der Tabelle enthaltene Geschwindigkeit erfolgt. Derselbe Zweck wird aber auch er- reicht, wenn das Räderwerk, nämlich die Anzahl der Kämme des Drehlings zu jenen des Stirnrades der Maschine so abgeändert wird, dass z. B. bei der oben beschrie- benen Säge 11 Schnitte in gleicher Zeit, wie früher 8 Schnitte erfolgen.
§. 330.
Die dritte Gattung Wasserräder sind die mittelschlächtigen oder Kropfräder, welche bisher nur dann angewendet wurden, wenn das vorhandene Gefälle für ein oberschlächtiges Rad zu klein befunden wurde. Wir haben gesehen, dass das Bewe- gungsmoment der oberschlächtigen Räder dem Gewichte des Wasserzuflusses in einer Sekunde multiplizirt mit der Höhe der Wassersäule, auf welcher sich das Wasser im Rade erhält, gleichkommt und dass dieses Moment bei unterschlächtigen Rädern im Falle der vortheilhaftesten Benützung des Wassers nur dem Gewichte des Wasserzu- flusses multiplizirt mit der halben Höhe des Gefälles gleich ist. Da nun bei ober- schlächtigen Rädern der Höhe der Wassersäule nebst dem Freihängen auch noch die Höhe, um welche das Wasser zu früh aus den Zellen herausfällt, entgeht, so verfiel man auf den Gedanken, zur Gewinnung dieser Wassersäule den untern Theil des Ra- des mit einem nach der Krümmung desselben anschliessenden Gerinneboden, Kropf genannt, zu versehen, um auf diese Art sowohl die Höhe dieser Wassersäule als auch das Freihängen sammt der Tiefe des unten abfliessenden Wassers dem Bewegungs- momente des Rades zuzuwenden. Hierzu wird aber erfordert, dass das Wasser so lange in den Zellen bleibe, als es zur Gewinnung dieser Höhe nothwendig ist, zu welchem Zwecke die Schaufeln der Kropfräder entweder gebrochen oder zellenartig gebaut werden.
§. 331.
Die Konstrukzion dieser Kropfräder wird auf verschiedene Art angegeben. Ist das Gefälle oder die Höhe des Kropfes nicht sehr bedeutend, so pflegt man den Kränzen eine Breite von 12 Zoll zu geben, den Theilriss auf die Mitte zu setzen und die Anzahl der Schaufeln oder Zellen 3 mal so gross anzunehmen, als der Durch- messer im Theilrisse Fusse hat. Die Stellung der Kropfschaufeln gegen die Stoss- schaufeln wird nun auf verschiedene Art vorgenommen.
Herr Eytelwein gibt in seinem Handbuche der Mechanik fester Körper und der Hydraulik, Seite 258 (2te Auflage) folgende Verzeichnungsart der Schaufeln eines Kropf- rades an. Es sey Fig. 1 in d ein Theilungspunkt so angenommen worden, dass sichFig. 1. Tab. 64. derselbe an jener höchsten Stelle des Gerinnes befindet, wo die Rundung desselben mit dem Rade einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt c hat. Man theile den vertikalen äussern Halb- messer c b des Rades in eben so viel gleiche Theile als Schaufelweiten im Quadranten a b befindlich sind, also hier in 8 Theile. Bezeichnet man nun die Theilungspunkte vom Mittelpunkte c herab mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und eben so die Punkte am Umfange des Rades von b nach a, so gibt die Linie von 4 in c b nach dem gleichnamigen Punkt 4 in a b die Lage der Wasser- oder Stosschaufel d e, deren Länge durch den
58*
Erklärung der Kropfräder.
der Tabelle enthaltene Geschwindigkeit erfolgt. Derselbe Zweck wird aber auch er- reicht, wenn das Räderwerk, nämlich die Anzahl der Kämme des Drehlings zu jenen des Stirnrades der Maschine so abgeändert wird, dass z. B. bei der oben beschrie- benen Säge 11 Schnitte in gleicher Zeit, wie früher 8 Schnitte erfolgen.
§. 330.
Die dritte Gattung Wasserräder sind die mittelschlächtigen oder Kropfräder, welche bisher nur dann angewendet wurden, wenn das vorhandene Gefälle für ein oberschlächtiges Rad zu klein befunden wurde. Wir haben gesehen, dass das Bewe- gungsmoment der oberschlächtigen Räder dem Gewichte des Wasserzuflusses in einer Sekunde multiplizirt mit der Höhe der Wassersäule, auf welcher sich das Wasser im Rade erhält, gleichkommt und dass dieses Moment bei unterschlächtigen Rädern im Falle der vortheilhaftesten Benützung des Wassers nur dem Gewichte des Wasserzu- flusses multiplizirt mit der halben Höhe des Gefälles gleich ist. Da nun bei ober- schlächtigen Rädern der Höhe der Wassersäule nebst dem Freihängen auch noch die Höhe, um welche das Wasser zu früh aus den Zellen herausfällt, entgeht, so verfiel man auf den Gedanken, zur Gewinnung dieser Wassersäule den untern Theil des Ra- des mit einem nach der Krümmung desselben anschliessenden Gerinneboden, Kropf genannt, zu versehen, um auf diese Art sowohl die Höhe dieser Wassersäule als auch das Freihängen sammt der Tiefe des unten abfliessenden Wassers dem Bewegungs- momente des Rades zuzuwenden. Hierzu wird aber erfordert, dass das Wasser so lange in den Zellen bleibe, als es zur Gewinnung dieser Höhe nothwendig ist, zu welchem Zwecke die Schaufeln der Kropfräder entweder gebrochen oder zellenartig gebaut werden.
§. 331.
Die Konstrukzion dieser Kropfräder wird auf verschiedene Art angegeben. Ist das Gefälle oder die Höhe des Kropfes nicht sehr bedeutend, so pflegt man den Kränzen eine Breite von 12 Zoll zu geben, den Theilriss auf die Mitte zu setzen und die Anzahl der Schaufeln oder Zellen 3 mal so gross anzunehmen, als der Durch- messer im Theilrisse Fusse hat. Die Stellung der Kropfschaufeln gegen die Stoss- schaufeln wird nun auf verschiedene Art vorgenommen.
Herr Eytelwein gibt in seinem Handbuche der Mechanik fester Körper und der Hydraulik, Seite 258 (2te Auflage) folgende Verzeichnungsart der Schaufeln eines Kropf- rades an. Es sey Fig. 1 in d ein Theilungspunkt so angenommen worden, dass sichFig. 1. Tab. 64. derselbe an jener höchsten Stelle des Gerinnes befindet, wo die Rundung desselben mit dem Rade einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt c hat. Man theile den vertikalen äussern Halb- messer c b des Rades in eben so viel gleiche Theile als Schaufelweiten im Quadranten a b befindlich sind, also hier in 8 Theile. Bezeichnet man nun die Theilungspunkte vom Mittelpunkte c herab mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und eben so die Punkte am Umfange des Rades von b nach a, so gibt die Linie von 4 in c b nach dem gleichnamigen Punkt 4 in a b die Lage der Wasser- oder Stosschaufel d e, deren Länge durch den
58*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0477"n="459"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Erklärung der Kropfräder.</hi></fw><lb/>
der Tabelle enthaltene Geschwindigkeit erfolgt. Derselbe Zweck wird aber auch er-<lb/>
reicht, wenn das Räderwerk, nämlich die Anzahl der Kämme des Drehlings zu jenen<lb/>
des Stirnrades der Maschine so abgeändert wird, dass z. B. bei der oben beschrie-<lb/>
benen Säge 11 Schnitte in gleicher Zeit, wie früher 8 Schnitte erfolgen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 330.</head><lb/><p>Die dritte Gattung Wasserräder sind die mittelschlächtigen oder <hirendition="#g">Kropfräder,</hi><lb/>
welche bisher nur dann angewendet wurden, wenn das vorhandene Gefälle für ein<lb/>
oberschlächtiges Rad zu klein befunden wurde. Wir haben gesehen, dass das Bewe-<lb/>
gungsmoment der oberschlächtigen Räder dem Gewichte des Wasserzuflusses in einer<lb/>
Sekunde multiplizirt mit der Höhe der Wassersäule, auf welcher sich das Wasser im<lb/>
Rade erhält, gleichkommt und dass dieses Moment bei unterschlächtigen Rädern im<lb/>
Falle der vortheilhaftesten Benützung des Wassers nur dem Gewichte des Wasserzu-<lb/>
flusses multiplizirt mit der halben Höhe des Gefälles gleich ist. Da nun bei ober-<lb/>
schlächtigen Rädern der Höhe der Wassersäule nebst dem Freihängen auch noch die<lb/>
Höhe, um welche das Wasser zu früh aus den Zellen herausfällt, entgeht, so verfiel<lb/>
man auf den Gedanken, zur Gewinnung dieser Wassersäule den untern Theil des Ra-<lb/>
des mit einem nach der Krümmung desselben anschliessenden Gerinneboden, <hirendition="#g">Kropf</hi><lb/>
genannt, zu versehen, um auf diese Art sowohl die Höhe dieser Wassersäule als auch<lb/>
das Freihängen sammt der Tiefe des unten abfliessenden Wassers dem Bewegungs-<lb/>
momente des Rades zuzuwenden. Hierzu wird aber erfordert, dass das Wasser so<lb/>
lange in den Zellen bleibe, als es zur Gewinnung dieser Höhe nothwendig ist, zu<lb/>
welchem Zwecke die Schaufeln der Kropfräder entweder gebrochen oder zellenartig<lb/>
gebaut werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 331.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Konstrukzion dieser Kropfräder</hi> wird auf verschiedene Art angegeben.<lb/>
Ist das Gefälle oder die Höhe des Kropfes nicht sehr bedeutend, so pflegt man den<lb/>
Kränzen eine Breite von 12 Zoll zu geben, den Theilriss auf die Mitte zu setzen und<lb/>
die Anzahl der Schaufeln oder Zellen 3 mal so gross anzunehmen, als der Durch-<lb/>
messer im Theilrisse Fusse hat. Die Stellung der Kropfschaufeln gegen die Stoss-<lb/>
schaufeln wird nun auf verschiedene Art vorgenommen.</p><lb/><p>Herr <hirendition="#i">Eytelwein</hi> gibt in seinem Handbuche der Mechanik fester Körper und der<lb/>
Hydraulik, Seite 258 (2<hirendition="#sup">te</hi> Auflage) folgende Verzeichnungsart der Schaufeln eines Kropf-<lb/>
rades an. Es sey Fig. 1 in d ein Theilungspunkt so angenommen worden, dass sich<noteplace="right">Fig.<lb/>
1.<lb/>
Tab.<lb/>
64.</note><lb/>
derselbe an jener höchsten Stelle des Gerinnes befindet, wo die Rundung desselben mit dem<lb/>
Rade einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt c hat. Man theile den vertikalen äussern Halb-<lb/>
messer c b des Rades in eben so viel gleiche Theile als Schaufelweiten im Quadranten<lb/>
a b befindlich sind, also hier in 8 Theile. Bezeichnet man nun die Theilungspunkte<lb/>
vom Mittelpunkte c herab mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und eben so die Punkte am Umfange<lb/>
des Rades von b nach a, so gibt die Linie von 4 in c b nach dem gleichnamigen Punkt<lb/>
4 in a b die Lage der <hirendition="#g">Wasser-</hi> oder <hirendition="#g">Stosschaufel</hi> d e, deren Länge durch den<lb/><fwplace="bottom"type="sig">58*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[459/0477]
Erklärung der Kropfräder.
der Tabelle enthaltene Geschwindigkeit erfolgt. Derselbe Zweck wird aber auch er-
reicht, wenn das Räderwerk, nämlich die Anzahl der Kämme des Drehlings zu jenen
des Stirnrades der Maschine so abgeändert wird, dass z. B. bei der oben beschrie-
benen Säge 11 Schnitte in gleicher Zeit, wie früher 8 Schnitte erfolgen.
§. 330.
Die dritte Gattung Wasserräder sind die mittelschlächtigen oder Kropfräder,
welche bisher nur dann angewendet wurden, wenn das vorhandene Gefälle für ein
oberschlächtiges Rad zu klein befunden wurde. Wir haben gesehen, dass das Bewe-
gungsmoment der oberschlächtigen Räder dem Gewichte des Wasserzuflusses in einer
Sekunde multiplizirt mit der Höhe der Wassersäule, auf welcher sich das Wasser im
Rade erhält, gleichkommt und dass dieses Moment bei unterschlächtigen Rädern im
Falle der vortheilhaftesten Benützung des Wassers nur dem Gewichte des Wasserzu-
flusses multiplizirt mit der halben Höhe des Gefälles gleich ist. Da nun bei ober-
schlächtigen Rädern der Höhe der Wassersäule nebst dem Freihängen auch noch die
Höhe, um welche das Wasser zu früh aus den Zellen herausfällt, entgeht, so verfiel
man auf den Gedanken, zur Gewinnung dieser Wassersäule den untern Theil des Ra-
des mit einem nach der Krümmung desselben anschliessenden Gerinneboden, Kropf
genannt, zu versehen, um auf diese Art sowohl die Höhe dieser Wassersäule als auch
das Freihängen sammt der Tiefe des unten abfliessenden Wassers dem Bewegungs-
momente des Rades zuzuwenden. Hierzu wird aber erfordert, dass das Wasser so
lange in den Zellen bleibe, als es zur Gewinnung dieser Höhe nothwendig ist, zu
welchem Zwecke die Schaufeln der Kropfräder entweder gebrochen oder zellenartig
gebaut werden.
§. 331.
Die Konstrukzion dieser Kropfräder wird auf verschiedene Art angegeben.
Ist das Gefälle oder die Höhe des Kropfes nicht sehr bedeutend, so pflegt man den
Kränzen eine Breite von 12 Zoll zu geben, den Theilriss auf die Mitte zu setzen und
die Anzahl der Schaufeln oder Zellen 3 mal so gross anzunehmen, als der Durch-
messer im Theilrisse Fusse hat. Die Stellung der Kropfschaufeln gegen die Stoss-
schaufeln wird nun auf verschiedene Art vorgenommen.
Herr Eytelwein gibt in seinem Handbuche der Mechanik fester Körper und der
Hydraulik, Seite 258 (2te Auflage) folgende Verzeichnungsart der Schaufeln eines Kropf-
rades an. Es sey Fig. 1 in d ein Theilungspunkt so angenommen worden, dass sich
derselbe an jener höchsten Stelle des Gerinnes befindet, wo die Rundung desselben mit dem
Rade einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt c hat. Man theile den vertikalen äussern Halb-
messer c b des Rades in eben so viel gleiche Theile als Schaufelweiten im Quadranten
a b befindlich sind, also hier in 8 Theile. Bezeichnet man nun die Theilungspunkte
vom Mittelpunkte c herab mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und eben so die Punkte am Umfange
des Rades von b nach a, so gibt die Linie von 4 in c b nach dem gleichnamigen Punkt
4 in a b die Lage der Wasser- oder Stosschaufel d e, deren Länge durch den
Fig.
1.
Tab.
64.
58*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/477>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.