Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

de Constitutionibus Principum.
consumentis: nisi locupletior ex hoc inveniatur litis
contestatae tempore is qui accepit.
Hieraus erhellet
zugleich, daß wenn der Minderjährige, der das Geld
empfangen, solches wirklich zu seinem Nutzen verwandt
hätte, und folglich zur Zeit der Litis Contestation sich
dadurch locupletior befände, derselbe in diesem Fall mit
der vorgeschützten Einrede der Restitution nicht zu hören,
vielmehr der minderjährige Gläubiger gegen die An-
leihe in den vorigen Stand einzusetzen seyn würde69). Denn
hier trachtet der Beklagte bey dem zur Sprache stehenden
Geschäfte nur etwas zu gewinnen. Er befindet sich also
eigentlich nicht in dem Fall, in welchem die Gesetze den
Minderjährigen die Restitutions-Wohlthat geben. Wohl
aber der Kläger, welcher dadurch nur lediglich einen Scha-
den zu verhüten sucht, den er durch die Nichtwiederbe-
zahlung der Anleihe erleiden würde. Folglich gestatten
die Gesetze nur diesem den Gebrauch seiner Rechtswohl-
that.

§. 106.
Von den mancherley Ursachen, da Privilegien aufhören
können.

Aller Grund von dem Verlust verliehener
Privilegien
ist entweder in der Beschaffenheit des
Privilegii selbst, oder in dem Gesetzgeber, oder in der

privi-
69) Eben dieses giebt auch Ulpian in den Worten der oben
angeführten L. 11. §. 6. D. de minorib. puto autem a Prae-
tore inspiciendum, quis captus sit?
zu verstehen. Captus
heißt soviel als laesus. L. 3. §. 3. L. 7. pr. L. 9. §. 2. L. 29.
pr. D. de minorib.
Sonst heißt capi soviel als fraudari et
decipi.
S. erissonius de Verb. Significat. v. capere n. 7.
S. 154.

de Conſtitutionibus Principum.
conſumentis: niſi locupletior ex hoc inveniatur litis
conteſtatae tempore is qui accepit.
Hieraus erhellet
zugleich, daß wenn der Minderjaͤhrige, der das Geld
empfangen, ſolches wirklich zu ſeinem Nutzen verwandt
haͤtte, und folglich zur Zeit der Litis Conteſtation ſich
dadurch locupletior befaͤnde, derſelbe in dieſem Fall mit
der vorgeſchuͤtzten Einrede der Reſtitution nicht zu hoͤren,
vielmehr der minderjaͤhrige Glaͤubiger gegen die An-
leihe in den vorigen Stand einzuſetzen ſeyn wuͤrde69). Denn
hier trachtet der Beklagte bey dem zur Sprache ſtehenden
Geſchaͤfte nur etwas zu gewinnen. Er befindet ſich alſo
eigentlich nicht in dem Fall, in welchem die Geſetze den
Minderjaͤhrigen die Reſtitutions-Wohlthat geben. Wohl
aber der Klaͤger, welcher dadurch nur lediglich einen Scha-
den zu verhuͤten ſucht, den er durch die Nichtwiederbe-
zahlung der Anleihe erleiden wuͤrde. Folglich geſtatten
die Geſetze nur dieſem den Gebrauch ſeiner Rechtswohl-
that.

§. 106.
Von den mancherley Urſachen, da Privilegien aufhoͤren
koͤnnen.

Aller Grund von dem Verluſt verliehener
Privilegien
iſt entweder in der Beſchaffenheit des
Privilegii ſelbſt, oder in dem Geſetzgeber, oder in der

privi-
69) Eben dieſes giebt auch Ulpian in den Worten der oben
angefuͤhrten L. 11. §. 6. D. de minorib. puto autem a Prae-
tore inſpiciendum, quis captus ſit?
zu verſtehen. Captus
heißt ſoviel als laeſus. L. 3. §. 3. L. 7. pr. L. 9. §. 2. L. 29.
pr. D. de minorib.
Sonſt heißt capi ſoviel als fraudari et
decipi.
S. erissonius de Verb. Significat. v. capere n. 7.
S. 154.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Con&#x017F;titutionibus Principum.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">con&#x017F;umentis</hi>: ni&#x017F;i locupletior ex hoc inveniatur litis<lb/>
conte&#x017F;tatae tempore is qui accepit.</hi> Hieraus erhellet<lb/>
zugleich, daß wenn der Minderja&#x0364;hrige, der das Geld<lb/>
empfangen, &#x017F;olches wirklich zu &#x017F;einem Nutzen verwandt<lb/>
ha&#x0364;tte, und folglich zur Zeit der Litis Conte&#x017F;tation &#x017F;ich<lb/>
dadurch <hi rendition="#aq">locupletior</hi> befa&#x0364;nde, der&#x017F;elbe in die&#x017F;em Fall mit<lb/>
der vorge&#x017F;chu&#x0364;tzten Einrede der Re&#x017F;titution nicht zu ho&#x0364;ren,<lb/>
vielmehr der minderja&#x0364;hrige <hi rendition="#g">Gla&#x0364;ubiger</hi> gegen die An-<lb/>
leihe in den vorigen Stand einzu&#x017F;etzen &#x017F;eyn wu&#x0364;rde<note place="foot" n="69)">Eben die&#x017F;es giebt auch <hi rendition="#g">Ulpian</hi> in den Worten der oben<lb/>
angefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. 11. §. 6. D. de minorib.</hi> puto autem a Prae-<lb/>
tore in&#x017F;piciendum, <hi rendition="#g">quis captus &#x017F;it</hi>?</hi> zu ver&#x017F;tehen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Captus</hi></hi><lb/>
heißt &#x017F;oviel als <hi rendition="#aq">lae&#x017F;us. <hi rendition="#i">L. 3. §. 3. L. 7. pr. L. 9. §. 2. L. 29.<lb/>
pr. D. de minorib.</hi></hi> Son&#x017F;t heißt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">capi</hi></hi> &#x017F;oviel als <hi rendition="#aq">fraudari et<lb/>
decipi.</hi> S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">erissonius</hi> de Verb. Significat. v. <hi rendition="#i">capere</hi> n.</hi> 7.<lb/>
S. 154.</note>. Denn<lb/>
hier trachtet der Beklagte bey dem zur Sprache &#x017F;tehenden<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;fte nur etwas zu gewinnen. Er befindet &#x017F;ich al&#x017F;o<lb/>
eigentlich nicht in dem Fall, in welchem die Ge&#x017F;etze den<lb/>
Minderja&#x0364;hrigen die Re&#x017F;titutions-Wohlthat geben. Wohl<lb/>
aber der Kla&#x0364;ger, welcher dadurch nur lediglich einen Scha-<lb/>
den zu verhu&#x0364;ten &#x017F;ucht, den er durch die Nichtwiederbe-<lb/>
zahlung der Anleihe erleiden wu&#x0364;rde. Folglich ge&#x017F;tatten<lb/>
die Ge&#x017F;etze nur die&#x017F;em den Gebrauch &#x017F;einer Rechtswohl-<lb/>
that.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 106.<lb/>
Von den mancherley Ur&#x017F;achen, da Privilegien aufho&#x0364;ren<lb/>
ko&#x0364;nnen.</head><lb/>
          <p>Aller Grund von dem <hi rendition="#g">Verlu&#x017F;t verliehener<lb/>
Privilegien</hi> i&#x017F;t entweder in der Be&#x017F;chaffenheit des<lb/>
Privilegii &#x017F;elb&#x017F;t, oder in dem Ge&#x017F;etzgeber, oder in der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">privi-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0041] de Conſtitutionibus Principum. conſumentis: niſi locupletior ex hoc inveniatur litis conteſtatae tempore is qui accepit. Hieraus erhellet zugleich, daß wenn der Minderjaͤhrige, der das Geld empfangen, ſolches wirklich zu ſeinem Nutzen verwandt haͤtte, und folglich zur Zeit der Litis Conteſtation ſich dadurch locupletior befaͤnde, derſelbe in dieſem Fall mit der vorgeſchuͤtzten Einrede der Reſtitution nicht zu hoͤren, vielmehr der minderjaͤhrige Glaͤubiger gegen die An- leihe in den vorigen Stand einzuſetzen ſeyn wuͤrde 69). Denn hier trachtet der Beklagte bey dem zur Sprache ſtehenden Geſchaͤfte nur etwas zu gewinnen. Er befindet ſich alſo eigentlich nicht in dem Fall, in welchem die Geſetze den Minderjaͤhrigen die Reſtitutions-Wohlthat geben. Wohl aber der Klaͤger, welcher dadurch nur lediglich einen Scha- den zu verhuͤten ſucht, den er durch die Nichtwiederbe- zahlung der Anleihe erleiden wuͤrde. Folglich geſtatten die Geſetze nur dieſem den Gebrauch ſeiner Rechtswohl- that. §. 106. Von den mancherley Urſachen, da Privilegien aufhoͤren koͤnnen. Aller Grund von dem Verluſt verliehener Privilegien iſt entweder in der Beſchaffenheit des Privilegii ſelbſt, oder in dem Geſetzgeber, oder in der privi- 69) Eben dieſes giebt auch Ulpian in den Worten der oben angefuͤhrten L. 11. §. 6. D. de minorib. puto autem a Prae- tore inſpiciendum, quis captus ſit? zu verſtehen. Captus heißt ſoviel als laeſus. L. 3. §. 3. L. 7. pr. L. 9. §. 2. L. 29. pr. D. de minorib. Sonſt heißt capi ſoviel als fraudari et decipi. S. erissonius de Verb. Significat. v. capere n. 7. S. 154.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/41
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/41>, abgerufen am 23.11.2024.