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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Den 17 May.

Weil Post-Tag war, so haben wir weiter von Niemand,
als von dem Abbe Coyer Visite angenommen, sind auch
nirgend hin, als Abends zur Promenade aux Tuilleries
auskommen, an welchem letztern Ort ein Officier von der
Schweitzer Guarde
, den wir bey denen Printzen von Darm-
stadt
kennen lernen, vornehmlich aber der Marquis de
Gardouge
unsre Gesellschaft gewesen.

Den 18 May.

Den heutigen Tag emploireten wir nach abgewarteten
Früh-Stunden zu einer kleinen Reise nach St. Denis,
welches 2 kleine Stunden von hier entlegen ist, um
die dortige berühmte Abtey nebt dem Kirchen-Schatz und
denen in eben dieser Kirche befindlichen Grabmalen derer
Frantzösischen Könige in Augenschein zu nehmen. Das
Abtey-Gebäude ist von denen schönsten Quader-Stücken von
Grund aus neu aufgeführet und hat in der untern Etage ein
sehr schönes refectorium und etliche Säle, welche bey denen Begräb-
nißen derer Könige dem großen Gefolge zum Abtritt dienen
können. Nicht weniger ist der Garten sehr schön und regulair.
Unter denen königl: Begräbnißen sind die monumenta von
Francisco Illustrissimum und seiner Familie, von Lud: XI und seiner
Gemahlin, und von Henr. II nebst der Catharine de Medicis
die magnifiquesten: Das von König Dagoberto dem Stifter dieser
Abtey aber ist das älteste. Das auf diesem letztern befindliche bas
relief stellet, nach einer wunderbaren melange aus dem
Heyden= und Christentum vor, wie die Seele des Dagoberti
von dem Charon über den Fluß Styx geführet, auf dem andern
Ufer aber von dem Heiligen Dionysio und noch ein paar Heiligen
empfangen und endlich nach dem Himmel befördert wird. Die
Grabmale des weltberühmten Conetable de France Gesolin
und des großen Turenne, vornehmlich aber mitten im Chor
das monument Kayser Caroli Calvi von Meßing gegoßen,
gaben uns zur repetition der Historie gute Gelegenheit. Henri
IV
und [unleserliches Material]nach ihm alle folgende Könige haben sich keine
monumenta setzen laßen. Louis XIV hat zwar Willens
gehabt, die von der Catharina de Medicis zu erbauen

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Den 17 May.

Weil Post-Tag war, so haben wir weiter von Niemand,
als von dem Abbé Coyer Visite angenommen, sind auch
nirgend hin, als Abends zur Promenade aux Tuilleries
auskommen, an welchem letztern Ort ein Officier von der
Schweitzer Guarde
, den wir bey denen Printzen von Darm-
stadt
kennen lernen, vornehmlich aber der Marquis de
Gardouge
unsre Gesellschaft gewesen.

Den 18 May.

Den heutigen Tag emploireten wir nach abgewarteten
Früh-Stunden zu einer kleinen Reise nach St. Denis,
welches 2 kleine Stunden von hier entlegen ist, um
die dortige berühmte Abtey nebt dem Kirchen-Schatz und
denen in eben dieser Kirche befindlichen Grabmalen derer
Frantzösischen Könige in Augenschein zu nehmen. Das
Abtey-Gebäude ist von denen schönsten Quader-Stücken von
Grund aus neu aufgeführet und hat in der untern Etage ein
sehr schönes refectorium und etliche Säle, welche bey denen Begräb-
nißen derer Könige dem großen Gefolge zum Abtritt dienen
können. Nicht weniger ist der Garten sehr schön und regulair.
Unter denen königl: Begräbnißen sind die monumenta von
Francisco Illustrissimum und seiner Familie, von Lud: XI und seiner
Gemahlin, und von Henr. II nebst der Catharine de Medicis
die magnifiquesten: Das von König Dagoberto dem Stifter dieser
Abtey aber ist das älteste. Das auf diesem letztern befindliche bas
relief stellet, nach einer wunderbaren melange aus dem
Heyden= und Christentum vor, wie die Seele des Dagoberti
von dem Charon über den Fluß Styx geführet, auf dem andern
Ufer aber von dem Heiligen Dionysio und noch ein paar Heiligen
empfangen und endlich nach dem Himmel befördert wird. Die
Grabmale des weltberühmten Conetable de France Gesolin
und des großen Turenne, vornehmlich aber mitten im Chor
das monument Kayser Caroli Calvi von Meßing gegoßen,
gaben uns zur repetition der Historie gute Gelegenheit. Henri
IV
und [unleserliches Material]nach ihm alle folgende Könige haben sich keine
monumenta setzen laßen. Louis XIV hat zwar Willens
gehabt, die von der Catharina de Medicis zu erbauen

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[0308] 147 Den 17 May. Weil Post-Tag war, so haben wir weiter von Niemand, als von dem Abbé Coyer Visite angenommen, sind auch nirgend hin, als Abends zur Promenade aux Tuilleries auskommen, an welchem letztern Ort ein Officier von der Schweitzer Guarde, den wir bey denen Printzen von Darm- stadt kennen lernen, vornehmlich aber der Marquis de Gardouge unsre Gesellschaft gewesen. Den 18 May. Den heutigen Tag emploireten wir nach abgewarteten Früh-Stunden zu einer kleinen Reise nach St. Denis, welches 2 kleine Stunden von hier entlegen ist, um die dortige berühmte Abtey nebt dem Kirchen-Schatz und denen in eben dieser Kirche befindlichen Grabmalen derer Frantzösischen Könige in Augenschein zu nehmen. Das Abtey-Gebäude ist von denen schönsten Quader-Stücken von Grund aus neu aufgeführet und hat in der untern Etage ein sehr schönes refectorium und etliche Säle, welche bey denen Begräb- nißen derer Könige dem großen Gefolge zum Abtritt dienen können. Nicht weniger ist der Garten sehr schön und regulair. Unter denen königl: Begräbnißen sind die monumenta von Francisco Imo und seiner Familie, von Lud: XI und seiner Gemahlin, und von Henr. II nebst der Catharine de Medicis die magnifiquesten: Das von König Dagoberto dem Stifter dieser Abtey aber ist das älteste. Das auf diesem letztern befindl: bas relief stellet, nach einer wunderbaren melange aus dem Heyden= und Christentum vor, wie die Seele des Dagoberti von dem Charon über den Fluß Styx geführet, auf dem andern Ufer aber von dem Heil: Dionysio und noch ein paar Heiligen empfangen und endlich nach dem Himmel befördert wird. Die Grabmale des weltberühmten Conetable de France Gesolin und des großen Turenne, vornehmlich aber mitten im Chor das monument Kayser Caroli Calvi von Meßing gegoßen, gaben uns zur repetition der Historie gute Gelegenheit. Henri IV und nach ihm alle folgende Könige haben sich keine monumenta setzen laßen. Louis XIV hat zwar Willens gehabt, die von der Catharina de Medicis zu erbauen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/308>, abgerufen am 27.11.2024.