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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Constitutionibus Principium.
an einem andern Ort meines Commentars 3) schon ent-
wickelt habe, und sodann in Erwägung ziehet, daß die
Gesetze selbst den Grund, aus welchem Privilegien durch
Nichtgebrauch erlöschen, in einer stillschweigenden
Begebung
setzen 4). Es können also Privilegien aller-
dings durch Nichtgebrauch ihre Endschaft erreichen.
Nur fragt sich's, was dazu erfordert werde? Ich bin der
Meinung, daß ein Unterschied zu machen sey zwischen
affirmativen Privilegien, welche dem Privilegirten
die Befugniß geben, eine nach dem gemeinen Recht
sonst nicht gestattete Handlung unternehmen zu dürfen,
und zwischen negativen Privilegien, welche den Pri-

vile-
3) S. den 1. Theil dieses Commentars S. 113. ff.
4) Cap. 6. et 15. X. de privileg. In der leztern Stelle heißt
es: Cum enim tanto tempore contra indulta privilegia deci-
mas solverint, eis renunciasse tacite praesumun-
tur
.
Diesem ist nicht entgegen, wenn in L. 12. Cod. de Sa-
cros. Ecclesiis
gesagt wird: privilegia, quae generalibus con-
stitutionibus universis Sacrosanctis Ecclesiis orthodoxae reli-
gionis retro Principes praestiterunt, firma et illibata in
perpetuum decernimus custodiri;
denn dies ist nicht von
einzeln speciellen Privilegien zu verstehen, sondern von solchen
besondern und zum gemeinen Besten aller Kirchen eingeführ-
ten Rechten, die zum ius publicum gehören, und ob utili-
tatis publicae rationem
beständig aufrecht erhalten werden
müssen, wie schon Tob. Iac. reinharth in Diss. de eo, quod
circa amissionem iurium et privilegiorum per non usum iustum
est, (Erfordiae 1734.) §. XVIII.
richtig bemerkt hat. Ein
gleiches ist von den can. 1. et 2. Caus. XXV. qu. 2. in Gra-
tians
Decret zu sagen; wovon Ant. Dad. alteserra in
Innocentio III. s. Commentar. in singulas Decretales huius-
ce Pontificis, quae per libros V. Decretal. sparsae sunt. (Lu-
tetiae Parisior
. 1666.) Lib. V. Tit. 33. cap.
15. S. 591. nach-
zusehen ist. Sehr gründlich widerlegt auch wasmuth in der
öfters angeführten Dissertat. Cap. II. §. 25. jenen Irrthum,
daß Privilegien für res merae facultatis zu halten.
C 4

de Conſtitutionibus Principium.
an einem andern Ort meines Commentars 3) ſchon ent-
wickelt habe, und ſodann in Erwaͤgung ziehet, daß die
Geſetze ſelbſt den Grund, aus welchem Privilegien durch
Nichtgebrauch erloͤſchen, in einer ſtillſchweigenden
Begebung
ſetzen 4). Es koͤnnen alſo Privilegien aller-
dings durch Nichtgebrauch ihre Endſchaft erreichen.
Nur fragt ſich’s, was dazu erfordert werde? Ich bin der
Meinung, daß ein Unterſchied zu machen ſey zwiſchen
affirmativen Privilegien, welche dem Privilegirten
die Befugniß geben, eine nach dem gemeinen Recht
ſonſt nicht geſtattete Handlung unternehmen zu duͤrfen,
und zwiſchen negativen Privilegien, welche den Pri-

vile-
3) S. den 1. Theil dieſes Commentars S. 113. ff.
4) Cap. 6. et 15. X. de privileg. In der leztern Stelle heißt
es: Cum enim tanto tempore contra indulta privilegia deci-
mas ſolverint, eis renunciaſſe tacite praeſumun-
tur
.
Dieſem iſt nicht entgegen, wenn in L. 12. Cod. de Sa-
croſ. Eccleſiis
geſagt wird: privilegia, quae generalibus con-
ſtitutionibus univerſis Sacroſanctis Eccleſiis orthodoxae reli-
gionis retro Principes praeſtiterunt, firma et illibata in
perpetuum decernimus cuſtodiri;
denn dies iſt nicht von
einzeln ſpeciellen Privilegien zu verſtehen, ſondern von ſolchen
beſondern und zum gemeinen Beſten aller Kirchen eingefuͤhr-
ten Rechten, die zum ius publicum gehoͤren, und ob utili-
tatis publicae rationem
beſtaͤndig aufrecht erhalten werden
muͤſſen, wie ſchon Tob. Iac. reinharth in Diſſ. de eo, quod
circa amiſſionem iurium et privilegiorum per non uſum iuſtum
eſt, (Erfordiae 1734.) §. XVIII.
richtig bemerkt hat. Ein
gleiches iſt von den can. 1. et 2. Cauſ. XXV. qu. 2. in Gra-
tians
Decret zu ſagen; wovon Ant. Dad. alteserra in
Innocentio III. ſ. Commentar. in ſingulas Decretales huius-
ce Pontificis, quae per libros V. Decretal. ſparſae ſunt. (Lu-
tetiae Pariſior
. 1666.) Lib. V. Tit. 33. cap.
15. S. 591. nach-
zuſehen iſt. Sehr gruͤndlich widerlegt auch wasmuth in der
oͤfters angefuͤhrten Diſſertat. Cap. II. §. 25. jenen Irrthum,
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C 4
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[39/0053] de Conſtitutionibus Principium. an einem andern Ort meines Commentars 3) ſchon ent- wickelt habe, und ſodann in Erwaͤgung ziehet, daß die Geſetze ſelbſt den Grund, aus welchem Privilegien durch Nichtgebrauch erloͤſchen, in einer ſtillſchweigenden Begebung ſetzen 4). Es koͤnnen alſo Privilegien aller- dings durch Nichtgebrauch ihre Endſchaft erreichen. Nur fragt ſich’s, was dazu erfordert werde? Ich bin der Meinung, daß ein Unterſchied zu machen ſey zwiſchen affirmativen Privilegien, welche dem Privilegirten die Befugniß geben, eine nach dem gemeinen Recht ſonſt nicht geſtattete Handlung unternehmen zu duͤrfen, und zwiſchen negativen Privilegien, welche den Pri- vile- 3) S. den 1. Theil dieſes Commentars S. 113. ff. 4) Cap. 6. et 15. X. de privileg. In der leztern Stelle heißt es: Cum enim tanto tempore contra indulta privilegia deci- mas ſolverint, eis renunciaſſe tacite praeſumun- tur. Dieſem iſt nicht entgegen, wenn in L. 12. Cod. de Sa- croſ. Eccleſiis geſagt wird: privilegia, quae generalibus con- ſtitutionibus univerſis Sacroſanctis Eccleſiis orthodoxae reli- gionis retro Principes praeſtiterunt, firma et illibata in perpetuum decernimus cuſtodiri; denn dies iſt nicht von einzeln ſpeciellen Privilegien zu verſtehen, ſondern von ſolchen beſondern und zum gemeinen Beſten aller Kirchen eingefuͤhr- ten Rechten, die zum ius publicum gehoͤren, und ob utili- tatis publicae rationem beſtaͤndig aufrecht erhalten werden muͤſſen, wie ſchon Tob. Iac. reinharth in Diſſ. de eo, quod circa amiſſionem iurium et privilegiorum per non uſum iuſtum eſt, (Erfordiae 1734.) §. XVIII. richtig bemerkt hat. Ein gleiches iſt von den can. 1. et 2. Cauſ. XXV. qu. 2. in Gra- tians Decret zu ſagen; wovon Ant. Dad. alteserra in Innocentio III. ſ. Commentar. in ſingulas Decretales huius- ce Pontificis, quae per libros V. Decretal. ſparſae ſunt. (Lu- tetiae Pariſior. 1666.) Lib. V. Tit. 33. cap. 15. S. 591. nach- zuſehen iſt. Sehr gruͤndlich widerlegt auch wasmuth in der oͤfters angefuͤhrten Diſſertat. Cap. II. §. 25. jenen Irrthum, daß Privilegien fuͤr res merae facultatis zu halten. C 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/53>, abgerufen am 23.11.2024.