Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. 6. Tit. §. 133.
Rücksicht wurden die Kinder schon bey Lebzeiten des Va-
ters gewissermaßen als Herrn des väterlichen Vermögens
angesehen, und wurden daher nach des Vaters Tode ip-
so iure
Erben desselben, ohne daß eine Erklärung und
Erbschaftsantretung hierzu nöthig war 6). Also war
doch wohl, wenigstens in Rücksicht dieses Familienrechts,
der Zustand der Kinder besser, als der Zustand der
Sclaven.

§. 133.
Römische väterliche Gewalt a) nach dem ältern römischen
Rechte.

Da Filii und Filiä Familias unter der väterlichen
Gewalt stehen, so giebt uns dies Veranlassung, diese wich-
tige Lehre 7) jetzt abzuhandeln. Wir müssen nun zuför-
derst die wahre Beschaffenheit der römischen väterlichen
Gewalt mit ihren Veränderungen und Modificationen
kennen lernen, die sie durch die neuern römischen Gesetze
erlitten hat.

Nach ältern römischen Rechten war die väterliche
Gewalt ein alleiniges Vorrecht des römischen Hausva-

ters
6) Siehe oben S. 173. und folg. auch aueranius Interpretat.
iuris Lib. I. cap. IX.
vorzüglich aber Ios. finestres in Prae-
loctionib. Cervar. s. Commentar. academ. ad Tit. Pandectar.
de liberis et posthumis Part. I. Cap. II.
§. 7--11.
7) Die vorzüglichsten Schriften sind Phil. paschalis de viri-
bus patriae potestatis. Uratislaviae 1672. fol. Pet. aerodius
de iure patrio (adiect. eiusdem Pandect. rer. iudicat.) Abrah.
a
kerckraad de iure patrio Vltraj. 1708. 8. thomash
Diss. de usu practico Tit. Institut. de patria potestate.
Beson-
ders Hanns Ernst von Globig Preißschrift über die Gründe
und Gränzen der väterlichen Gewalt. Dresden und
Leipzig 1789. 8.

1. Buch. 6. Tit. §. 133.
Ruͤckſicht wurden die Kinder ſchon bey Lebzeiten des Va-
ters gewiſſermaßen als Herrn des vaͤterlichen Vermoͤgens
angeſehen, und wurden daher nach des Vaters Tode ip-
ſo iure
Erben deſſelben, ohne daß eine Erklaͤrung und
Erbſchaftsantretung hierzu noͤthig war 6). Alſo war
doch wohl, wenigſtens in Ruͤckſicht dieſes Familienrechts,
der Zuſtand der Kinder beſſer, als der Zuſtand der
Sclaven.

§. 133.
Roͤmiſche vaͤterliche Gewalt a) nach dem aͤltern roͤmiſchen
Rechte.

Da Filii und Filiaͤ Familias unter der vaͤterlichen
Gewalt ſtehen, ſo giebt uns dies Veranlaſſung, dieſe wich-
tige Lehre 7) jetzt abzuhandeln. Wir muͤſſen nun zufoͤr-
derſt die wahre Beſchaffenheit der roͤmiſchen vaͤterlichen
Gewalt mit ihren Veraͤnderungen und Modificationen
kennen lernen, die ſie durch die neuern roͤmiſchen Geſetze
erlitten hat.

Nach aͤltern roͤmiſchen Rechten war die vaͤterliche
Gewalt ein alleiniges Vorrecht des roͤmiſchen Hausva-

ters
6) Siehe oben S. 173. und folg. auch aueranius Interpretat.
iuris Lib. I. cap. IX.
vorzuͤglich aber Ioſ. finestres in Prae-
loctionib. Cervar. ſ. Commentar. academ. ad Tit. Pandectar.
de liberis et poſthumis Part. I. Cap. II.
§. 7—11.
7) Die vorzuͤglichſten Schriften ſind Phil. paschalis de viri-
bus patriae poteſtatis. Uratislaviae 1672. fol. Pet. aerodius
de iure patrio (adiect. eiusdem Pandect. rer. iudicat.) Abrah.
a
kerckraad de iure patrio Vltraj. 1708. 8. thomash
Diſſ. de uſu practico Tit. Inſtitut. de patria poteſtate.
Beſon-
ders Hanns Ernſt von Globig Preißſchrift uͤber die Gruͤnde
und Graͤnzen der vaͤterlichen Gewalt. Dresden und
Leipzig 1789. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0218" n="204"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 6. Tit. §. 133.</fw><lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;icht wurden die Kinder &#x017F;chon bey Lebzeiten des Va-<lb/>
ters gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen als Herrn des va&#x0364;terlichen Vermo&#x0364;gens<lb/>
ange&#x017F;ehen, und wurden daher nach des Vaters Tode <hi rendition="#aq">ip-<lb/>
&#x017F;o iure</hi> Erben de&#x017F;&#x017F;elben, ohne daß eine Erkla&#x0364;rung und<lb/>
Erb&#x017F;chaftsantretung hierzu no&#x0364;thig war <note place="foot" n="6)">Siehe oben S. 173. und folg. auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">aueranius</hi> Interpretat.<lb/>
iuris Lib. I. cap. IX.</hi> vorzu&#x0364;glich aber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io&#x017F;.</hi><hi rendition="#k">finestres</hi> in Prae-<lb/>
loctionib. Cervar. &#x017F;. Commentar. academ. ad Tit. Pandectar.<lb/>
de liberis et po&#x017F;thumis Part. I. Cap. II.</hi> §. 7&#x2014;11.</note>. Al&#x017F;o war<lb/>
doch wohl, wenig&#x017F;tens in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht die&#x017F;es Familienrechts,<lb/>
der Zu&#x017F;tand der Kinder be&#x017F;&#x017F;er, als der Zu&#x017F;tand der<lb/>
Sclaven.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 133.<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;che va&#x0364;terliche Gewalt <hi rendition="#aq">a)</hi> nach dem a&#x0364;ltern ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Rechte.</head><lb/>
          <p>Da Filii und Filia&#x0364; Familias unter der va&#x0364;terlichen<lb/>
Gewalt &#x017F;tehen, &#x017F;o giebt uns dies Veranla&#x017F;&#x017F;ung, die&#x017F;e wich-<lb/>
tige Lehre <note place="foot" n="7)">Die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Schriften &#x017F;ind <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Phil.</hi><hi rendition="#k">paschalis</hi> de viri-<lb/>
bus patriae pote&#x017F;tatis. <hi rendition="#i">Uratislaviae</hi> 1672. fol. <hi rendition="#i">Pet.</hi> <hi rendition="#k">aerodius</hi><lb/>
de iure patrio (adiect. <hi rendition="#k">eiusdem</hi> <hi rendition="#i">Pandect. rer. iudicat.</hi>) <hi rendition="#i">Abrah.<lb/>
a</hi> <hi rendition="#k">kerckraad</hi> de iure patrio <hi rendition="#i">Vltraj.</hi> 1708. 8. <hi rendition="#k">thomash</hi><lb/>
Di&#x017F;&#x017F;. de u&#x017F;u practico Tit. In&#x017F;titut. de patria pote&#x017F;tate.</hi> Be&#x017F;on-<lb/>
ders Hanns Ern&#x017F;t von <hi rendition="#g">Globig</hi> Preiß&#x017F;chrift u&#x0364;ber die Gru&#x0364;nde<lb/>
und Gra&#x0364;nzen der va&#x0364;terlichen Gewalt. <hi rendition="#g">Dresden</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Leipzig</hi> 1789. 8.</note> jetzt abzuhandeln. Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nun zufo&#x0364;r-<lb/>
der&#x017F;t die wahre Be&#x017F;chaffenheit der ro&#x0364;mi&#x017F;chen va&#x0364;terlichen<lb/>
Gewalt mit ihren Vera&#x0364;nderungen und Modificationen<lb/>
kennen lernen, die &#x017F;ie durch die neuern ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ge&#x017F;etze<lb/>
erlitten hat.</p><lb/>
          <p>Nach a&#x0364;ltern ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechten war die va&#x0364;terliche<lb/>
Gewalt ein alleiniges Vorrecht des ro&#x0364;mi&#x017F;chen Hausva-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ters</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0218] 1. Buch. 6. Tit. §. 133. Ruͤckſicht wurden die Kinder ſchon bey Lebzeiten des Va- ters gewiſſermaßen als Herrn des vaͤterlichen Vermoͤgens angeſehen, und wurden daher nach des Vaters Tode ip- ſo iure Erben deſſelben, ohne daß eine Erklaͤrung und Erbſchaftsantretung hierzu noͤthig war 6). Alſo war doch wohl, wenigſtens in Ruͤckſicht dieſes Familienrechts, der Zuſtand der Kinder beſſer, als der Zuſtand der Sclaven. §. 133. Roͤmiſche vaͤterliche Gewalt a) nach dem aͤltern roͤmiſchen Rechte. Da Filii und Filiaͤ Familias unter der vaͤterlichen Gewalt ſtehen, ſo giebt uns dies Veranlaſſung, dieſe wich- tige Lehre 7) jetzt abzuhandeln. Wir muͤſſen nun zufoͤr- derſt die wahre Beſchaffenheit der roͤmiſchen vaͤterlichen Gewalt mit ihren Veraͤnderungen und Modificationen kennen lernen, die ſie durch die neuern roͤmiſchen Geſetze erlitten hat. Nach aͤltern roͤmiſchen Rechten war die vaͤterliche Gewalt ein alleiniges Vorrecht des roͤmiſchen Hausva- ters 6) Siehe oben S. 173. und folg. auch aueranius Interpretat. iuris Lib. I. cap. IX. vorzuͤglich aber Ioſ. finestres in Prae- loctionib. Cervar. ſ. Commentar. academ. ad Tit. Pandectar. de liberis et poſthumis Part. I. Cap. II. §. 7—11. 7) Die vorzuͤglichſten Schriften ſind Phil. paschalis de viri- bus patriae poteſtatis. Uratislaviae 1672. fol. Pet. aerodius de iure patrio (adiect. eiusdem Pandect. rer. iudicat.) Abrah. a kerckraad de iure patrio Vltraj. 1708. 8. thomash Diſſ. de uſu practico Tit. Inſtitut. de patria poteſtate. Beſon- ders Hanns Ernſt von Globig Preißſchrift uͤber die Gruͤnde und Graͤnzen der vaͤterlichen Gewalt. Dresden und Leipzig 1789. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/218
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/218>, abgerufen am 23.11.2024.