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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 134.
§. 134.
Begrif, und ursprüngliche Beschaffenheit des Peculiums
der Kinder.

Ob nun gleich die Kinder, so lange sie in der väter-
lichen Gewalt waren, nach dem ältern römischen Rechte
nichts Eigenes besitzen konnten 21); so gab doch zuweilen
ein Vater seinem Sohne ein Stück Geld in die Hände,
oder er schafte ihm Waaren an, um damit zu handeln 22).
Ein solches Vermögen, was eine Person, die unter der
Gewalt eines Hausvaters stand, von dem Vermögen des-
selben abgesondert, und auf Rechnung desselben besaß,
hieß Peculium 23). Ulpian 24) nennt es pusilla pecunia,

sive,
21) Anton faber Coniecturar. iuris civ. Lib. VII. cap. XI.
p. 183. sqq.
will zwar behaupten, der Sohn sey nach dem
ältern römischen Recht alsdann allerdings fähig gewesen, et-
was Eigenes zu acquiriren, wenn der Vater den Erwerb des
Sohns nicht haben wollte. Allein die Beweißstellen sind aus
den neuern römischen Rechten entlehnt.
22) Christ rau historia iuris civ. de peculiis. Lipsiae 1770.
§. III.
folgg.
23) In einer andern Bedeutung wird dieses Wort in der L. 79.
§. 1. D. de legat.
3. genommen, wenn es daselbst heißt: pe-
culium
appellatur, quod praesidii causa seponitur.
Hier ist
peculium eben das, was man im Teutschen einen Noth-
Pfennig
nennt, wie es auch averanius Interpretat. iuris
lib. II. c. 28. n.
15. u. folg. erklärt. In dieser Bedeutung
kann auch ein Paterfamilias ein peculium haben, wovon Chri-
stoph. Lud.
crellii Observationes de peculio personarum sui
iuris Vitemberg.
1751. 4. zu bemerken sind. Ausser diesen Fall
aber läßt sich ein eigentliches Peculium nur bey solchen Per-
sonen gedenken, die in der Gewalt eines Patrisfamilias ste-
hen, dergleichen Kinder, Sclaven und ehemals auch
Eheweiber waren, die in manum mariti gekommen. S. rav
cit. Diss.
§. 4. 5. 6.
24) L. 5. §. 3. D. de peculio.
1. Buch. 6. Tit. §. 134.
§. 134.
Begrif, und urſpruͤngliche Beſchaffenheit des Peculiums
der Kinder.

Ob nun gleich die Kinder, ſo lange ſie in der vaͤter-
lichen Gewalt waren, nach dem aͤltern roͤmiſchen Rechte
nichts Eigenes beſitzen konnten 21); ſo gab doch zuweilen
ein Vater ſeinem Sohne ein Stuͤck Geld in die Haͤnde,
oder er ſchafte ihm Waaren an, um damit zu handeln 22).
Ein ſolches Vermoͤgen, was eine Perſon, die unter der
Gewalt eines Hausvaters ſtand, von dem Vermoͤgen deſ-
ſelben abgeſondert, und auf Rechnung deſſelben beſaß,
hieß Peculium 23). Ulpian 24) nennt es puſilla pecunia,

ſive,
21) Anton faber Coniecturar. iuris civ. Lib. VII. cap. XI.
p. 183. ſqq.
will zwar behaupten, der Sohn ſey nach dem
aͤltern roͤmiſchen Recht alsdann allerdings faͤhig geweſen, et-
was Eigenes zu acquiriren, wenn der Vater den Erwerb des
Sohns nicht haben wollte. Allein die Beweißſtellen ſind aus
den neuern roͤmiſchen Rechten entlehnt.
22) Chriſt rau hiſtoria iuris civ. de peculiis. Lipſiae 1770.
§. III.
folgg.
23) In einer andern Bedeutung wird dieſes Wort in der L. 79.
§. 1. D. de legat.
3. genommen, wenn es daſelbſt heißt: pe-
culium
appellatur, quod praeſidii cauſa ſeponitur.
Hier iſt
peculium eben das, was man im Teutſchen einen Noth-
Pfennig
nennt, wie es auch averanius Interpretat. iuris
lib. II. c. 28. n.
15. u. folg. erklaͤrt. In dieſer Bedeutung
kann auch ein Paterfamilias ein peculium haben, wovon Chri-
ſtoph. Lud.
crellii Obſervationes de peculio perſonarum ſui
iuris Vitemberg.
1751. 4. zu bemerken ſind. Auſſer dieſen Fall
aber laͤßt ſich ein eigentliches Peculium nur bey ſolchen Per-
ſonen gedenken, die in der Gewalt eines Patrisfamilias ſte-
hen, dergleichen Kinder, Sclaven und ehemals auch
Eheweiber waren, die in manum mariti gekommen. S. rav
cit. Diſſ.
§. 4. 5. 6.
24) L. 5. §. 3. D. de peculio.
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[208/0222] 1. Buch. 6. Tit. §. 134. §. 134. Begrif, und urſpruͤngliche Beſchaffenheit des Peculiums der Kinder. Ob nun gleich die Kinder, ſo lange ſie in der vaͤter- lichen Gewalt waren, nach dem aͤltern roͤmiſchen Rechte nichts Eigenes beſitzen konnten 21); ſo gab doch zuweilen ein Vater ſeinem Sohne ein Stuͤck Geld in die Haͤnde, oder er ſchafte ihm Waaren an, um damit zu handeln 22). Ein ſolches Vermoͤgen, was eine Perſon, die unter der Gewalt eines Hausvaters ſtand, von dem Vermoͤgen deſ- ſelben abgeſondert, und auf Rechnung deſſelben beſaß, hieß Peculium 23). Ulpian 24) nennt es puſilla pecunia, ſive, 21) Anton faber Coniecturar. iuris civ. Lib. VII. cap. XI. p. 183. ſqq. will zwar behaupten, der Sohn ſey nach dem aͤltern roͤmiſchen Recht alsdann allerdings faͤhig geweſen, et- was Eigenes zu acquiriren, wenn der Vater den Erwerb des Sohns nicht haben wollte. Allein die Beweißſtellen ſind aus den neuern roͤmiſchen Rechten entlehnt. 22) Chriſt rau hiſtoria iuris civ. de peculiis. Lipſiae 1770. §. III. folgg. 23) In einer andern Bedeutung wird dieſes Wort in der L. 79. §. 1. D. de legat. 3. genommen, wenn es daſelbſt heißt: pe- culium appellatur, quod praeſidii cauſa ſeponitur. Hier iſt peculium eben das, was man im Teutſchen einen Noth- Pfennig nennt, wie es auch averanius Interpretat. iuris lib. II. c. 28. n. 15. u. folg. erklaͤrt. In dieſer Bedeutung kann auch ein Paterfamilias ein peculium haben, wovon Chri- ſtoph. Lud. crellii Obſervationes de peculio perſonarum ſui iuris Vitemberg. 1751. 4. zu bemerken ſind. Auſſer dieſen Fall aber laͤßt ſich ein eigentliches Peculium nur bey ſolchen Per- ſonen gedenken, die in der Gewalt eines Patrisfamilias ſte- hen, dergleichen Kinder, Sclaven und ehemals auch Eheweiber waren, die in manum mariti gekommen. S. rav cit. Diſſ. §. 4. 5. 6. 24) L. 5. §. 3. D. de peculio.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/222>, abgerufen am 23.11.2024.