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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 181.
will. Es schadet nichts, daß der Usufructuar nur den
natürlichen Besitz des Sklavens hat, denn besitzt er gleich
den Sklaven selbst auf eines andern Nahmen, so folgt doch
daraus nicht, daß er nun auch die ihm von demselben
erworbene Sachen auf fremden Namen besitzen müßte,
und nicht animum sibi possidendi haben könnte. Denn
das ist ja eine Sache, die in facto beruhet 26). Ue-
berdem aber war auch eben dieses bey Bestellung des
Nießbrauchs zwischen dem Usufructuar und Proprietar
ausdrücklich festgesetzt worden, daß dem erstern alles zu-
fliessen solle, was der Sklave durch seine Dienste oder
aus dem Vermögen des Usufruktuars erwerben würde 27).
Indessen sahe Papinian wohl ein, daß der angeführte
Entscheidungsgrund nicht überall paßen, und daher allein

nicht
wenn in der L. 1. §. 8. cit. vom Usufructuar gesagt wird,
daß er nicht besitze, so ist dieß von dem bürgerlichen
Besitze
zu verstehen, wie auch Hr. Prof. Westphal in
dem System des R. R. über die Arten der Sachen §. 156.
S. 149. schon richtig bemerkt hat. Diesen hat freylich der
Usufructuar nicht, da er den Sclaven auf des Proprietars
Namen besitzt. Allein daß der natürliche Besitz des Sclaven
schlechterdings erfordert werde, wenn jene rechtliche Wir-
kung, nehmlich durch den Sclaven einen Besitz zu erwerben,
statt finden soll, sagt Papinian in unserer Stelle ganz aus-
drücklich, der doch wohl mehr Auctorität, als chesius, ha-
ben muß. Ueberdem hat ja auch chesius an einem andern Orte
Interpretationum Iuris Lib. II. cap. XL. n. 9. (in Iurisprud.
Rom. et Attica Tom. II. pag.
536.)
schon selbst das Gegen-
theil behauptet, und aus Gründen erwiesen, daß mandurch
einen Sclaven, den man nicht besitzt, auch kei-
nen Besitz erwerben könne
. Welches auch den Ge-
tzen gemäß ist. L. 1. §. 46. D. de Vi et Vi armata. L. 34.
§. fin. D. de Acquir. Possess.
26) L. 1. §. 4. L. 17. §. 1. D. de Acquir. Possess.
27) L. 10. §. 3. D. de acquir. rer. dominio.

1. Buch. 8. Tit. §. 181.
will. Es ſchadet nichts, daß der Uſufructuar nur den
natuͤrlichen Beſitz des Sklavens hat, denn beſitzt er gleich
den Sklaven ſelbſt auf eines andern Nahmen, ſo folgt doch
daraus nicht, daß er nun auch die ihm von demſelben
erworbene Sachen auf fremden Namen beſitzen muͤßte,
und nicht animum ſibi poſſidendi haben koͤnnte. Denn
das iſt ja eine Sache, die in facto beruhet 26). Ue-
berdem aber war auch eben dieſes bey Beſtellung des
Nießbrauchs zwiſchen dem Uſufructuar und Proprietar
ausdruͤcklich feſtgeſetzt worden, daß dem erſtern alles zu-
flieſſen ſolle, was der Sklave durch ſeine Dienſte oder
aus dem Vermoͤgen des Uſufruktuars erwerben wuͤrde 27).
Indeſſen ſahe Papinian wohl ein, daß der angefuͤhrte
Entſcheidungsgrund nicht uͤberall paßen, und daher allein

nicht
wenn in der L. 1. §. 8. cit. vom Uſufructuar geſagt wird,
daß er nicht beſitze, ſo iſt dieß von dem buͤrgerlichen
Beſitze
zu verſtehen, wie auch Hr. Prof. Weſtphal in
dem Syſtem des R. R. uͤber die Arten der Sachen §. 156.
S. 149. ſchon richtig bemerkt hat. Dieſen hat freylich der
Uſufructuar nicht, da er den Sclaven auf des Proprietars
Namen beſitzt. Allein daß der natuͤrliche Beſitz des Sclaven
ſchlechterdings erfordert werde, wenn jene rechtliche Wir-
kung, nehmlich durch den Sclaven einen Beſitz zu erwerben,
ſtatt finden ſoll, ſagt Papinian in unſerer Stelle ganz aus-
druͤcklich, der doch wohl mehr Auctoritaͤt, als chesius, ha-
ben muß. Ueberdem hat ja auch chesius an einem andern Orte
Interpretationum Iuris Lib. II. cap. XL. n. 9. (in Iurisprud.
Rom. et Attica Tom. II. pag.
536.)
ſchon ſelbſt das Gegen-
theil behauptet, und aus Gruͤnden erwieſen, daß mandurch
einen Sclaven, den man nicht beſitzt, auch kei-
nen Beſitz erwerben koͤnne
. Welches auch den Ge-
tzen gemaͤß iſt. L. 1. §. 46. D. de Vi et Vi armata. L. 34.
§. fin. D. de Acquir. Poſſeſſ.
26) L. 1. §. 4. L. 17. §. 1. D. de Acquir. Poſſeſſ.
27) L. 10. §. 3. D. de acquir. rer. dominio.
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[530/0544] 1. Buch. 8. Tit. §. 181. will. Es ſchadet nichts, daß der Uſufructuar nur den natuͤrlichen Beſitz des Sklavens hat, denn beſitzt er gleich den Sklaven ſelbſt auf eines andern Nahmen, ſo folgt doch daraus nicht, daß er nun auch die ihm von demſelben erworbene Sachen auf fremden Namen beſitzen muͤßte, und nicht animum ſibi poſſidendi haben koͤnnte. Denn das iſt ja eine Sache, die in facto beruhet 26). Ue- berdem aber war auch eben dieſes bey Beſtellung des Nießbrauchs zwiſchen dem Uſufructuar und Proprietar ausdruͤcklich feſtgeſetzt worden, daß dem erſtern alles zu- flieſſen ſolle, was der Sklave durch ſeine Dienſte oder aus dem Vermoͤgen des Uſufruktuars erwerben wuͤrde 27). Indeſſen ſahe Papinian wohl ein, daß der angefuͤhrte Entſcheidungsgrund nicht uͤberall paßen, und daher allein nicht 25) 26) L. 1. §. 4. L. 17. §. 1. D. de Acquir. Poſſeſſ. 27) L. 10. §. 3. D. de acquir. rer. dominio. 25) wenn in der L. 1. §. 8. cit. vom Uſufructuar geſagt wird, daß er nicht beſitze, ſo iſt dieß von dem buͤrgerlichen Beſitze zu verſtehen, wie auch Hr. Prof. Weſtphal in dem Syſtem des R. R. uͤber die Arten der Sachen §. 156. S. 149. ſchon richtig bemerkt hat. Dieſen hat freylich der Uſufructuar nicht, da er den Sclaven auf des Proprietars Namen beſitzt. Allein daß der natuͤrliche Beſitz des Sclaven ſchlechterdings erfordert werde, wenn jene rechtliche Wir- kung, nehmlich durch den Sclaven einen Beſitz zu erwerben, ſtatt finden ſoll, ſagt Papinian in unſerer Stelle ganz aus- druͤcklich, der doch wohl mehr Auctoritaͤt, als chesius, ha- ben muß. Ueberdem hat ja auch chesius an einem andern Orte Interpretationum Iuris Lib. II. cap. XL. n. 9. (in Iurisprud. Rom. et Attica Tom. II. pag. 536.) ſchon ſelbſt das Gegen- theil behauptet, und aus Gruͤnden erwieſen, daß mandurch einen Sclaven, den man nicht beſitzt, auch kei- nen Beſitz erwerben koͤnne. Welches auch den Ge- tzen gemaͤß iſt. L. 1. §. 46. D. de Vi et Vi armata. L. 34. §. fin. D. de Acquir. Poſſeſſ.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/544>, abgerufen am 23.11.2024.