Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. II. Ob ein Däne
"diese Art könnte sich ein jeder Buchdrucker, der zu-
"erst an einem Orte eine Buchdruckerey aufgerich-
"tet, einen inventor artis typographicae nennen, wel-
"ches lächerlich und ungereimt ist. Die Fortsetzung
"einer bereits von einem andern erfundenen Sache
"kan wohl propagatio, keinesweges aber inventio,
"oder mirabilis inventio genannt werden, ohne daß
"man sagen wollte, es wäre mit der Erfindung der
"Buchdruckerkunst in Teutschland so stille zugegan-
"gen, daß man davon in Jtalien nichts erfahren hät-
"te (welches nicht glaublich ist) und Jenson hät-
"te also, ohne etwas davon gehört zu haben, selbst
"diese Erfindung ersonnen, denn so könnte er mit eben
"dem Rechte Inventor genennt werden, als Gutten-
"berg zu Mayntz, dem die meisten diese Ehre zu-
"schreiben, wenn es gleich von dem letztern eher wäre
"erfunden worden. Wem ist unbekannt, daß zwee-
"ne öffters zugleich auf eine Sache verfallen können.
"Wie denn unser beruhmter Thom. Bartholinus und
"der Schwedische Olaus Rudbeckius bey einigen zu-
"gleich für die Erfinder Vas. Lymphatic. gehalten
"werden Eben so wenig kan man sagen, daß er
"dißfalls Inventor artis librariae genannt worden,
"weil er einige Dinge ersonnen den Druck zierlicher
"zu machen, als wohin der Autor Omniboni Wor-
"te ziehen will, non ut scribuntur calamo libri, sed
"veluti gemma imprimuntur, primus omnium
"ingeniose monstravit.
Denn dieses heist nicht die
"Buchdruckerkunst erfinden, sondern sie nur excoli-
"r
en und verbessern; Die Worte, non ut scribun-
"tur calamo libri,
welche Geßner in seiner Uberse-
"tzung gantz vorbey läst, wersen diese Restriction
"vollends um, denn sonst müste es heissen, non ut
"im-
Cap. II. Ob ein Daͤne
„dieſe Art koͤnnte ſich ein jeder Buchdrucker, der zu-
„erſt an einem Orte eine Buchdruckerey aufgerich-
„tet, einen inventor artis typographicæ nennen, wel-
„ches laͤcherlich und ungereimt iſt. Die Fortſetzung
„einer bereits von einem andern erfundenen Sache
„kan wohl propagatio, keinesweges aber inventio,
„oder mirabilis inventio genannt werden, ohne daß
„man ſagen wollte, es waͤre mit der Erfindung der
„Buchdruckerkunſt in Teutſchland ſo ſtille zugegan-
„gen, daß man davon in Jtalien nichts erfahren haͤt-
„te (welches nicht glaublich iſt) und Jenſon haͤt-
„te alſo, ohne etwas davon gehoͤrt zu haben, ſelbſt
„dieſe Erfindung erſonnen, denn ſo koͤnnte er mit eben
„dem Rechte Inventor genennt werden, als Gutten-
„berg zu Mayntz, dem die meiſten dieſe Ehre zu-
„ſchreiben, wenn es gleich von dem letztern eher waͤre
„erfunden worden. Wem iſt unbekannt, daß zwee-
„ne oͤffters zugleich auf eine Sache verfallen koͤnnen.
„Wie denn unſer beruhmter Thom. Bartholinus und
„der Schwediſche Olaus Rudbeckius bey einigen zu-
„gleich fuͤr die Erfinder Vaſ. Lymphatic. gehalten
„werden Eben ſo wenig kan man ſagen, daß er
„dißfalls Inventor artis librariæ genannt worden,
„weil er einige Dinge erſonnen den Druck zierlicher
„zu machen, als wohin der Autor Omniboni Wor-
„te ziehen will, non ut ſcribuntur calamo libri, ſed
„veluti gemma imprimuntur, primus omnium
„ingenioſe monſtravit.
Denn dieſes heiſt nicht die
„Buchdruckerkunſt erfinden, ſondern ſie nur excoli-
„r
en und verbeſſern; Die Worte, non ut ſcribun-
„tur calamo libri,
welche Geßner in ſeiner Uberſe-
„tzung gantz vorbey laͤſt, werſen dieſe Reſtriction
„vollends um, denn ſonſt muͤſte es heiſſen, non ut
im-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <cit>
              <quote><pb facs="#f0140" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. <hi rendition="#aq">II.</hi> Ob ein Da&#x0364;ne</hi></fw><lb/>
&#x201E;die&#x017F;e Art ko&#x0364;nnte &#x017F;ich ein jeder Buchdrucker, der zu-<lb/>
&#x201E;er&#x017F;t an einem Orte eine Buchdruckerey aufgerich-<lb/>
&#x201E;tet, einen <hi rendition="#aq">inventor artis typographicæ</hi> nennen, wel-<lb/>
&#x201E;ches la&#x0364;cherlich und ungereimt i&#x017F;t. Die Fort&#x017F;etzung<lb/>
&#x201E;einer bereits von einem andern erfundenen Sache<lb/>
&#x201E;kan wohl <hi rendition="#aq">propagatio,</hi> keinesweges aber <hi rendition="#aq">inventio,</hi><lb/>
&#x201E;oder <hi rendition="#aq">mirabilis inventio</hi> genannt werden, ohne daß<lb/>
&#x201E;man &#x017F;agen wollte, es wa&#x0364;re mit der Erfindung der<lb/>
&#x201E;Buchdruckerkun&#x017F;t in Teut&#x017F;chland &#x017F;o &#x017F;tille zugegan-<lb/>
&#x201E;gen, daß man davon in Jtalien nichts erfahren ha&#x0364;t-<lb/>
&#x201E;te (welches nicht glaublich i&#x017F;t) und <hi rendition="#fr">Jen&#x017F;on</hi> ha&#x0364;t-<lb/>
&#x201E;te al&#x017F;o, ohne etwas davon geho&#x0364;rt zu haben, &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x201E;die&#x017F;e Erfindung er&#x017F;onnen, denn &#x017F;o ko&#x0364;nnte er mit eben<lb/>
&#x201E;dem Rechte <hi rendition="#aq">Inventor</hi> genennt werden, als Gutten-<lb/>
&#x201E;berg zu Mayntz, dem die mei&#x017F;ten die&#x017F;e Ehre zu-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chreiben, wenn es gleich von dem letztern eher wa&#x0364;re<lb/>
&#x201E;erfunden worden. Wem i&#x017F;t unbekannt, daß zwee-<lb/>
&#x201E;ne o&#x0364;ffters zugleich auf eine Sache verfallen ko&#x0364;nnen.<lb/>
&#x201E;Wie denn un&#x017F;er beruhmter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Thom. Bartholinus</hi></hi> und<lb/>
&#x201E;der Schwedi&#x017F;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Olaus Rudbeckius</hi></hi> bey einigen zu-<lb/>
&#x201E;gleich fu&#x0364;r die Erfinder <hi rendition="#aq">Va&#x017F;. Lymphatic.</hi> gehalten<lb/>
&#x201E;werden Eben &#x017F;o wenig kan man &#x017F;agen, daß er<lb/>
&#x201E;dißfalls <hi rendition="#aq">Inventor artis librariæ</hi> genannt worden,<lb/>
&#x201E;weil er einige Dinge er&#x017F;onnen den Druck zierlicher<lb/>
&#x201E;zu machen, als wohin der Autor <hi rendition="#fr">Omniboni</hi> Wor-<lb/>
&#x201E;te ziehen will, <hi rendition="#aq">non ut &#x017F;cribuntur calamo libri, &#x017F;ed<lb/>
&#x201E;veluti gemma imprimuntur, primus omnium<lb/>
&#x201E;ingenio&#x017F;e mon&#x017F;travit.</hi> Denn die&#x017F;es hei&#x017F;t nicht die<lb/>
&#x201E;Buchdruckerkun&#x017F;t erfinden, &#x017F;ondern &#x017F;ie nur <hi rendition="#aq">excoli-<lb/>
&#x201E;r</hi>en und verbe&#x017F;&#x017F;ern; Die Worte, <hi rendition="#aq">non ut &#x017F;cribun-<lb/>
&#x201E;tur calamo libri,</hi> welche <hi rendition="#fr">Geßner</hi> in &#x017F;einer Uber&#x017F;e-<lb/>
&#x201E;tzung gantz vorbey la&#x0364;&#x017F;t, wer&#x017F;en die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Re&#x017F;triction</hi><lb/>
&#x201E;vollends um, denn &#x017F;on&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;te es hei&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#aq">non ut</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;<hi rendition="#aq">im-</hi></fw><lb/></quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0140] Cap. II. Ob ein Daͤne „dieſe Art koͤnnte ſich ein jeder Buchdrucker, der zu- „erſt an einem Orte eine Buchdruckerey aufgerich- „tet, einen inventor artis typographicæ nennen, wel- „ches laͤcherlich und ungereimt iſt. Die Fortſetzung „einer bereits von einem andern erfundenen Sache „kan wohl propagatio, keinesweges aber inventio, „oder mirabilis inventio genannt werden, ohne daß „man ſagen wollte, es waͤre mit der Erfindung der „Buchdruckerkunſt in Teutſchland ſo ſtille zugegan- „gen, daß man davon in Jtalien nichts erfahren haͤt- „te (welches nicht glaublich iſt) und Jenſon haͤt- „te alſo, ohne etwas davon gehoͤrt zu haben, ſelbſt „dieſe Erfindung erſonnen, denn ſo koͤnnte er mit eben „dem Rechte Inventor genennt werden, als Gutten- „berg zu Mayntz, dem die meiſten dieſe Ehre zu- „ſchreiben, wenn es gleich von dem letztern eher waͤre „erfunden worden. Wem iſt unbekannt, daß zwee- „ne oͤffters zugleich auf eine Sache verfallen koͤnnen. „Wie denn unſer beruhmter Thom. Bartholinus und „der Schwediſche Olaus Rudbeckius bey einigen zu- „gleich fuͤr die Erfinder Vaſ. Lymphatic. gehalten „werden Eben ſo wenig kan man ſagen, daß er „dißfalls Inventor artis librariæ genannt worden, „weil er einige Dinge erſonnen den Druck zierlicher „zu machen, als wohin der Autor Omniboni Wor- „te ziehen will, non ut ſcribuntur calamo libri, ſed „veluti gemma imprimuntur, primus omnium „ingenioſe monſtravit. Denn dieſes heiſt nicht die „Buchdruckerkunſt erfinden, ſondern ſie nur excoli- „ren und verbeſſern; Die Worte, non ut ſcribun- „tur calamo libri, welche Geßner in ſeiner Uberſe- „tzung gantz vorbey laͤſt, werſen dieſe Reſtriction „vollends um, denn ſonſt muͤſte es heiſſen, non ut „im-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/140
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/140>, abgerufen am 20.05.2024.