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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 173.
parietem adfixae, aut si similiter cohaerent tychni,
non sunt aedium. Ornatus enim aedium causa paran-
tur, non, quo aedes perficiantur.
Statüen, die blos zur
Zierde des Hauses dienen, pflegen insgemein nur darum
einigermaßen befestiget zu werden, damit sie nicht um-
fallen. Von Bildnissen wird erfordert, daß sie nur an
Kettchen oder Bändern hängen, oder an die Wand an-
gezweckt sind. Denn anders würde es seyn, wenn sie
eingemauert wären. Eben dies wird von Kronenleuch-
tern und Wandblakern gesagt, wenn sie eben so ange-
hängt, oder angezweckt sind. Alles dieses ist kein Per-
tinenz des Hauses, weil es ein bloßer zum Uebrigen nicht
gehöriger Staat und Pracht ist.

2) Werden auch bewegliche Sachen alsdann für un-
bewegliche im rechtlichen Verstande gehalten, wenn sie
nicht nur in der Absicht angeschaft oder gemacht worden
sind, daß sie einer unbeweglichen Sache zum beständigen
Gebrauch dienen sollen, sondern sich auch wirklich zu dem
Ende an dem Orte ihrer Bestimmung befinden 37). Per-
tinenzen dieser Art erfordern keine Cohäsion 38). Die
Gesetze rechnen hierher alles dasjenige, was nothwendig
bey einem Grundstück oder der Hauptsache seyn und blei-
ben muß, wenn es einen Gebrauch haben soll, und also

einen
37) Hierher gehört die Regel des Labeo in L. 17. §. 7. D. de
aet. emti vend.
ea, quae perpetui usus causa in
aedificiis sunt, aedificii esse; quae vero ad
praesens, non esse aedificii
. Conf. Iac. born Exerc.
acad. de eo, quod instum est circa destinationem. Lipsiae
1704. Io. Phil. treiber Diss. de destinatione. Erford. 1713.
Christ. schreiter Diss. de mobilibus rebus in perpetuum
usum destinatis. Lipsiae
1690.
38) L. 17. pr. D. de act. emt. vend. Aedium multa esse, quae
aedibus adfixa non sunt
, ignorari non oportet.

1. Buch. 8. Tit. §. 173.
parietem adfixae, aut ſi ſimiliter cohaerent tychni,
non ſunt aedium. Ornatus enim aedium cauſa paran-
tur, non, quo aedes perficiantur.
Statuͤen, die blos zur
Zierde des Hauſes dienen, pflegen insgemein nur darum
einigermaßen befeſtiget zu werden, damit ſie nicht um-
fallen. Von Bildniſſen wird erfordert, daß ſie nur an
Kettchen oder Baͤndern haͤngen, oder an die Wand an-
gezweckt ſind. Denn anders wuͤrde es ſeyn, wenn ſie
eingemauert waͤren. Eben dies wird von Kronenleuch-
tern und Wandblakern geſagt, wenn ſie eben ſo ange-
haͤngt, oder angezweckt ſind. Alles dieſes iſt kein Per-
tinenz des Hauſes, weil es ein bloßer zum Uebrigen nicht
gehoͤriger Staat und Pracht iſt.

2) Werden auch bewegliche Sachen alsdann fuͤr un-
bewegliche im rechtlichen Verſtande gehalten, wenn ſie
nicht nur in der Abſicht angeſchaft oder gemacht worden
ſind, daß ſie einer unbeweglichen Sache zum beſtaͤndigen
Gebrauch dienen ſollen, ſondern ſich auch wirklich zu dem
Ende an dem Orte ihrer Beſtimmung befinden 37). Per-
tinenzen dieſer Art erfordern keine Cohaͤſion 38). Die
Geſetze rechnen hierher alles dasjenige, was nothwendig
bey einem Grundſtuͤck oder der Hauptſache ſeyn und blei-
ben muß, wenn es einen Gebrauch haben ſoll, und alſo

einen
37) Hierher gehoͤrt die Regel des Labeo in L. 17. §. 7. D. de
aet. emti vend.
ea, quae perpetui uſus cauſa in
aedificiis ſunt, aedificii eſſe; quae vero ad
praeſens, non eſſe aedificii
. Conf. Iac. born Exerc.
acad. de eo, quod inſtum eſt circa deſtinationem. Lipſiae
1704. Io. Phil. treiber Diſſ. de deſtinatione. Erford. 1713.
Chriſt. schreiter Diſſ. de mobilibus rebus in perpetuum
uſum deſtinatis. Lipſiae
1690.
38) L. 17. pr. D. de act. emt. vend. Aedium multa eſſe, quae
aedibus adfixa non ſunt
, ignorari non oportet.
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[476/0490] 1. Buch. 8. Tit. §. 173. parietem adfixae, aut ſi ſimiliter cohaerent tychni, non ſunt aedium. Ornatus enim aedium cauſa paran- tur, non, quo aedes perficiantur. Statuͤen, die blos zur Zierde des Hauſes dienen, pflegen insgemein nur darum einigermaßen befeſtiget zu werden, damit ſie nicht um- fallen. Von Bildniſſen wird erfordert, daß ſie nur an Kettchen oder Baͤndern haͤngen, oder an die Wand an- gezweckt ſind. Denn anders wuͤrde es ſeyn, wenn ſie eingemauert waͤren. Eben dies wird von Kronenleuch- tern und Wandblakern geſagt, wenn ſie eben ſo ange- haͤngt, oder angezweckt ſind. Alles dieſes iſt kein Per- tinenz des Hauſes, weil es ein bloßer zum Uebrigen nicht gehoͤriger Staat und Pracht iſt. 2) Werden auch bewegliche Sachen alsdann fuͤr un- bewegliche im rechtlichen Verſtande gehalten, wenn ſie nicht nur in der Abſicht angeſchaft oder gemacht worden ſind, daß ſie einer unbeweglichen Sache zum beſtaͤndigen Gebrauch dienen ſollen, ſondern ſich auch wirklich zu dem Ende an dem Orte ihrer Beſtimmung befinden 37). Per- tinenzen dieſer Art erfordern keine Cohaͤſion 38). Die Geſetze rechnen hierher alles dasjenige, was nothwendig bey einem Grundſtuͤck oder der Hauptſache ſeyn und blei- ben muß, wenn es einen Gebrauch haben ſoll, und alſo einen 37) Hierher gehoͤrt die Regel des Labeo in L. 17. §. 7. D. de aet. emti vend. ea, quae perpetui uſus cauſa in aedificiis ſunt, aedificii eſſe; quae vero ad praeſens, non eſſe aedificii. Conf. Iac. born Exerc. acad. de eo, quod inſtum eſt circa deſtinationem. Lipſiae 1704. Io. Phil. treiber Diſſ. de deſtinatione. Erford. 1713. Chriſt. schreiter Diſſ. de mobilibus rebus in perpetuum uſum deſtinatis. Lipſiae 1690. 38) L. 17. pr. D. de act. emt. vend. Aedium multa eſſe, quae aedibus adfixa non ſunt, ignorari non oportet.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/490>, abgerufen am 20.05.2024.