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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 116.
xis lehrt 38). Daher haben die Teutschen, um jenen
Schandfleck der unehelichen Geburt hinwegzuräumen, so-
gar eine eigene Art der Legitimation eingeführt, wel-
che keine weitere Wirkung hat, als daß sie uneheliche Kin-
der fähig macht, in Gülden Zünfte und andere Collegia
aufgenommen zu werden, und überhaupt im Staat als
legitim zu paßiren; von welcher ich zu seiner Zeit ad
§. 145. handeln werde. Nur die ehemalige Leibeigen-
schaft der unehelichen Kindern mit ihren Folgen ist heuti-
ges Tages größtentheils erloschen 39). Werden aber
Unehelichgebohrne

II) im Verhältniß gegen die Eltern betrachtet, so
kommt es zuerst darauf an, ob sie aus einer blutschände-
rischen Ehe gebohren sind, oder aus einem andern unrecht-
mäsigen Beyschlafe. Erstere können auf die Rechte der
Kinder nach römischen Gesetzen gar keinen Anspruch ma-
chen. Sie können weder die Eltern beerben, noch von
ihnen Alimente fordern 40). Jedoch hat das canonische
Recht diese Strenge in sofern gemildert, daß solchen
Kindern wenigstens der nothdürftige Unterhalt von den
Eltern gereicht werden muß 41). Im letztern Fall findet

ein
38) Herr von selchow in Diss. contin. selecta capita doctrinae
de infamia. (Goett.
1770.) sagt daher Sect. II. §. 13. ganz
recht. Quamquam nulli omnino dubio obnoxium sit, has ipsas
veterum de spuriis opiniones ab omni aequitatis sensu quam
longissime abesse, constantissimo tamen fori usu servata est pri-
stini iuris disciplina.
Siehe auch Joh. Andr. Frommann
in Disquisit. de levis notae macula §. 14--16. und Hr. Prof.
Plitt in Diss. de levis notae macula sec. ius germ. Marburg.
1784. §. 20.
39) de selchow in Diss. cit. Sect. II. §. 12. S. 51.
40) L. 6. Cod. de incest. nupt. Nov. 12. c. 3. Nov. 89. cap. 15.
41) Cap. 4. X. de eo qui duxit etc.

1. Buch. 5. Tit. §. 116.
xis lehrt 38). Daher haben die Teutſchen, um jenen
Schandfleck der unehelichen Geburt hinwegzuraͤumen, ſo-
gar eine eigene Art der Legitimation eingefuͤhrt, wel-
che keine weitere Wirkung hat, als daß ſie uneheliche Kin-
der faͤhig macht, in Guͤlden Zuͤnfte und andere Collegia
aufgenommen zu werden, und uͤberhaupt im Staat als
legitim zu paßiren; von welcher ich zu ſeiner Zeit ad
§. 145. handeln werde. Nur die ehemalige Leibeigen-
ſchaft der unehelichen Kindern mit ihren Folgen iſt heuti-
ges Tages groͤßtentheils erloſchen 39). Werden aber
Unehelichgebohrne

II) im Verhaͤltniß gegen die Eltern betrachtet, ſo
kommt es zuerſt darauf an, ob ſie aus einer blutſchaͤnde-
riſchen Ehe gebohren ſind, oder aus einem andern unrecht-
maͤſigen Beyſchlafe. Erſtere koͤnnen auf die Rechte der
Kinder nach roͤmiſchen Geſetzen gar keinen Anſpruch ma-
chen. Sie koͤnnen weder die Eltern beerben, noch von
ihnen Alimente fordern 40). Jedoch hat das canoniſche
Recht dieſe Strenge in ſofern gemildert, daß ſolchen
Kindern wenigſtens der nothduͤrftige Unterhalt von den
Eltern gereicht werden muß 41). Im letztern Fall findet

ein
38) Herr von selchow in Diſſ. contin. ſelecta capita doctrinae
de infamia. (Goett.
1770.) ſagt daher Sect. II. §. 13. ganz
recht. Quamquam nulli omnino dubio obnoxium ſit, has ipſas
veterum de ſpuriis opiniones ab omni aequitatis ſenſu quam
longiſſime abeſſe, conſtantiſſimo tamen fori uſu ſervata eſt pri-
ſtini iuris diſciplina.
Siehe auch Joh. Andr. Frommann
in Diſquiſit. de levis notae macula §. 14—16. und Hr. Prof.
Plitt in Diſſ. de levis notae macula ſec. ius germ. Marburg.
1784. §. 20.
39) de selchow in Diſſ. cit. Sect. II. §. 12. S. 51.
40) L. 6. Cod. de inceſt. nupt. Nov. 12. c. 3. Nov. 89. cap. 15.
41) Cap. 4. X. de eo qui duxit etc.
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[88/0102] 1. Buch. 5. Tit. §. 116. xis lehrt 38). Daher haben die Teutſchen, um jenen Schandfleck der unehelichen Geburt hinwegzuraͤumen, ſo- gar eine eigene Art der Legitimation eingefuͤhrt, wel- che keine weitere Wirkung hat, als daß ſie uneheliche Kin- der faͤhig macht, in Guͤlden Zuͤnfte und andere Collegia aufgenommen zu werden, und uͤberhaupt im Staat als legitim zu paßiren; von welcher ich zu ſeiner Zeit ad §. 145. handeln werde. Nur die ehemalige Leibeigen- ſchaft der unehelichen Kindern mit ihren Folgen iſt heuti- ges Tages groͤßtentheils erloſchen 39). Werden aber Unehelichgebohrne II) im Verhaͤltniß gegen die Eltern betrachtet, ſo kommt es zuerſt darauf an, ob ſie aus einer blutſchaͤnde- riſchen Ehe gebohren ſind, oder aus einem andern unrecht- maͤſigen Beyſchlafe. Erſtere koͤnnen auf die Rechte der Kinder nach roͤmiſchen Geſetzen gar keinen Anſpruch ma- chen. Sie koͤnnen weder die Eltern beerben, noch von ihnen Alimente fordern 40). Jedoch hat das canoniſche Recht dieſe Strenge in ſofern gemildert, daß ſolchen Kindern wenigſtens der nothduͤrftige Unterhalt von den Eltern gereicht werden muß 41). Im letztern Fall findet ein 38) Herr von selchow in Diſſ. contin. ſelecta capita doctrinae de infamia. (Goett. 1770.) ſagt daher Sect. II. §. 13. ganz recht. Quamquam nulli omnino dubio obnoxium ſit, has ipſas veterum de ſpuriis opiniones ab omni aequitatis ſenſu quam longiſſime abeſſe, conſtantiſſimo tamen fori uſu ſervata eſt pri- ſtini iuris diſciplina. Siehe auch Joh. Andr. Frommann in Diſquiſit. de levis notae macula §. 14—16. und Hr. Prof. Plitt in Diſſ. de levis notae macula ſec. ius germ. Marburg. 1784. §. 20. 39) de selchow in Diſſ. cit. Sect. II. §. 12. S. 51. 40) L. 6. Cod. de inceſt. nupt. Nov. 12. c. 3. Nov. 89. cap. 15. 41) Cap. 4. X. de eo qui duxit etc.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/102>, abgerufen am 23.11.2024.