Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
Widerstand einzelner Steine.
sich die Zugkraft wie 1 : 4 : 9 .... Es ist also zuträglicher, auf steinigten
Strassen langsam zu fahren, und dafür schwerer zu laden, als mit kleinern La-
dungen schneller zu fahren. Das Poltern der Wägen, die über steinigte Stras-
sen fahren, ist nichts anders, als das Geräusch, welches die Steine bei dem
Stosse der Räder an dieselben verursachen und alle diese Stösse müssen die
Pferde durch ihre Zugkraft wieder ersetzen.
3tens. Je höher die im Wege liegenden Steine sind, oder je mehr h beträgt, desto
mehr Zugkraft müssen die Pferde anwenden. Man fährt demnach schwerer über
grössere Steine als über kleinere.
4tens. Je grösser der Halbmesser der Räder A ist, desto kleiner wird die Zug-
kraft. Wenn wir nämlich zwei Wägen annehmen, deren einer höhere Räder als
der andere hat, so werden die schiefen Flächen, über welche die Räder nach
unserer obigen Erklärung fahren müssen, bei kleinen Rädern und denselben Stei-
nen höher als bei grossen Rädern; demnach sind hohe Räder besser als niede-
re, weil sie keine so hohe schiefe Flächen bilden.
5tens. Je näher ein Stein am andern ist, oder je mehr Steine auf einer gegebenen
Länge des Weges vorkommen, desto mehr Zugkraft haben die Pferde nöthig;
wäre E unendlich gross, so ist ' = 0, weil dann gar keine Steine vorhanden
sind; dasselbe ist der Fall, wenn die Höhe der Steine h = 0 ist.
Beispiel. Es sey das Gewicht des Wagens und der Ladung Q = 2000 Lb, die
Geschwindigkeit v = 4 Fuss, die Entfernung eines Steines vom andern E = 4
Fuss, die Höhe der Steine h = 2 Zoll und die Höhe der Räder 2 A = 60 Zoll,
so ist [Formel 1] , wogegen wir im vorigen Paragraphe den Wi-
derstand der Reibung für sich allein = 16 2/3 Lb gefunden haben; der Widerstand
2 Zoll hoher Steine beträgt daher weit mehr.
§. 533.

Dieselbe Berechnung findet für den Widerstand statt, wenn die Radreifen an
die Radfelgen mit Nägeln befestigt sind, deren Köpfe über die
Oberfläche der Radreifen hervorragen
; dieser Widerstand wird desshalb
bedeutend, weil er auf sehr kleinen Entfernungen vorkommt, indem diese Nagelköpfe
bloss einige Zolle von einander entfernt sind. Es sey nämlich die Höhe eines solchen
Nagelkopfes h = 3/8 Zoll, und die Entfernung eines Nagels vom andern E = 9 Zoll, so
ist die nöthige Zugkraft zur Uiberwindung des Widerstandes, der aus den hervorstehen-
den Nagelköpfen entsteht, in dem obigen Beispiele [Formel 2] wie oben.

Der Widerstand ist daher derselbe, wenn 2 Zoll hohe Steine in der Entfernung von
4 Fuss von einander auf der Strasse liegen, oder wenn an den Radreifen Nagelköpfe
von 3/8 Zoll Höhe in der Entfernung von 9 Zoll von einander hervorstehen, weil
[Formel 3] . Wenn selbst die Höhe der Nägelköpfe nur 1/6 Zoll beträgt, und wenn die-
selben 4 Zoll von einander entfernt sind, so entsteht ein gleicher Widerstand, als wenn Stei-

Gerstners Mechanik. Band I. 73
Widerstand einzelner Steine.
sich die Zugkraft wie 1 : 4 : 9 .... Es ist also zuträglicher, auf steinigten
Strassen langsam zu fahren, und dafür schwerer zu laden, als mit kleinern La-
dungen schneller zu fahren. Das Poltern der Wägen, die über steinigte Stras-
sen fahren, ist nichts anders, als das Geräusch, welches die Steine bei dem
Stosse der Räder an dieselben verursachen und alle diese Stösse müssen die
Pferde durch ihre Zugkraft wieder ersetzen.
3tens. Je höher die im Wege liegenden Steine sind, oder je mehr h beträgt, desto
mehr Zugkraft müssen die Pferde anwenden. Man fährt demnach schwerer über
grössere Steine als über kleinere.
4tens. Je grösser der Halbmesser der Räder A ist, desto kleiner wird die Zug-
kraft. Wenn wir nämlich zwei Wägen annehmen, deren einer höhere Räder als
der andere hat, so werden die schiefen Flächen, über welche die Räder nach
unserer obigen Erklärung fahren müssen, bei kleinen Rädern und denselben Stei-
nen höher als bei grossen Rädern; demnach sind hohe Räder besser als niede-
re, weil sie keine so hohe schiefe Flächen bilden.
5tens. Je näher ein Stein am andern ist, oder je mehr Steine auf einer gegebenen
Länge des Weges vorkommen, desto mehr Zugkraft haben die Pferde nöthig;
wäre E unendlich gross, so ist 𝔎' = 0, weil dann gar keine Steine vorhanden
sind; dasselbe ist der Fall, wenn die Höhe der Steine h = 0 ist.
Beispiel. Es sey das Gewicht des Wagens und der Ladung Q = 2000 ℔, die
Geschwindigkeit v = 4 Fuss, die Entfernung eines Steines vom andern E = 4
Fuss, die Höhe der Steine h = 2 Zoll und die Höhe der Räder 2 A = 60 Zoll,
so ist [Formel 1] , wogegen wir im vorigen Paragraphe den Wi-
derstand der Reibung für sich allein = 16⅔ ℔ gefunden haben; der Widerstand
2 Zoll hoher Steine beträgt daher weit mehr.
§. 533.

Dieselbe Berechnung findet für den Widerstand statt, wenn die Radreifen an
die Radfelgen mit Nägeln befestigt sind, deren Köpfe über die
Oberfläche der Radreifen hervorragen
; dieser Widerstand wird desshalb
bedeutend, weil er auf sehr kleinen Entfernungen vorkommt, indem diese Nagelköpfe
bloss einige Zolle von einander entfernt sind. Es sey nämlich die Höhe eines solchen
Nagelkopfes h = ⅜ Zoll, und die Entfernung eines Nagels vom andern E = 9 Zoll, so
ist die nöthige Zugkraft zur Uiberwindung des Widerstandes, der aus den hervorstehen-
den Nagelköpfen entsteht, in dem obigen Beispiele [Formel 2] wie oben.

Der Widerstand ist daher derselbe, wenn 2 Zoll hohe Steine in der Entfernung von
4 Fuss von einander auf der Strasse liegen, oder wenn an den Radreifen Nagelköpfe
von ⅜ Zoll Höhe in der Entfernung von 9 Zoll von einander hervorstehen, weil
[Formel 3] . Wenn selbst die Höhe der Nägelköpfe nur ⅙ Zoll beträgt, und wenn die-
selben 4 Zoll von einander entfernt sind, so entsteht ein gleicher Widerstand, als wenn Stei-

Gerstners Mechanik. Band I. 73
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0609" n="577"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Widerstand einzelner Steine</hi>.</fw><lb/>
sich die Zugkraft wie 1 : 4 : 9 .... Es ist also zuträglicher, auf steinigten<lb/>
Strassen langsam zu fahren, und dafür schwerer zu laden, als mit kleinern La-<lb/>
dungen schneller zu fahren. Das Poltern der Wägen, die über steinigte Stras-<lb/>
sen fahren, ist nichts anders, als das Geräusch, welches die Steine bei dem<lb/>
Stosse der Räder an dieselben verursachen und alle diese Stösse müssen die<lb/>
Pferde durch ihre Zugkraft wieder ersetzen.</item><lb/>
              <item>3<hi rendition="#sup">tens.</hi> Je höher die im Wege liegenden Steine sind, oder je mehr h beträgt, desto<lb/>
mehr Zugkraft müssen die Pferde anwenden. Man fährt demnach schwerer über<lb/>
grössere Steine als über kleinere.</item><lb/>
              <item>4<hi rendition="#sup">tens.</hi> Je grösser der Halbmesser der Räder A ist, desto <hi rendition="#g">kleiner</hi> wird die Zug-<lb/>
kraft. Wenn wir nämlich zwei Wägen annehmen, deren einer höhere Räder als<lb/>
der andere hat, so werden die schiefen Flächen, über welche die Räder nach<lb/>
unserer obigen Erklärung fahren müssen, bei kleinen Rädern und denselben Stei-<lb/>
nen höher als bei grossen Rädern; demnach sind hohe Räder besser als niede-<lb/>
re, weil sie keine so hohe schiefe Flächen bilden.</item><lb/>
              <item>5<hi rendition="#sup">tens.</hi> Je näher ein Stein am andern ist, oder je mehr Steine auf einer gegebenen<lb/>
Länge des Weges vorkommen, desto mehr Zugkraft haben die Pferde nöthig;<lb/>
wäre E unendlich gross, so ist &#x1D50E;' = 0, weil dann gar keine Steine vorhanden<lb/>
sind; dasselbe ist der Fall, wenn die Höhe der Steine h = 0 ist.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#g">Beispiel</hi>. Es sey das Gewicht des Wagens und der Ladung Q = 2000 &#x2114;, die<lb/>
Geschwindigkeit v = 4 Fuss, die Entfernung eines Steines vom andern E = 4<lb/>
Fuss, die Höhe der Steine h = 2 Zoll und die Höhe der Räder 2 A = 60 Zoll,<lb/>
so ist <formula/>, wogegen wir im vorigen Paragraphe den Wi-<lb/>
derstand der Reibung für sich allein = 16&#x2154; &#x2114; gefunden haben; der Widerstand<lb/>
2 Zoll hoher Steine beträgt daher weit mehr.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 533.</head><lb/>
            <p>Dieselbe Berechnung findet für den Widerstand statt, <hi rendition="#g">wenn die Radreifen an<lb/>
die Radfelgen mit Nägeln befestigt sind, deren Köpfe über die<lb/>
Oberfläche der Radreifen hervorragen</hi>; dieser Widerstand wird desshalb<lb/>
bedeutend, weil er auf sehr kleinen Entfernungen vorkommt, indem diese Nagelköpfe<lb/>
bloss einige Zolle von einander entfernt sind. Es sey nämlich die Höhe eines solchen<lb/>
Nagelkopfes h = &#x215C; Zoll, und die Entfernung eines Nagels vom andern E = 9 Zoll, so<lb/>
ist die nöthige Zugkraft zur Uiberwindung des Widerstandes, der aus den hervorstehen-<lb/>
den Nagelköpfen entsteht, in dem obigen Beispiele <formula/> wie oben.</p><lb/>
            <p>Der Widerstand ist daher derselbe, wenn 2 Zoll hohe Steine in der Entfernung von<lb/>
4 Fuss von einander auf der Strasse liegen, oder wenn an den Radreifen Nagelköpfe<lb/>
von &#x215C; Zoll Höhe in der Entfernung von 9 Zoll von einander hervorstehen, weil<lb/><formula/>. Wenn selbst die Höhe der Nägelköpfe nur &#x2159; Zoll beträgt, und wenn die-<lb/>
selben 4 Zoll von einander entfernt sind, so entsteht ein gleicher Widerstand, als wenn Stei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Gerstners Mechanik. Band I. 73</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[577/0609] Widerstand einzelner Steine. sich die Zugkraft wie 1 : 4 : 9 .... Es ist also zuträglicher, auf steinigten Strassen langsam zu fahren, und dafür schwerer zu laden, als mit kleinern La- dungen schneller zu fahren. Das Poltern der Wägen, die über steinigte Stras- sen fahren, ist nichts anders, als das Geräusch, welches die Steine bei dem Stosse der Räder an dieselben verursachen und alle diese Stösse müssen die Pferde durch ihre Zugkraft wieder ersetzen. 3tens. Je höher die im Wege liegenden Steine sind, oder je mehr h beträgt, desto mehr Zugkraft müssen die Pferde anwenden. Man fährt demnach schwerer über grössere Steine als über kleinere. 4tens. Je grösser der Halbmesser der Räder A ist, desto kleiner wird die Zug- kraft. Wenn wir nämlich zwei Wägen annehmen, deren einer höhere Räder als der andere hat, so werden die schiefen Flächen, über welche die Räder nach unserer obigen Erklärung fahren müssen, bei kleinen Rädern und denselben Stei- nen höher als bei grossen Rädern; demnach sind hohe Räder besser als niede- re, weil sie keine so hohe schiefe Flächen bilden. 5tens. Je näher ein Stein am andern ist, oder je mehr Steine auf einer gegebenen Länge des Weges vorkommen, desto mehr Zugkraft haben die Pferde nöthig; wäre E unendlich gross, so ist 𝔎' = 0, weil dann gar keine Steine vorhanden sind; dasselbe ist der Fall, wenn die Höhe der Steine h = 0 ist. Beispiel. Es sey das Gewicht des Wagens und der Ladung Q = 2000 ℔, die Geschwindigkeit v = 4 Fuss, die Entfernung eines Steines vom andern E = 4 Fuss, die Höhe der Steine h = 2 Zoll und die Höhe der Räder 2 A = 60 Zoll, so ist [FORMEL], wogegen wir im vorigen Paragraphe den Wi- derstand der Reibung für sich allein = 16⅔ ℔ gefunden haben; der Widerstand 2 Zoll hoher Steine beträgt daher weit mehr. §. 533. Dieselbe Berechnung findet für den Widerstand statt, wenn die Radreifen an die Radfelgen mit Nägeln befestigt sind, deren Köpfe über die Oberfläche der Radreifen hervorragen; dieser Widerstand wird desshalb bedeutend, weil er auf sehr kleinen Entfernungen vorkommt, indem diese Nagelköpfe bloss einige Zolle von einander entfernt sind. Es sey nämlich die Höhe eines solchen Nagelkopfes h = ⅜ Zoll, und die Entfernung eines Nagels vom andern E = 9 Zoll, so ist die nöthige Zugkraft zur Uiberwindung des Widerstandes, der aus den hervorstehen- den Nagelköpfen entsteht, in dem obigen Beispiele [FORMEL] wie oben. Der Widerstand ist daher derselbe, wenn 2 Zoll hohe Steine in der Entfernung von 4 Fuss von einander auf der Strasse liegen, oder wenn an den Radreifen Nagelköpfe von ⅜ Zoll Höhe in der Entfernung von 9 Zoll von einander hervorstehen, weil [FORMEL]. Wenn selbst die Höhe der Nägelköpfe nur ⅙ Zoll beträgt, und wenn die- selben 4 Zoll von einander entfernt sind, so entsteht ein gleicher Widerstand, als wenn Stei- Gerstners Mechanik. Band I. 73

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/609
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/609>, abgerufen am 22.11.2024.