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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von den Buchdruckern in Leipzig.
digkeiten. Sein gutes Verhalten brachte es dahin,
daß er nach 2. Jahren ein Currentschüler wurde, und
sich eine geraume Zeit daselbst aufhielte. Weil er
aber wohl einsahe, daß das Studiren mehr Kosten er-
forderte, als er von seinen Eltern, oder guten Leuten,
zu hoffen hatte; So verließ er die Schul und begab
sich zu einem von Adel Hannß Ernst von Miltitz in
Bedienung, wo er sich aber nicht über ein Jahr auf-
gehalten hat. Er kam also zu seinen Eltern wieder zu-
rück, und gieng mit selbigen zu Rath was nun anzufan-
gen wäre. Es waren kaum 3. Wochen verflossen, so
schrieb der Hr. Superintendent von Liebenwerda an sei-
ne Eltern, und berichtete ihnen, er hätte von dem Con-
sistorio zu Wittenberg ein Schreiben erhalten, daß er
einen armen Knaben vorschlagen sollte, welcher daselbst
die Buchdruckerey umsonst lernen sollte. Wenn nun
ihr Sohn darzu Lust hätte; So sollte er sich ohne Ver-
zug darzu fertig machen. Uber diesen Vorschlag wa-
ren die Eltern und Sohn hertzlich froh, deßwegen er sich
nach Wittenberg verfügte, und bey Hrn. Georg Mül-
lern
die Lehrjahre 1632. antrat. Jm Jahr 1635.
wurde er in Wittenberg ein Cornute und 1636. allhier
in Leipzig Geselle, nachdem ihm Herr Gregorius
Ritzsch
die Unkosten darzu vorgeschossen, welche er ihm
aber redlich wieder ersetzet hat. Um diese Zeit belager-
te der schwedische Generalfeldmarschall Banner Leip-
zig, und setzte unserer Vaterstadt hart zu, daß man aller-
dings Ursache hatte sich tapffer zu wehren. Währen-
der dieser Belagerung ließ sich unser Wittigau, als ein
Musqvetier, auf den Mauren mit gebrauchen und be-
kam wöchentlich davor 1. Thaler nebst nothwendigem
Unterhalt. Nach geendigter Belagerung verfügte er sich
nach Nürnberg, Würtzburg, Regenspurg, Augspurg,

und
H

von den Buchdruckern in Leipzig.
digkeiten. Sein gutes Verhalten brachte es dahin,
daß er nach 2. Jahren ein Currentſchuͤler wurde, und
ſich eine geraume Zeit daſelbſt aufhielte. Weil er
aber wohl einſahe, daß das Studiren mehr Koſten er-
forderte, als er von ſeinen Eltern, oder guten Leuten,
zu hoffen hatte; So verließ er die Schul und begab
ſich zu einem von Adel Hannß Ernſt von Miltitz in
Bedienung, wo er ſich aber nicht uͤber ein Jahr auf-
gehalten hat. Er kam alſo zu ſeinen Eltern wieder zu-
ruͤck, und gieng mit ſelbigen zu Rath was nun anzufan-
gen waͤre. Es waren kaum 3. Wochen verfloſſen, ſo
ſchrieb der Hr. Superintendent von Liebenwerda an ſei-
ne Eltern, und berichtete ihnen, er haͤtte von dem Con-
ſiſtorio zu Wittenberg ein Schreiben erhalten, daß er
einen armen Knaben vorſchlagen ſollte, welcher daſelbſt
die Buchdruckerey umſonſt lernen ſollte. Wenn nun
ihr Sohn darzu Luſt haͤtte; So ſollte er ſich ohne Ver-
zug darzu fertig machen. Uber dieſen Vorſchlag wa-
ren die Eltern und Sohn hertzlich froh, deßwegen er ſich
nach Wittenberg verfuͤgte, und bey Hrn. Georg Muͤl-
lern
die Lehrjahre 1632. antrat. Jm Jahr 1635.
wurde er in Wittenberg ein Cornute und 1636. allhier
in Leipzig Geſelle, nachdem ihm Herr Gregorius
Ritzſch
die Unkoſten darzu vorgeſchoſſen, welche er ihm
aber redlich wieder erſetzet hat. Um dieſe Zeit belager-
te der ſchwediſche Generalfeldmarſchall Banner Leip-
zig, und ſetzte unſerer Vaterſtadt hart zu, daß man aller-
dings Urſache hatte ſich tapffer zu wehren. Waͤhren-
der dieſer Belagerung ließ ſich unſer Wittigau, als ein
Musqvetier, auf den Mauren mit gebrauchen und be-
kam woͤchentlich davor 1. Thaler nebſt nothwendigem
Unterhalt. Nach geendigter Belagerung verfuͤgte er ſich
nach Nuͤrnberg, Wuͤrtzburg, Regenſpurg, Augſpurg,

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[113/0171] von den Buchdruckern in Leipzig. digkeiten. Sein gutes Verhalten brachte es dahin, daß er nach 2. Jahren ein Currentſchuͤler wurde, und ſich eine geraume Zeit daſelbſt aufhielte. Weil er aber wohl einſahe, daß das Studiren mehr Koſten er- forderte, als er von ſeinen Eltern, oder guten Leuten, zu hoffen hatte; So verließ er die Schul und begab ſich zu einem von Adel Hannß Ernſt von Miltitz in Bedienung, wo er ſich aber nicht uͤber ein Jahr auf- gehalten hat. Er kam alſo zu ſeinen Eltern wieder zu- ruͤck, und gieng mit ſelbigen zu Rath was nun anzufan- gen waͤre. Es waren kaum 3. Wochen verfloſſen, ſo ſchrieb der Hr. Superintendent von Liebenwerda an ſei- ne Eltern, und berichtete ihnen, er haͤtte von dem Con- ſiſtorio zu Wittenberg ein Schreiben erhalten, daß er einen armen Knaben vorſchlagen ſollte, welcher daſelbſt die Buchdruckerey umſonſt lernen ſollte. Wenn nun ihr Sohn darzu Luſt haͤtte; So ſollte er ſich ohne Ver- zug darzu fertig machen. Uber dieſen Vorſchlag wa- ren die Eltern und Sohn hertzlich froh, deßwegen er ſich nach Wittenberg verfuͤgte, und bey Hrn. Georg Muͤl- lern die Lehrjahre 1632. antrat. Jm Jahr 1635. wurde er in Wittenberg ein Cornute und 1636. allhier in Leipzig Geſelle, nachdem ihm Herr Gregorius Ritzſch die Unkoſten darzu vorgeſchoſſen, welche er ihm aber redlich wieder erſetzet hat. Um dieſe Zeit belager- te der ſchwediſche Generalfeldmarſchall Banner Leip- zig, und ſetzte unſerer Vaterſtadt hart zu, daß man aller- dings Urſache hatte ſich tapffer zu wehren. Waͤhren- der dieſer Belagerung ließ ſich unſer Wittigau, als ein Musqvetier, auf den Mauren mit gebrauchen und be- kam woͤchentlich davor 1. Thaler nebſt nothwendigem Unterhalt. Nach geendigter Belagerung verfuͤgte er ſich nach Nuͤrnberg, Wuͤrtzburg, Regenſpurg, Augſpurg, und H

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/171>, abgerufen am 21.11.2024.