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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 124.
dieselbe sich dabey seit rechtsverjährter Zeit beruhiget
hätte. Denn eine solche Präscription erfordert, a) daß
die als verjährt angegebene Schuldigkeit wirklich gefor-
dert, solche aber b) von den Dienstpflichtigen verwei-
gert worden sey, und daß c) die Herrschaft binnen
rechtsverjährter Zeit dazu stillgeschwiegen habe 54). Der
blose Besitz kann nur in possessorio schützen, in petito-
rio
kommt er nicht mehr in Betracht.

Wie wenn es aber an den vorhin bemerkten Bestim-
mungsgründen mangeln sollte, und die Herrschaft des-
halb behauptet, daß ihr das Recht, ungemessene Dienste
zu fordern, zustehe, die Bauern aber solche Dienste zu
leisten verweigern, so entsteher sehr oft die Frage, ob
in einem solchen zweifelhaften Falle gemes-
sene oder ungemessene Dienste der Bauern
zu vermuthen?
Die Rechtslehrer sind in Entscheidung
dieser Frage nicht einig, und wir finden darüber dreyer-
ley Meinungen. Die meisten glauben, daß in einem sol-
chen Fall ungemessene Dienste zu vermuthen wären 55)

Denn
54) S. rave de praescriptione §. 117. grollmann in Com-
mentat. cit. P. II. Cap. IV.
§. 42. 43. Beyde halten die
Verfließung einer Zeit von 10 oder 20 Jahren zu solcher
Verjährung für hinreichend, andere erfordern jedoch eine Zeit
von 30 Jahren.
55) von Buri Erläuterung des in Teutschland üblichen Lehn-
rechts IV. Fortsetzung 3. Cap. N. V. Quaest. 4. S. 44. ff.
a leyser Meditat. ad Pand. Spec. 417. med. 5. coroll.
S. 1081. mevius P. IV. Dec. 131. reinharth Observat.
select. ad Christinaeum Vol. II. Obs.
33. Cramer Neben-
stunden X. Th. N. 11. pertsch cit. Dissertat. §. 38. estor
in Comment. de praesumtione contra rusticos in causis opera-
rum.
§. 16. und Ebenderselbe in der teutschen Recht[s]-
gelehrsamkeit 1. Th. 56. Hauptst. §. 402. Schröter von
der ehemaligen Knechtschaft der Bauern in Teutschland § 11.
von

1. Buch. 5. Tit. §. 124.
dieſelbe ſich dabey ſeit rechtsverjaͤhrter Zeit beruhiget
haͤtte. Denn eine ſolche Praͤſcription erfordert, a) daß
die als verjaͤhrt angegebene Schuldigkeit wirklich gefor-
dert, ſolche aber b) von den Dienſtpflichtigen verwei-
gert worden ſey, und daß c) die Herrſchaft binnen
rechtsverjaͤhrter Zeit dazu ſtillgeſchwiegen habe 54). Der
bloſe Beſitz kann nur in poſſeſſorio ſchuͤtzen, in petito-
rio
kommt er nicht mehr in Betracht.

Wie wenn es aber an den vorhin bemerkten Beſtim-
mungsgruͤnden mangeln ſollte, und die Herrſchaft des-
halb behauptet, daß ihr das Recht, ungemeſſene Dienſte
zu fordern, zuſtehe, die Bauern aber ſolche Dienſte zu
leiſten verweigern, ſo entſteher ſehr oft die Frage, ob
in einem ſolchen zweifelhaften Falle gemeſ-
ſene oder ungemeſſene Dienſte der Bauern
zu vermuthen?
Die Rechtslehrer ſind in Entſcheidung
dieſer Frage nicht einig, und wir finden daruͤber dreyer-
ley Meinungen. Die meiſten glauben, daß in einem ſol-
chen Fall ungemeſſene Dienſte zu vermuthen waͤren 55)

Denn
54) S. rave de praeſcriptione §. 117. grollmann in Com-
mentat. cit. P. II. Cap. IV.
§. 42. 43. Beyde halten die
Verfließung einer Zeit von 10 oder 20 Jahren zu ſolcher
Verjaͤhrung fuͤr hinreichend, andere erfordern jedoch eine Zeit
von 30 Jahren.
55) von Buri Erlaͤuterung des in Teutſchland uͤblichen Lehn-
rechts IV. Fortſetzung 3. Cap. N. V. Quaeſt. 4. S. 44. ff.
a leyser Meditat. ad Pand. Spec. 417. med. 5. coroll.
S. 1081. mevius P. IV. Dec. 131. reinharth Obſervat.
ſelect. ad Chriſtinaeum Vol. II. Obſ.
33. Cramer Neben-
ſtunden X. Th. N. 11. pertsch cit. Diſſertat. §. 38. estor
in Comment. de praeſumtione contra ruſticos in cauſis opera-
rum.
§. 16. und Ebenderſelbe in der teutſchen Recht[ſ]-
gelehrſamkeit 1. Th. 56. Hauptſt. §. 402. Schroͤter von
der ehemaligen Knechtſchaft der Bauern in Teutſchland § 11.
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[156/0170] 1. Buch. 5. Tit. §. 124. dieſelbe ſich dabey ſeit rechtsverjaͤhrter Zeit beruhiget haͤtte. Denn eine ſolche Praͤſcription erfordert, a) daß die als verjaͤhrt angegebene Schuldigkeit wirklich gefor- dert, ſolche aber b) von den Dienſtpflichtigen verwei- gert worden ſey, und daß c) die Herrſchaft binnen rechtsverjaͤhrter Zeit dazu ſtillgeſchwiegen habe 54). Der bloſe Beſitz kann nur in poſſeſſorio ſchuͤtzen, in petito- rio kommt er nicht mehr in Betracht. Wie wenn es aber an den vorhin bemerkten Beſtim- mungsgruͤnden mangeln ſollte, und die Herrſchaft des- halb behauptet, daß ihr das Recht, ungemeſſene Dienſte zu fordern, zuſtehe, die Bauern aber ſolche Dienſte zu leiſten verweigern, ſo entſteher ſehr oft die Frage, ob in einem ſolchen zweifelhaften Falle gemeſ- ſene oder ungemeſſene Dienſte der Bauern zu vermuthen? Die Rechtslehrer ſind in Entſcheidung dieſer Frage nicht einig, und wir finden daruͤber dreyer- ley Meinungen. Die meiſten glauben, daß in einem ſol- chen Fall ungemeſſene Dienſte zu vermuthen waͤren 55) Denn 54) S. rave de praeſcriptione §. 117. grollmann in Com- mentat. cit. P. II. Cap. IV. §. 42. 43. Beyde halten die Verfließung einer Zeit von 10 oder 20 Jahren zu ſolcher Verjaͤhrung fuͤr hinreichend, andere erfordern jedoch eine Zeit von 30 Jahren. 55) von Buri Erlaͤuterung des in Teutſchland uͤblichen Lehn- rechts IV. Fortſetzung 3. Cap. N. V. Quaeſt. 4. S. 44. ff. a leyser Meditat. ad Pand. Spec. 417. med. 5. coroll. S. 1081. mevius P. IV. Dec. 131. reinharth Obſervat. ſelect. ad Chriſtinaeum Vol. II. Obſ. 33. Cramer Neben- ſtunden X. Th. N. 11. pertsch cit. Diſſertat. §. 38. estor in Comment. de praeſumtione contra ruſticos in cauſis opera- rum. §. 16. und Ebenderſelbe in der teutſchen Rechtſ- gelehrſamkeit 1. Th. 56. Hauptſt. §. 402. Schroͤter von der ehemaligen Knechtſchaft der Bauern in Teutſchland § 11. von

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/170>, abgerufen am 23.11.2024.