"Verstehet man aber Omniboni Worte also, daß "Jenson zuerst die Kunst in Venedig recht nett "und sauber zu drucken ausgekünstelt habe, so ist es "gar wahr. Denn MaittaireI. c. p. 7. weiß des- "sen Druck kaum genug zu preisen. Wo ich nicht "irre, so wollen dieses Omniboni Worte sagen. "Hieraus folget aber keinesweges, daß Omnibonus "seinen Jenson zu den ersten Erfinder, der Buch- "druckerey überhaupt, sondern nur zu Venedig ma- "che Und dieses kan man ihm wohl einräumen. "Wollte man aber aus Omniboni Worten behaup- "ten, als wenn er seinem Jenson die Ehre der Er- "findung überhaupt zuschriebe; So wäre es aller- "dings ein Fehler, welcher die Unwissenheit, oder "Schmeicheley, zur Mutter hätte. Da man in "Teutschland, und zwar zu Mayntz von 1447. sqq. "zu Augspurg von 1466. seqq. ingleichen von Rom, "1467. S. MaittairsAnnales I. c. p. 270 277. "280. und also 13. Jahr vor Jenson, gedruckte "Bücher nahmhaft machen kan. Dahero aber- "mals erhellet, daß man die Erfindung der Buch- "druckerey nicht bey den Frantzosen zu suchen habe. Es massen sich auch die vernünftigen Frantzosen heut "zu Tage diese Ehre nicht an, weil sie selbsten wohl "einsehen, daß sie ihnen nicht gehöret. "Die Erklärung die Geßner hier von den Wor- "ten des Omniboni macht, scheinet ziemlich ge- "zwungen zu seyn, indem man nemlich unter den "Worten librariae artis mirabilis inventor verste- "hen soll, er wäre einer der ersten Buchdrucker zu "Venedig gewesen, da diese Kunst lange vorher "schon in Teutschland erfunden worden, denn auf
"die-
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die Buchdruckerkunſt erfunden?
„Verſtehet man aber Omniboni Worte alſo, daß „Jenſon zuerſt die Kunſt in Venedig recht nett „und ſauber zu drucken ausgekuͤnſtelt habe, ſo iſt es „gar wahr. Denn MaittaireI. c. p. 7. weiß deſ- „ſen Druck kaum genug zu preiſen. Wo ich nicht „irre, ſo wollen dieſes Omniboni Worte ſagen. „Hieraus folget aber keinesweges, daß Omnibonus „ſeinen Jenſon zu den erſten Erfinder, der Buch- „druckerey uͤberhaupt, ſondern nur zu Venedig ma- „che Und dieſes kan man ihm wohl einraͤumen. „Wollte man aber aus Omniboni Worten behaup- „ten, als wenn er ſeinem Jenſon die Ehre der Er- „findung uͤberhaupt zuſchriebe; So waͤre es aller- „dings ein Fehler, welcher die Unwiſſenheit, oder „Schmeicheley, zur Mutter haͤtte. Da man in „Teutſchland, und zwar zu Mayntz von 1447. ſqq. „zu Augſpurg von 1466. ſeqq. ingleichen von Rom, „1467. S. MaittairsAnnales I. c. p. 270 277. „280. und alſo 13. Jahr vor Jenſon, gedruckte „Buͤcher nahmhaft machen kan. Dahero aber- „mals erhellet, daß man die Erfindung der Buch- „druckerey nicht bey den Frantzoſen zu ſuchen habe. Es maſſen ſich auch die vernuͤnftigen Frantzoſen heut „zu Tage dieſe Ehre nicht an, weil ſie ſelbſten wohl „einſehen, daß ſie ihnen nicht gehoͤret. „Die Erklaͤrung die Geßner hier von den Wor- „ten des Omniboni macht, ſcheinet ziemlich ge- „zwungen zu ſeyn, indem man nemlich unter den „Worten librariæ artis mirabilis inventor verſte- „hen ſoll, er waͤre einer der erſten Buchdrucker zu „Venedig geweſen, da dieſe Kunſt lange vorher „ſchon in Teutſchland erfunden worden, denn auf
„die-
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die Buchdruckerkunſt erfunden?
„Verſtehet man aber Omniboni Worte alſo, daß
„Jenſon zuerſt die Kunſt in Venedig recht nett
„und ſauber zu drucken ausgekuͤnſtelt habe, ſo iſt es
„gar wahr. Denn Maittaire I. c. p. 7. weiß deſ-
„ſen Druck kaum genug zu preiſen. Wo ich nicht
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„Hieraus folget aber keinesweges, daß Omnibonus
„ſeinen Jenſon zu den erſten Erfinder, der Buch-
„druckerey uͤberhaupt, ſondern nur zu Venedig ma-
„che Und dieſes kan man ihm wohl einraͤumen.
„Wollte man aber aus Omniboni Worten behaup-
„ten, als wenn er ſeinem Jenſon die Ehre der Er-
„findung uͤberhaupt zuſchriebe; So waͤre es aller-
„dings ein Fehler, welcher die Unwiſſenheit, oder
„Schmeicheley, zur Mutter haͤtte. Da man in
„Teutſchland, und zwar zu Mayntz von 1447. ſqq.
„zu Augſpurg von 1466. ſeqq. ingleichen von Rom,
„1467. S. Maittairs Annales I. c. p. 270 277.
„280. und alſo 13. Jahr vor Jenſon, gedruckte
„Buͤcher nahmhaft machen kan. Dahero aber-
„mals erhellet, daß man die Erfindung der Buch-
„druckerey nicht bey den Frantzoſen zu ſuchen habe.
Es maſſen ſich auch die vernuͤnftigen Frantzoſen heut
„zu Tage dieſe Ehre nicht an, weil ſie ſelbſten wohl
„einſehen, daß ſie ihnen nicht gehoͤret.
„Die Erklaͤrung die Geßner hier von den Wor-
„ten des Omniboni macht, ſcheinet ziemlich ge-
„zwungen zu ſeyn, indem man nemlich unter den
„Worten librariæ artis mirabilis inventor verſte-
„hen ſoll, er waͤre einer der erſten Buchdrucker zu
„Venedig geweſen, da dieſe Kunſt lange vorher
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/139>, abgerufen am 21.11.2024.
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