[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.MILON. O Du! die du lieblicher bist, als der thauende liebe
MILON. O Du! die du lieblicher biſt, als der thauende liebe
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MILON.
O Du! die du lieblicher biſt, als der thauende
Morgen, du mit den groſſen ſchwarzen Augen;
ſchön wallt dein dunkles Haar unter dem Blu-
menkranz weg, und ſpielt mit den Winden.
Lieblich iſts, wenn deine rothen Lippen zum La-
chen ſich öfnen, lieblicher noch, wenn ſie zum
Singen ſich öfnen. Ich habe dich behorcht,
Chloe! o ich habe dich behorcht! da du an
jenem Morgen beym Brunnen ſangeſt, den die
zwo Eichen beſchatten; böſe daſs die Vögel nicht
ſchwiegen, böſe daſs die Quelle rauſchte hab ich
dich behorcht. Izt hab ich neunzehn Ernden ge-
ſehen, und ich bin ſchön und braun von Geſicht;
oft hab ichs bemerkt daſs die Hirten aûfhörten
zu ſingen und horchten, wenn mein Geſang durchs
Thal hintönte, und deinen Geſang würde keine
Flöte beſſer begleiten als meine. O ſchöne Chloe,
liebe
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