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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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Cap. I. Verzeichniß
nicht nach unserer heutigen Art gedruckt, wovon doch
die Frage ist. Straßburg will auch Antheil haben,
welchen er ihr abspricht. Mayntz hingegen ist der wah-
re Geburthsort, welches erwiesen wird. Gleichwie
man wegen des Orts, also ist man auch wegen des
Erfinders nicht einig. Bald soll es Saturnus, bald
Johann Regiomontanus, bald Nicolaus Jan-
son,
oder Jenson, ein Frantzose, bald Johann Lo-
renz Coster,
oder Küster, bald Johann Mentel
seyn. Alleine die stärcksten Beweise fallen vor Gutten-
berg, Fausten
und Schöffern aus. Nun kömmt
er p. 39. auf die Zeit der Erfindung, welche ins Jahr
1420 (welches vermuthlich ein Druckfehler und 1440
heisen soll) fällt, ob die Scribenten gleich hierinnen
unterschiedene Meynungen hegen; Jm II. Capitel
wird von der Ausbreitung der Buchdruckerey gehan-
delt. Diese Ausbreitung beförderten absonderlich
zwey Umstände. Einmal die Uneinigkeit zwischen den
beyden ersten Erfindern, und hernach die Einneh-
mung der Stadt Mayntz. Nicht nur in Teutschland,
sondern auch in Portugall, Franckreich, Engelland,
Jtalien, Holland, Schweitz und andern Orten wur-
de diese Kunst gar bald bekannt, wovon allerhand
Proben angeführet werden; Jm III. erzehlt der Herr
Verfasser die Ausbreitung der Druckerey in andere
Länder. Klöster, Waysenhäuser und privat Leute
nahmen diese Kunst willig auf Gantze Gesellschaf-
ten traten zusammen und an den unbekanntesten Or-
ten, auch so gar in Moscau und in der Türckey, wur-
den Druckereyen angelegt. Und nunmehro weiß man
auch in Tranqvebar und in Batavia in Jndien da-
von. Gleichwohl entstehet die Frage: ob die alte
Buchdruckerey der heutigen, oder die heutige der

alten

Cap. I. Verzeichniß
nicht nach unſerer heutigen Art gedruckt, wovon doch
die Frage iſt. Straßburg will auch Antheil haben,
welchen er ihr abſpricht. Mayntz hingegen iſt der wah-
re Geburthsort, welches erwieſen wird. Gleichwie
man wegen des Orts, alſo iſt man auch wegen des
Erfinders nicht einig. Bald ſoll es Saturnus, bald
Johann Regiomontanus, bald Nicolaus Jan-
ſon,
oder Jenſon, ein Frantzoſe, bald Johann Lo-
renz Coſter,
oder Kuͤſter, bald Johann Mentel
ſeyn. Alleine die ſtaͤrckſten Beweiſe fallen vor Gutten-
berg, Fauſten
und Schoͤffern aus. Nun koͤmmt
er p. 39. auf die Zeit der Erfindung, welche ins Jahr
1420 (welches vermuthlich ein Druckfehler und 1440
heiſen ſoll) faͤllt, ob die Scribenten gleich hierinnen
unterſchiedene Meynungen hegen; Jm II. Capitel
wird von der Ausbreitung der Buchdruckerey gehan-
delt. Dieſe Ausbreitung befoͤrderten abſonderlich
zwey Umſtaͤnde. Einmal die Uneinigkeit zwiſchen den
beyden erſten Erfindern, und hernach die Einneh-
mung der Stadt Mayntz. Nicht nur in Teutſchland,
ſondern auch in Portugall, Franckreich, Engelland,
Jtalien, Holland, Schweitz und andern Orten wur-
de dieſe Kunſt gar bald bekannt, wovon allerhand
Proben angefuͤhret werden; Jm III. erzehlt der Herr
Verfaſſer die Ausbreitung der Druckerey in andere
Laͤnder. Kloͤſter, Wayſenhaͤuſer und privat Leute
nahmen dieſe Kunſt willig auf Gantze Geſellſchaf-
ten traten zuſammen und an den unbekannteſten Or-
ten, auch ſo gar in Moſcau und in der Tuͤrckey, wur-
den Druckereyen angelegt. Und nunmehro weiß man
auch in Tranqvebar und in Batavia in Jndien da-
von. Gleichwohl entſtehet die Frage: ob die alte
Buchdruckerey der heutigen, oder die heutige der

alten
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[40/0074] Cap. I. Verzeichniß nicht nach unſerer heutigen Art gedruckt, wovon doch die Frage iſt. Straßburg will auch Antheil haben, welchen er ihr abſpricht. Mayntz hingegen iſt der wah- re Geburthsort, welches erwieſen wird. Gleichwie man wegen des Orts, alſo iſt man auch wegen des Erfinders nicht einig. Bald ſoll es Saturnus, bald Johann Regiomontanus, bald Nicolaus Jan- ſon, oder Jenſon, ein Frantzoſe, bald Johann Lo- renz Coſter, oder Kuͤſter, bald Johann Mentel ſeyn. Alleine die ſtaͤrckſten Beweiſe fallen vor Gutten- berg, Fauſten und Schoͤffern aus. Nun koͤmmt er p. 39. auf die Zeit der Erfindung, welche ins Jahr 1420 (welches vermuthlich ein Druckfehler und 1440 heiſen ſoll) faͤllt, ob die Scribenten gleich hierinnen unterſchiedene Meynungen hegen; Jm II. Capitel wird von der Ausbreitung der Buchdruckerey gehan- delt. Dieſe Ausbreitung befoͤrderten abſonderlich zwey Umſtaͤnde. Einmal die Uneinigkeit zwiſchen den beyden erſten Erfindern, und hernach die Einneh- mung der Stadt Mayntz. Nicht nur in Teutſchland, ſondern auch in Portugall, Franckreich, Engelland, Jtalien, Holland, Schweitz und andern Orten wur- de dieſe Kunſt gar bald bekannt, wovon allerhand Proben angefuͤhret werden; Jm III. erzehlt der Herr Verfaſſer die Ausbreitung der Druckerey in andere Laͤnder. Kloͤſter, Wayſenhaͤuſer und privat Leute nahmen dieſe Kunſt willig auf Gantze Geſellſchaf- ten traten zuſammen und an den unbekannteſten Or- ten, auch ſo gar in Moſcau und in der Tuͤrckey, wur- den Druckereyen angelegt. Und nunmehro weiß man auch in Tranqvebar und in Batavia in Jndien da- von. Gleichwohl entſtehet die Frage: ob die alte Buchdruckerey der heutigen, oder die heutige der alten

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/74>, abgerufen am 21.11.2024.