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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 137. u. 138.
sie durch Anreitzung oder unverzeihliche Nachsicht die Ge-
legenheit zu solchen unerlaubten Handlungen ihrer Kinder
gegeben haben sollten 4).

4) Kinder können ohne der Eltern Einwilligung kei-
ne verbindliche Handlung unternehmen 5). Sie sind
vielmehr bey allen Handlungen, welche auf die Erhal-
tung des Hauswesens, mithin auf die ganze Familie sich
beziehen, zu völligem Gehorsam den Eltern verpflichtet.
Alle Handlungen dieser Art, welche ohne Einwilligung
der Eltern unternommen werden, sind null und nichtig;
und kein Eyd, noch der dabey eintretende Schaden eines
dritten, kann solchen eine Verbindlichkeit geben 6). Des-
wegen können Kinder, die noch unter der elterlichen Ge-
walt stehen, ohne Wissen und wider Willen der Eltern
eine gültige Eheverbindung nicht schliessen 7). Ob nun
gleich im Fall einer verschiedenen Gesinnung der Eltern
des Vaters Einwilligung oder Nichteinwilligung dem
Willen der Mutter vorgehet, so ist doch nach teutschen
Rechten und Sitten der Mutter Einwilligung alsdann
unstreitig für nothwendig zu halten, wenn der Vater ge-
storben, oder verhindert ist, seine Einwilligung zu erthei-
len 8).


5) Bey-
4) rothhahn Diss. de materna potest. in liberos §. 46. S. 111.
5) Schott Eherecht §. 189.
6) von Globig Preisschrift S. 113.
7) de selchow Elem. iuris germ. privati §. 416. et 491. roth-
hahn
cit. Dissert. §. 25--34. Tob. Iac. reinharth Diss.
de arbitrio patris et iure matris in nuptias filiarum Erf. 1732.
Em. Io. Fr. manzel Diss. de aequali utriusque parentis iure
qua consensum in sponsalia liberorum. Rostochii
1760.
8) Schott Eherecht §. 93. Not. ** Hofmann Handbuch
des teutschen Eherechts 2. Hauptst. §. 10. S. 28.

1. Buch. 6. Tit. §. 137. u. 138.
ſie durch Anreitzung oder unverzeihliche Nachſicht die Ge-
legenheit zu ſolchen unerlaubten Handlungen ihrer Kinder
gegeben haben ſollten 4).

4) Kinder koͤnnen ohne der Eltern Einwilligung kei-
ne verbindliche Handlung unternehmen 5). Sie ſind
vielmehr bey allen Handlungen, welche auf die Erhal-
tung des Hausweſens, mithin auf die ganze Familie ſich
beziehen, zu voͤlligem Gehorſam den Eltern verpflichtet.
Alle Handlungen dieſer Art, welche ohne Einwilligung
der Eltern unternommen werden, ſind null und nichtig;
und kein Eyd, noch der dabey eintretende Schaden eines
dritten, kann ſolchen eine Verbindlichkeit geben 6). Des-
wegen koͤnnen Kinder, die noch unter der elterlichen Ge-
walt ſtehen, ohne Wiſſen und wider Willen der Eltern
eine guͤltige Eheverbindung nicht ſchlieſſen 7). Ob nun
gleich im Fall einer verſchiedenen Geſinnung der Eltern
des Vaters Einwilligung oder Nichteinwilligung dem
Willen der Mutter vorgehet, ſo iſt doch nach teutſchen
Rechten und Sitten der Mutter Einwilligung alsdann
unſtreitig fuͤr nothwendig zu halten, wenn der Vater ge-
ſtorben, oder verhindert iſt, ſeine Einwilligung zu erthei-
len 8).


5) Bey-
4) rothhahn Diſſ. de materna poteſt. in liberos §. 46. S. 111.
5) Schott Eherecht §. 189.
6) von Globig Preisſchrift S. 113.
7) de selchow Elem. iuris germ. privati §. 416. et 491. roth-
hahn
cit. Diſſert. §. 25—34. Tob. Iac. reinharth Diſſ.
de arbitrio patris et iure matris in nuptias filiarum Erf. 1732.
Em. Io. Fr. manzel Diſſ. de aequali utriusque parentis iure
qua conſenſum in ſponſalia liberorum. Roſtochii
1760.
8) Schott Eherecht §. 93. Not. ** Hofmann Handbuch
des teutſchen Eherechts 2. Hauptſt. §. 10. S. 28.
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[230/0244] 1. Buch. 6. Tit. §. 137. u. 138. ſie durch Anreitzung oder unverzeihliche Nachſicht die Ge- legenheit zu ſolchen unerlaubten Handlungen ihrer Kinder gegeben haben ſollten 4). 4) Kinder koͤnnen ohne der Eltern Einwilligung kei- ne verbindliche Handlung unternehmen 5). Sie ſind vielmehr bey allen Handlungen, welche auf die Erhal- tung des Hausweſens, mithin auf die ganze Familie ſich beziehen, zu voͤlligem Gehorſam den Eltern verpflichtet. Alle Handlungen dieſer Art, welche ohne Einwilligung der Eltern unternommen werden, ſind null und nichtig; und kein Eyd, noch der dabey eintretende Schaden eines dritten, kann ſolchen eine Verbindlichkeit geben 6). Des- wegen koͤnnen Kinder, die noch unter der elterlichen Ge- walt ſtehen, ohne Wiſſen und wider Willen der Eltern eine guͤltige Eheverbindung nicht ſchlieſſen 7). Ob nun gleich im Fall einer verſchiedenen Geſinnung der Eltern des Vaters Einwilligung oder Nichteinwilligung dem Willen der Mutter vorgehet, ſo iſt doch nach teutſchen Rechten und Sitten der Mutter Einwilligung alsdann unſtreitig fuͤr nothwendig zu halten, wenn der Vater ge- ſtorben, oder verhindert iſt, ſeine Einwilligung zu erthei- len 8). 5) Bey- 4) rothhahn Diſſ. de materna poteſt. in liberos §. 46. S. 111. 5) Schott Eherecht §. 189. 6) von Globig Preisſchrift S. 113. 7) de selchow Elem. iuris germ. privati §. 416. et 491. roth- hahn cit. Diſſert. §. 25—34. Tob. Iac. reinharth Diſſ. de arbitrio patris et iure matris in nuptias filiarum Erf. 1732. Em. Io. Fr. manzel Diſſ. de aequali utriusque parentis iure qua conſenſum in ſponſalia liberorum. Roſtochii 1760. 8) Schott Eherecht §. 93. Not. ** Hofmann Handbuch des teutſchen Eherechts 2. Hauptſt. §. 10. S. 28.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/244>, abgerufen am 11.05.2024.