[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst. winnsucht geschehen, damit sie ihre Sachen desto theue-rer an Mann bringen mögten. Jch will mich aber die- ser Ursachen wegen mit Niemand zancken, genug, sie ha- ben ihre Kunst anfänglich etliche Jahre geheim gehal- ten, und sich nicht genennet. Daß sich aber diese Ehre Faust und Schoiffer allein angemasset, kommt daher, weil sie vor sich alleine eine Druckerey angeleget, nach- dem Guttenberg und Faust in Uneinigkeit gerathen sind, (s) wegen der aufgegangen Unkosten und gemach- ten Gewinsts. Trithemius hat uns berichtet, daß Guttenberg bey nahe seine Erfindung wieder liegen ge- lassen hätte, weil sein Vermögen nicht zulangen wollte: Da er aber Fausten davon gesaget, so hat er ihm Geld darzu vorgeschossen und nebst Schoiffern die Sache gar zu Stande bringen helfen. Dahero entstund die Streitigkeit wegen des erworbenen Gewinsts; Jeder glaubte das meiste Recht darzu zu haben, bis endlich die Sache vor Gericht entschieden worden ist. Und dieses war der Grund daß sie sich von einander getrennet haben. Es hat aber auch eben dieses Gelegenheit ge- geben, Bibeln nach Paris gebracht, und daselbst das Stück vor 50. bis 60. Cronen verkauft hätte. Wodurch er viel Geld zusammen gebracht hatte. Da aber die Leute gemer- cket, daß selbige nicht geschrieben wären; So wollten sie ihr Geld von ihm wieder haben. Alleine Faust machte sich mit selbigem aus dem Staub. Hieraus kan man leichtlich sehen, daß sie ihre Kunst anfänglich heimlich ge- halten haben, um desto mehr damit zu gewinnen; Hät- ten sie ihre Namen drauf gesetzet und dabey gesaget, daß sie gedruckt wären, so würde ihnen Niemand so viel Geld vor ein Stück gegeben haben. (s) Senckenberg hat in seinen Selectis Juris & Histor. Tom. I, p. 269. sqq. Die Acten drucken lassen, welche zwischen diesen beyden Männern zu Mayntz vorgefallen sind. D 2
von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. winnſucht geſchehen, damit ſie ihre Sachen deſto theue-rer an Mann bringen moͤgten. Jch will mich aber die- ſer Urſachen wegen mit Niemand zancken, genug, ſie ha- ben ihre Kunſt anfaͤnglich etliche Jahre geheim gehal- ten, und ſich nicht genennet. Daß ſich aber dieſe Ehre Fauſt und Schoiffer allein angemaſſet, kommt daher, weil ſie vor ſich alleine eine Druckerey angeleget, nach- dem Guttenberg und Fauſt in Uneinigkeit gerathen ſind, (s) wegen der aufgegangen Unkoſten und gemach- ten Gewinſts. Trithemius hat uns berichtet, daß Guttenberg bey nahe ſeine Erfindung wieder liegen ge- laſſen haͤtte, weil ſein Vermoͤgen nicht zulangen wollte: Da er aber Fauſten davon geſaget, ſo hat er ihm Geld darzu vorgeſchoſſen und nebſt Schoiffern die Sache gar zu Stande bringen helfen. Dahero entſtund die Streitigkeit wegen des erworbenen Gewinſts; Jeder glaubte das meiſte Recht darzu zu haben, bis endlich die Sache vor Gericht entſchieden worden iſt. Und dieſes war der Grund daß ſie ſich von einander getrennet haben. Es hat aber auch eben dieſes Gelegenheit ge- geben, Bibeln nach Paris gebracht, und daſelbſt das Stuͤck vor 50. bis 60. Cronen verkauft haͤtte. Wodurch er viel Geld zuſammen gebracht hatte. Da aber die Leute gemer- cket, daß ſelbige nicht geſchrieben waͤren; So wollten ſie ihr Geld von ihm wieder haben. Alleine Fauſt machte ſich mit ſelbigem aus dem Staub. Hieraus kan man leichtlich ſehen, daß ſie ihre Kunſt anfaͤnglich heimlich ge- halten haben, um deſto mehr damit zu gewinnen; Haͤt- ten ſie ihre Namen drauf geſetzet und dabey geſaget, daß ſie gedruckt waͤren, ſo wuͤrde ihnen Niemand ſo viel Geld vor ein Stuͤck gegeben haben. (s) Senckenberg hat in ſeinen Selectis Juris & Hiſtor. Tom. I, p. 269. ſqq. Die Acten drucken laſſen, welche zwiſchen dieſen beyden Maͤnnern zu Mayntz vorgefallen ſind. D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.</hi></fw><lb/> winnſucht geſchehen, damit ſie ihre Sachen deſto theue-<lb/> rer an Mann bringen moͤgten. Jch will mich aber die-<lb/> ſer Urſachen wegen mit Niemand zancken, genug, ſie ha-<lb/> ben ihre Kunſt anfaͤnglich etliche Jahre geheim gehal-<lb/> ten, und ſich nicht genennet. Daß ſich aber dieſe Ehre<lb/><hi rendition="#fr">Fauſt</hi> und <hi rendition="#fr">Schoiffer</hi> allein angemaſſet, kommt daher,<lb/> weil ſie vor ſich alleine eine Druckerey angeleget, nach-<lb/> dem <hi rendition="#fr">Guttenberg</hi> und <hi rendition="#fr">Fauſt</hi> in Uneinigkeit gerathen<lb/> ſind, <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#fr">Senckenberg</hi> hat in ſeinen <hi rendition="#aq">Selectis Juris & Hiſtor. Tom. I,<lb/> p. 269. ſqq.</hi> Die Acten drucken laſſen, welche <choice><sic>zwiſcheu</sic><corr>zwiſchen</corr></choice><lb/> dieſen beyden Maͤnnern zu Mayntz vorgefallen ſind.</note> wegen der aufgegangen Unkoſten und gemach-<lb/> ten Gewinſts. <hi rendition="#fr">Trithemius</hi> hat uns berichtet, daß<lb/><hi rendition="#fr">Guttenberg</hi> bey nahe ſeine Erfindung wieder liegen ge-<lb/> laſſen haͤtte, weil ſein Vermoͤgen nicht zulangen wollte:<lb/> Da er aber <hi rendition="#fr">Fauſten</hi> davon geſaget, ſo hat er ihm Geld<lb/> darzu vorgeſchoſſen und nebſt <hi rendition="#fr">Schoiffern</hi> die Sache<lb/> gar zu Stande bringen helfen. Dahero entſtund die<lb/> Streitigkeit wegen des erworbenen Gewinſts; Jeder<lb/> glaubte das meiſte Recht darzu zu haben, bis endlich<lb/> die Sache vor Gericht entſchieden worden iſt. Und<lb/> dieſes war der Grund daß ſie ſich von einander getrennet<lb/> haben. Es hat aber auch eben dieſes Gelegenheit ge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">D</hi> 2</fw><fw place="bottom" type="catch">geben,</fw><lb/><note xml:id="part20" prev="#part19" place="foot" n="(r)">Bibeln nach Paris gebracht, und daſelbſt das Stuͤck<lb/> vor 50. bis 60. Cronen verkauft haͤtte. Wodurch er viel<lb/> Geld zuſammen gebracht hatte. Da aber die Leute gemer-<lb/> cket, daß ſelbige nicht geſchrieben waͤren; So wollten ſie<lb/> ihr Geld von ihm wieder haben. Alleine <hi rendition="#fr">Fauſt</hi> machte<lb/> ſich mit ſelbigem aus dem Staub. Hieraus kan man<lb/> leichtlich ſehen, daß ſie ihre Kunſt anfaͤnglich heimlich ge-<lb/> halten haben, um deſto mehr damit zu gewinnen; Haͤt-<lb/> ten ſie ihre Namen drauf geſetzet und dabey geſaget, daß<lb/> ſie gedruckt waͤren, ſo wuͤrde ihnen Niemand ſo viel Geld<lb/> vor ein Stuͤck gegeben haben.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0087]
von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
winnſucht geſchehen, damit ſie ihre Sachen deſto theue-
rer an Mann bringen moͤgten. Jch will mich aber die-
ſer Urſachen wegen mit Niemand zancken, genug, ſie ha-
ben ihre Kunſt anfaͤnglich etliche Jahre geheim gehal-
ten, und ſich nicht genennet. Daß ſich aber dieſe Ehre
Fauſt und Schoiffer allein angemaſſet, kommt daher,
weil ſie vor ſich alleine eine Druckerey angeleget, nach-
dem Guttenberg und Fauſt in Uneinigkeit gerathen
ſind, (s) wegen der aufgegangen Unkoſten und gemach-
ten Gewinſts. Trithemius hat uns berichtet, daß
Guttenberg bey nahe ſeine Erfindung wieder liegen ge-
laſſen haͤtte, weil ſein Vermoͤgen nicht zulangen wollte:
Da er aber Fauſten davon geſaget, ſo hat er ihm Geld
darzu vorgeſchoſſen und nebſt Schoiffern die Sache
gar zu Stande bringen helfen. Dahero entſtund die
Streitigkeit wegen des erworbenen Gewinſts; Jeder
glaubte das meiſte Recht darzu zu haben, bis endlich
die Sache vor Gericht entſchieden worden iſt. Und
dieſes war der Grund daß ſie ſich von einander getrennet
haben. Es hat aber auch eben dieſes Gelegenheit ge-
geben,
(r)
(s) Senckenberg hat in ſeinen Selectis Juris & Hiſtor. Tom. I,
p. 269. ſqq. Die Acten drucken laſſen, welche zwiſchen
dieſen beyden Maͤnnern zu Mayntz vorgefallen ſind.
(r) Bibeln nach Paris gebracht, und daſelbſt das Stuͤck
vor 50. bis 60. Cronen verkauft haͤtte. Wodurch er viel
Geld zuſammen gebracht hatte. Da aber die Leute gemer-
cket, daß ſelbige nicht geſchrieben waͤren; So wollten ſie
ihr Geld von ihm wieder haben. Alleine Fauſt machte
ſich mit ſelbigem aus dem Staub. Hieraus kan man
leichtlich ſehen, daß ſie ihre Kunſt anfaͤnglich heimlich ge-
halten haben, um deſto mehr damit zu gewinnen; Haͤt-
ten ſie ihre Namen drauf geſetzet und dabey geſaget, daß
ſie gedruckt waͤren, ſo wuͤrde ihnen Niemand ſo viel Geld
vor ein Stuͤck gegeben haben.
D 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |