestigte Zunge e u, welche mit der Verlängerung der senkrechten Stange h e einspielen muss, erkannt und hiedurch die horizontale Stellung des untern Wagebalkens a c hergestellt.
Ist die Wage aufgezogen, so wirkt die Last W an dem Hebel der zweiten Art a c, und zieht mittelst der Verbindungsstange c d den Hebel der ersten Art d f herunter, an dessen längern Arme das erforderliche Gewicht P in der Wagschale aufgelegt wird. Nen- nen wir die Kraft, womit die Verbindungsstange c d herabgezogen wird = K,
so ist K : W = a b : a c
P : K = d e : e f,
folglich P : W = a b . d e : a c . e f, d. h.
es verhalten sich die Gewichte, wie verkehrt die Produkte aus ihren Hebelsarmen. Wäre
Schwedische Schiffswage.
Nunmehr muss das hiezu nöthige Probiergewicht gleichfalls der 1024te Theil eines Pfundes seyn; es wird daher 1 Loth Krämergewicht gerade 32 Probier-Pfund betragen, da 32mal 32 = 1024 ist, eben so wird ½ Loth genau 16 Pfunde, ¼ Loth genau 8 Pfunde u. s. w. vorstellen.
Das Abwägen geschieht nunmehr mittelst einer kleinen Krämerwage, in deren Scha- len der abgewogene und abgestrichene Probemetzen hineingeschüttet wird. Man pflegt solche Wagen zum Verkaufe zu verfertigen, die von den Getreidehändlern, militärischen Verpflegsbeamten etc. in der Tasche getragen werden.
§. 200.
Die zweite Art der verjüngten Wagen sind Krämerwagen mit ungleichen Hebelsarmen. Ist z. B. die Länge des einen Wagebalkens = 1 und des andern = 10, so stehen auch bei einer solchen Wage 10 Pfund mit 1 Pfund im Gleichgewichte, man kann daher die Waaren mit 10mal kleinern Gewichten abwägen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass hiebei der Schwerpunkt des Wagebalkens in der senkrechten Richtung unter der Achse liegen müsse. Man kann auf diese Art die Hebelsarme nach den ver- schiedenen Zwecken der Wage einrichten.
§. 201.
Die in Schweden gebräuchliche Schiffswage wird zur Wägung grosser Schiffs- lasten verwendet, und besteht aus einem doppelten Hebel. Die Einrichtung derselben Fig. 21. Tab. 9.ersieht man aus Fig. 21. In dem hölzernen Gerüste A B C D kann der Balken o i hinauf und herabbewegt, und hiemit die ganze Wage, deren Achsen an den eisernen Stangen a g und e h befestigt sind, gehoben oder gesenkt werden. Das Erstere geschieht, wenn die Waare auf die Wagschale aufgelegt ist, und gewogen werden soll; das Zweite, wenn die Abwägung bereits statt hatte. Die Wage ist in der Figur im aufgezogenen Zustande dargestellt. Der Balken o i hängt in n und h an zwei Seilen l n und k h, welche über die Rollen k, l, m gehen und auf der Welle des Rades p s aufgewunden werden. Zur Erleichterung dieses Aufwindens wird das Rad p s durch das Getriebe r mittelst des Kur- belarmes r q in Bewegung gesetzt. Der Sperrkegel p t verhindert das Zurückgehen der Seile. Will man den Balken o i und mittelst desselben die Wage herablassen, so wird der Sperrkegel ausgehoben, und der Kurbelarm zurückbewegt. Der horizontale Stand des obern Wagebalkens d f wird durch die winkelrecht daran befestigte Zunge e u, welche mit der Verlängerung der senkrechten Stange h e einspielen muss, erkannt und hiedurch die horizontale Stellung des untern Wagebalkens a c hergestellt.
Ist die Wage aufgezogen, so wirkt die Last W an dem Hebel der zweiten Art a c, und zieht mittelst der Verbindungsstange c d den Hebel der ersten Art d f herunter, an dessen längern Arme das erforderliche Gewicht P in der Wagschale aufgelegt wird. Nen- nen wir die Kraft, womit die Verbindungsstange c d herabgezogen wird = K,
so ist K : W = a b : a c
P : K = d e : e f,
folglich P : W = a b . d e : a c . e f, d. h.
es verhalten sich die Gewichte, wie verkehrt die Produkte aus ihren Hebelsarmen. Wäre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0234"n="204"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Schwedische Schiffswage</hi>.</fw><lb/><p>Nunmehr muss das hiezu nöthige Probiergewicht gleichfalls der 1024<hirendition="#sup">te</hi> Theil eines<lb/>
Pfundes seyn; es wird daher 1 Loth Krämergewicht gerade 32 Probier-Pfund betragen, da<lb/>
32mal 32 = 1024 ist, eben so wird ½ Loth genau 16 Pfunde, ¼ Loth genau 8 Pfunde<lb/>
u. s. w. vorstellen.</p><lb/><p>Das Abwägen geschieht nunmehr mittelst einer kleinen Krämerwage, in deren Scha-<lb/>
len der abgewogene und abgestrichene Probemetzen hineingeschüttet wird. Man pflegt<lb/>
solche Wagen zum Verkaufe zu verfertigen, die von den Getreidehändlern, militärischen<lb/>
Verpflegsbeamten etc. in der Tasche getragen werden.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 200.</head><lb/><p>Die zweite Art der verjüngten Wagen sind <hirendition="#g">Krämerwagen mit ungleichen<lb/>
Hebelsarmen</hi>. Ist z. B. die Länge des einen Wagebalkens = 1 und des andern = 10,<lb/>
so stehen auch bei einer solchen Wage 10 Pfund mit 1 Pfund im Gleichgewichte, man<lb/>
kann daher die Waaren mit 10mal kleinern Gewichten abwägen. Es versteht sich jedoch<lb/>
von selbst, dass hiebei der Schwerpunkt des Wagebalkens in der senkrechten Richtung<lb/>
unter der Achse liegen müsse. Man kann auf diese Art die Hebelsarme nach den ver-<lb/>
schiedenen Zwecken der Wage einrichten.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 201.</head><lb/><p>Die in <hirendition="#g">Schweden</hi> gebräuchliche <hirendition="#g">Schiffswage</hi> wird zur Wägung grosser Schiffs-<lb/>
lasten verwendet, und besteht aus einem doppelten Hebel. Die Einrichtung derselben<lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
21.<lb/>
Tab.<lb/>
9.</note>ersieht man aus Fig. 21. In dem hölzernen Gerüste A B C D kann der Balken o i hinauf<lb/>
und herabbewegt, und hiemit die ganze Wage, deren Achsen an den eisernen Stangen<lb/>
a g und e h befestigt sind, gehoben oder gesenkt werden. Das Erstere geschieht, wenn<lb/>
die Waare auf die Wagschale aufgelegt ist, und gewogen werden soll; das Zweite, wenn<lb/>
die Abwägung bereits statt hatte. Die Wage ist in der Figur im aufgezogenen Zustande<lb/>
dargestellt. Der Balken o i hängt in n und h an zwei Seilen l n und k h, welche über<lb/>
die Rollen k, l, m gehen und auf der Welle des Rades p s aufgewunden werden. Zur<lb/>
Erleichterung dieses Aufwindens wird das Rad p s durch das Getriebe r mittelst des Kur-<lb/>
belarmes r q in Bewegung gesetzt. Der Sperrkegel p t verhindert das Zurückgehen der<lb/>
Seile. Will man den Balken o i und mittelst desselben die Wage herablassen, so wird<lb/>
der Sperrkegel ausgehoben, und der Kurbelarm zurückbewegt. Der horizontale Stand des<lb/>
obern Wagebalkens d f wird durch die winkelrecht daran befestigte Zunge e u, welche<lb/>
mit der Verlängerung der senkrechten Stange h e einspielen muss, erkannt und hiedurch<lb/>
die horizontale Stellung des untern Wagebalkens a c hergestellt.</p><lb/><p>Ist die Wage aufgezogen, so wirkt die Last W an dem Hebel der zweiten Art a c,<lb/>
und zieht mittelst der Verbindungsstange c d den Hebel der ersten Art d f herunter, an<lb/>
dessen längern Arme das erforderliche Gewicht P in der Wagschale aufgelegt wird. Nen-<lb/>
nen wir die Kraft, womit die Verbindungsstange c d herabgezogen wird = K,</p><lb/><list><item>so ist K : W = a b : a c</item><lb/><item><hirendition="#u">P : K = d e : e f,</hi></item><lb/><item>folglich P : W = a b . d e : a c . e f, d. h.</item></list><lb/><p>es verhalten sich die Gewichte, wie verkehrt die Produkte aus ihren Hebelsarmen. Wäre<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[204/0234]
Schwedische Schiffswage.
Nunmehr muss das hiezu nöthige Probiergewicht gleichfalls der 1024te Theil eines
Pfundes seyn; es wird daher 1 Loth Krämergewicht gerade 32 Probier-Pfund betragen, da
32mal 32 = 1024 ist, eben so wird ½ Loth genau 16 Pfunde, ¼ Loth genau 8 Pfunde
u. s. w. vorstellen.
Das Abwägen geschieht nunmehr mittelst einer kleinen Krämerwage, in deren Scha-
len der abgewogene und abgestrichene Probemetzen hineingeschüttet wird. Man pflegt
solche Wagen zum Verkaufe zu verfertigen, die von den Getreidehändlern, militärischen
Verpflegsbeamten etc. in der Tasche getragen werden.
§. 200.
Die zweite Art der verjüngten Wagen sind Krämerwagen mit ungleichen
Hebelsarmen. Ist z. B. die Länge des einen Wagebalkens = 1 und des andern = 10,
so stehen auch bei einer solchen Wage 10 Pfund mit 1 Pfund im Gleichgewichte, man
kann daher die Waaren mit 10mal kleinern Gewichten abwägen. Es versteht sich jedoch
von selbst, dass hiebei der Schwerpunkt des Wagebalkens in der senkrechten Richtung
unter der Achse liegen müsse. Man kann auf diese Art die Hebelsarme nach den ver-
schiedenen Zwecken der Wage einrichten.
§. 201.
Die in Schweden gebräuchliche Schiffswage wird zur Wägung grosser Schiffs-
lasten verwendet, und besteht aus einem doppelten Hebel. Die Einrichtung derselben
ersieht man aus Fig. 21. In dem hölzernen Gerüste A B C D kann der Balken o i hinauf
und herabbewegt, und hiemit die ganze Wage, deren Achsen an den eisernen Stangen
a g und e h befestigt sind, gehoben oder gesenkt werden. Das Erstere geschieht, wenn
die Waare auf die Wagschale aufgelegt ist, und gewogen werden soll; das Zweite, wenn
die Abwägung bereits statt hatte. Die Wage ist in der Figur im aufgezogenen Zustande
dargestellt. Der Balken o i hängt in n und h an zwei Seilen l n und k h, welche über
die Rollen k, l, m gehen und auf der Welle des Rades p s aufgewunden werden. Zur
Erleichterung dieses Aufwindens wird das Rad p s durch das Getriebe r mittelst des Kur-
belarmes r q in Bewegung gesetzt. Der Sperrkegel p t verhindert das Zurückgehen der
Seile. Will man den Balken o i und mittelst desselben die Wage herablassen, so wird
der Sperrkegel ausgehoben, und der Kurbelarm zurückbewegt. Der horizontale Stand des
obern Wagebalkens d f wird durch die winkelrecht daran befestigte Zunge e u, welche
mit der Verlängerung der senkrechten Stange h e einspielen muss, erkannt und hiedurch
die horizontale Stellung des untern Wagebalkens a c hergestellt.
Fig.
21.
Tab.
9.
Ist die Wage aufgezogen, so wirkt die Last W an dem Hebel der zweiten Art a c,
und zieht mittelst der Verbindungsstange c d den Hebel der ersten Art d f herunter, an
dessen längern Arme das erforderliche Gewicht P in der Wagschale aufgelegt wird. Nen-
nen wir die Kraft, womit die Verbindungsstange c d herabgezogen wird = K,
so ist K : W = a b : a c
P : K = d e : e f,
folglich P : W = a b . d e : a c . e f, d. h.
es verhalten sich die Gewichte, wie verkehrt die Produkte aus ihren Hebelsarmen. Wäre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/234>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.