Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.de Statu Homanum. lich tod 32). Denn sie hatten gar keine bürgerliche Rech-te im Staate. Heut zu Tage nehmen wir das Wort Person in zweyerley Bedeutung, erstlich für einen Menschen, mit einer gewissen Qualität betrachtet, in An- sehung welcher er besondere Rechte und Verbindlichkeiten in der bürgerlichen Gesellschaft hat; und zweytens für eine solche moralische Eigenschaft selbst, welche man den statum nennt; so z. B. sagt man, ein Mensch habe meh- rere Personen zugleich, wovon ich hernach reden werde. Die Personen werden nun nach ihren mancherley Ver- hältnissen in der bürgerlichen Gesellschaft verschiedentlich eingetheilt. Sie sind I) entweder Individual oder moralische Per- sein lection. P. II. p. 17. bemerkt haben. Denn poena capita- lis hieß im Sinn des römischen Criminalrechts nicht allein Todesstrafe, sondern auch jede Strafe, die den Verlust des bürgerlichen Zustandes zur Folge hatte. L. 14. §. 3. D. de bon. libertor. L. 2. pr. L. 28. pr. D. de poenis. §. 2. I. de publicis iudic. Man sehe übrigens Gundlings Gedanken über die Worte: Servus non habet caput, in Desselben von Stol- len herausgegebenen Sammlung kleiner teutsch. Schriften (Halle 1737.) N. XXIV. S. 465--482. 32) L. 209. D. de R. I. Servitutem mortalitati fere compa- ramus. D 4
de Statu Homanum. lich tod 32). Denn ſie hatten gar keine buͤrgerliche Rech-te im Staate. Heut zu Tage nehmen wir das Wort Perſon in zweyerley Bedeutung, erſtlich fuͤr einen Menſchen, mit einer gewiſſen Qualitaͤt betrachtet, in An- ſehung welcher er beſondere Rechte und Verbindlichkeiten in der buͤrgerlichen Geſellſchaft hat; und zweytens fuͤr eine ſolche moraliſche Eigenſchaft ſelbſt, welche man den ſtatum nennt; ſo z. B. ſagt man, ein Menſch habe meh- rere Perſonen zugleich, wovon ich hernach reden werde. Die Perſonen werden nun nach ihren mancherley Ver- haͤltniſſen in der buͤrgerlichen Geſellſchaft verſchiedentlich eingetheilt. Sie ſind I) entweder Individual oder moraliſche Per- ſein lection. P. II. p. 17. bemerkt haben. Denn poena capita- lis hieß im Sinn des roͤmiſchen Criminalrechts nicht allein Todesſtrafe, ſondern auch jede Strafe, die den Verluſt des buͤrgerlichen Zuſtandes zur Folge hatte. L. 14. §. 3. D. de bon. libertor. L. 2. pr. L. 28. pr. D. de poenis. §. 2. I. de publicis iudic. Man ſehe uͤbrigens Gundlings Gedanken uͤber die Worte: Servus non habet caput, in Deſſelben von Stol- len herausgegebenen Sammlung kleiner teutſch. Schriften (Halle 1737.) N. XXIV. S. 465—482. 32) L. 209. D. de R. I. Servitutem mortalitati fere compa- ramus. D 4
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de Statu Homanum.
lich tod 32). Denn ſie hatten gar keine buͤrgerliche Rech-
te im Staate. Heut zu Tage nehmen wir das Wort
Perſon in zweyerley Bedeutung, erſtlich fuͤr einen
Menſchen, mit einer gewiſſen Qualitaͤt betrachtet, in An-
ſehung welcher er beſondere Rechte und Verbindlichkeiten
in der buͤrgerlichen Geſellſchaft hat; und zweytens fuͤr
eine ſolche moraliſche Eigenſchaft ſelbſt, welche man den
ſtatum nennt; ſo z. B. ſagt man, ein Menſch habe meh-
rere Perſonen zugleich, wovon ich hernach reden werde.
Die Perſonen werden nun nach ihren mancherley Ver-
haͤltniſſen in der buͤrgerlichen Geſellſchaft verſchiedentlich
eingetheilt. Sie ſind
I) entweder Individual oder moraliſche Per-
ſonen. Naͤmlich alle moͤgliche Verhaͤltniſſe der Menſchen
gegen einander koͤnnen nur von zweyerley Art ſeyn; ein-
fach oder zuſammengeſetzt: je nachdem entweder
hier mehrere Menſchen mit ihrer Thaͤtigkeit ſich vereini-
gen, um damit ein Gemeinbeſtes zu befoͤrdern, oder dort
jeder derſelben ſein Individualbeſtes mit ungetheilter Thaͤ-
tigkeit fuͤr ſich beſorgt. Jeder einzelne Menſch nun, ſo-
fern er, auſſer dem Socialverhaͤltniſſe, fuͤr ſich als ein
ſelbſtſtaͤndiges moraliſches, freyhandelndes Subject be-
trachtet wird, das nach ſeinen ungetheilten Kraͤften
ſein
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32) L. 209. D. de R. I. Servitutem mortalitati fere compa-
ramus.
31) lection. P. II. p. 17. bemerkt haben. Denn poena capita-
lis hieß im Sinn des roͤmiſchen Criminalrechts nicht allein
Todesſtrafe, ſondern auch jede Strafe, die den Verluſt des
buͤrgerlichen Zuſtandes zur Folge hatte. L. 14. §. 3. D. de
bon. libertor. L. 2. pr. L. 28. pr. D. de poenis. §. 2. I. de
publicis iudic. Man ſehe uͤbrigens Gundlings Gedanken
uͤber die Worte: Servus non habet caput, in Deſſelben von Stol-
len herausgegebenen Sammlung kleiner teutſch. Schriften
(Halle 1737.) N. XXIV. S. 465—482.
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