[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.fernt, und von der schulgerechten Ordnung fernt, und von der ſchulgerechten Ordnung <TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <p> <pb facs="#f0015" n="10"/> <hi rendition="#i">fernt, und von der ſchulgerechten Ordnung<lb/> der Sätze; er hat die ſchwere Kunſt gewuſst,<lb/> die angenehme Nachläſſigkeit in ihre Geſän-<lb/> ge zu bringen, welche die Poeſie in ihrer er-<lb/> ſten Kindheit muſs gehabt haben; er wuſste<lb/> ihren Liedern die ſanfte Mine der Unſchuld<lb/> zu geben, die ſie haben müſſen, wenn die<lb/> einfältigen Empfindungen eines unverdorbe-<lb/> nen Herzens eine Phantaſie befeuern, die<lb/> nur mit den angenehmſten Bildern aus der<lb/> Natur angefüllt iſt. Zwar iſt gewiſs, das<lb/> die noch weniger verdorbene Einfalt der<lb/> Sitten zu ſeiner Zeit, und die Achtung die<lb/> man damals noch für den Feldbau hatte,<lb/> die Kunſt ihm erleichtert hat. Der zuge-<lb/> ſpizte Witz war noch nicht Mode, ſie hat-<lb/> ten mehr Verſtand und Empfindung für das<lb/> wahre Schöne, als Witz.</hi> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [10/0015]
fernt, und von der ſchulgerechten Ordnung
der Sätze; er hat die ſchwere Kunſt gewuſst,
die angenehme Nachläſſigkeit in ihre Geſän-
ge zu bringen, welche die Poeſie in ihrer er-
ſten Kindheit muſs gehabt haben; er wuſste
ihren Liedern die ſanfte Mine der Unſchuld
zu geben, die ſie haben müſſen, wenn die
einfältigen Empfindungen eines unverdorbe-
nen Herzens eine Phantaſie befeuern, die
nur mit den angenehmſten Bildern aus der
Natur angefüllt iſt. Zwar iſt gewiſs, das
die noch weniger verdorbene Einfalt der
Sitten zu ſeiner Zeit, und die Achtung die
man damals noch für den Feldbau hatte,
die Kunſt ihm erleichtert hat. Der zuge-
ſpizte Witz war noch nicht Mode, ſie hat-
ten mehr Verſtand und Empfindung für das
wahre Schöne, als Witz.
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