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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Den 11 May.

An heutigem Himmelfarths-Tage handelte Herr Hasenmüller von dem
Eingang Christi zur Herrligkeit und betrachtete 1) den Eingang und
2) die Herrligkeit deßelben. Mit dem Rußischen Gesandschafts Secretario
Monsieur Gross, welcher der Predigt mit bey[unleserliches Material]gewohnete, sonst aber das Ansehen
hatte die Strafe der Sünde wieder das 6te Gebot erst kürtzlich überstan-
den zu haben, wurde von denen Schlesischen Conjuncturen mancherley
gesprochen und bezeigete er sich gegen die Preußen sehr animos,
wuste auch den letzt von ihnen bey Molwitz erhaltenen Vortheil
auf alle Weise niederzuschlagen. Weil der Dähnische Gesandte bey
dem Lüttigschen Minister Baron Orion speisen wolte, so nahmen wir
ihn mit in unsern Wagen, und setzten ihn an gehörigem Ort
ab. Nachmittags wurde dem Duc de Valentinois Visite gegeben,
welcher uns mit seinem einen Sohn, dem Comte de Matignon
überaus höflich empfing, und gaben die ietzigen Kriegs-Läuffe
und politischen Conjuncturen sowol als sein schönes Hotel und
die im Zimmer hängenden Schildereyen die materie des Discourses.
Von der Begleitung bis an den Wagen war keine Mögligkeit ihn
abzuhalten. Der Baron Gersdorf, bey dem wir den Gegen Besuch
abstatten wolten, war nicht zu Hause. Monsieur de Ramsay fanden
wir etwas beßer, doch musten wir auf Bitte seiner Frau
ihn mit Reden sehr menagiren. Wie sie denn ohnedem, was
das Entretien betrift, seine Stelle vollkommen zu vertreten
weiß, und nicht nur großen Verstand hat, sondern auch in
Sprachen und Wißenschaften besondre Gelehrsamkeit besitzet,
welcher Gaben sie sich iedoch mit großer modestie zu bedienen
weiß. Das Final unsrer heutigen Course war die Anhörung
des Concert Spirituel, darinn dismal außer denen lateinischen
Psalmen auch noch eine Italiänische geistlichen arie gesungen
wurde.

Den 12 May.

Besuchte uns der Marquis de Montbrun abermal und invitirete
Illmum im Nahmen des Duc de Bouillon instehenden Sonntag
zum dine auf einem gleich vor der Stadt gelegenen Land-
Hause
, desgleichen hatten wir von dem Abbe Coyer Zuspruch, mit
welchem von theologisch- und philosophischen materien vieles
gesprochen wurde. Mittags speiseten wir bey dem Cardinal
Polignac
mit seiner ordinairen Tisch-Gesellschaft und dem
Monsieur de Sorba, welcher ein Sohn des ehemals hier gewesenen
Genuesischen Gesandten
, und zwar klein von Person, aber
von großem Verstande und vieler Lebhaftigkeit ist. Der König

Den 11 May.

An heutigem Himmelfarths-Tage handelte Herr Hasenmüller von dem
Eingang Christi zur Herrligkeit und betrachtete 1) den Eingang und
2) die Herrligkeit deßelben. Mit dem Rußischen Gesandschafts Secretario
Monsieur Gross, welcher der Predigt mit bey[unleserliches Material]gewohnete, sonst aber das Ansehen
hatte die Strafe der Sünde wieder das 6te Gebot erst kürtzlich überstan-
den zu haben, wurde von denen Schlesischen Conjuncturen mancherley
gesprochen und bezeigete er sich gegen die Preußen sehr animos,
wuste auch den letzt von ihnen bey Molwitz erhaltenen Vortheil
auf alle Weise niederzuschlagen. Weil der Dähnische Gesandte bey
dem Lüttigschen Minister Baron Orion speisen wolte, so nahmen wir
ihn mit in unsern Wagen, und setzten ihn an gehörigem Ort
ab. Nachmittags wurde dem Duc de Valentinois Visite gegeben,
welcher uns mit seinem einen Sohn, dem Comte de Matignon
überaus höflich empfing, und gaben die ietzigen Kriegs-Läuffe
und politischen Conjuncturen sowol als sein schönes Hotel und
die im Zimmer hängenden Schildereyen die materie des Discourses.
Von der Begleitung bis an den Wagen war keine Mögligkeit ihn
abzuhalten. Der Baron Gersdorf, bey dem wir den Gegen Besuch
abstatten wolten, war nicht zu Hause. Monsieur de Ramsay fanden
wir etwas beßer, doch musten wir auf Bitte seiner Frau
ihn mit Reden sehr menagiren. Wie sie denn ohnedem, was
das Entretien betrift, seine Stelle vollkommen zu vertreten
weiß, und nicht nur großen Verstand hat, sondern auch in
Sprachen und Wißenschaften besondre Gelehrsamkeit besitzet,
welcher Gaben sie sich iedoch mit großer modestie zu bedienen
weiß. Das Final unsrer heutigen Course war die Anhörung
des Concert Spirituel, darinn dismal außer denen lateinischen
Psalmen auch noch eine Italiänische geistlichen arie gesungen
wurde.

Den 12 May.

Besuchte uns der Marquis de Montbrun abermal und invitirete
Illmum im Nahmen des Duc de Bouillon instehenden Sonntag
zum diné auf einem gleich vor der Stadt gelegenen Land-
Hause
, desgleichen hatten wir von dem Abbé Coyer Zuspruch, mit
welchem von theologisch- und philosophischen materien vieles
gesprochen wurde. Mittags speiseten wir bey dem Cardinal
Polignac
mit seiner ordinairen Tisch-Gesellschaft und dem
Monsieur de Sorba, welcher ein Sohn des ehemals hier gewesenen
Genuesischen Gesandten
, und zwar klein von Person, aber
von großem Verstande und vieler Lebhaftigkeit ist. Der König

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[0297] Den 11 May. An heutigem Himmelfarths-Tage handelte H. Hasenmüller von dem Eingang Christi zur Herrligkeit und betrachtete 1) den Eingang und 2) die Herrligkeit deßelben. Mit dem Rußil: Gesandschafts Secretario Mr. Gross, welcher der Predigt mit beygewohnete, sonst aber das Ansehen hatte die Strafe der Sünde wieder das 6te Gebot erst kürtzl: überstan- den zu haben, wurde von denen Schlesischen Conjuncturen mancherley gesprochen und bezeigete er sich gegen die Preußen sehr animos, wuste auch den letzt von ihnen bey Molwitz erhaltenen Vortheil auf alle Weise niederzuschlagen. Weil der Dähnil: Gesandte bey dem Lüttigl: Minister Bar. Orion speisen wolte, so nahmen wir ihn mit in unsern Wagen, und setzten ihn an gehörigem Ort ab. Nachmittags wurde dem Duc de Valentinois Visite gegeben, welcher uns mit seinem einen Sohn, dem Comte de Matignon überaus höflich empfing, und gaben die ietzigen Kriegs-Läuffe und politischen Conjuncturen sowol als sein schönes Hotel und die im Zimmer hängenden Schildereyen die materie des Discourses. Von der Begleitung bis an den Wagen war keine Mögligkeit ihn abzuhalten. Der Bar. Gersdorf, bey dem wir den Gegen Besuch abstatten wolten, war nicht zu Hause. Mr. de Ramsay fanden wir etwas beßer, doch musten wir auf Bitte seiner Frau ihn mit Reden sehr menagiren. Wie sie denn ohnedem, was das Entretien betrift, seine Stelle vollkommen zu vertreten weiß, und nicht nur großen Verstand hat, sondern auch in Sprachen und Wißenschaften besondre Gelehrsamkeit besitzet, welcher Gaben sie sich iedoch mit großer modestie zu bedienen weiß. Das Final unsrer heutigen Course war die Anhörung des Concert Spirituel, darinn dismal außer denen lateinl: Psalmen auch noch eine Italiänische geistl: arie gesungen wurde. Den 12 May. Besuchte uns der Marquis de Montbrun abermal und invitirete Illmum im Nahmen des Duc de Bouillon instehenden Sonntag zum diné auf einem gleich vor der Stadt gelegenen Land- Hause, desgl: hatten wir von dem Abbé Coyer Zuspruch, mit welchem von theologisch- und philosophischen materien vieles gesprochen wurde. Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac mit seiner ordinairen Tisch-Gesellschaft und dem Mr. de Sorba, welcher ein Sohn des ehemals hier gewesenen Genuesischen Gesandten, und zwar klein von Person, aber von großem Verstande und vieler Lebhaftigkeit ist. Der König

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/297>, abgerufen am 24.11.2024.