Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 5. Tit. §. 113. sein eigenes Individualbestes zu bewürken trachtet, wirdeine Individualperson genannt. Hingegen mehrere Menschen zusammen genommen, sofern sie, ausser ihren Individualverhältnisse, als Glieder einer Gesellschaft be- trachtet werden, und nach Maßgab der getroffenen Ver- einigung, mit vereinten Kräften ein Gemeinbestes zu be- wirken suchen, machen eine moralische Person oder Ge- sellschaft aus 33). II) Betrachtet man die Menschen als Mitglieder ei- zu 33) Mayer a. a. O. Kap. II. §. 24. Man vergleiche auch
Io. Nic. hertii Diss. de pluribus hominibus personam unam sustinentibus. in Eius Opuscul. Vol. II. Tom. III. N. III. pag. 61 -- 90. 1. Buch. 5. Tit. §. 113. ſein eigenes Individualbeſtes zu bewuͤrken trachtet, wirdeine Individualperſon genannt. Hingegen mehrere Menſchen zuſammen genommen, ſofern ſie, auſſer ihren Individualverhaͤltniſſe, als Glieder einer Geſellſchaft be- trachtet werden, und nach Maßgab der getroffenen Ver- einigung, mit vereinten Kraͤften ein Gemeinbeſtes zu be- wirken ſuchen, machen eine moraliſche Perſon oder Ge- ſellſchaft aus 33). II) Betrachtet man die Menſchen als Mitglieder ei- zu 33) Mayer a. a. O. Kap. II. §. 24. Man vergleiche auch
Io. Nic. hertii Diſſ. de pluribus hominibus perſonam unam ſuſtinentibus. in Eius Opuſcul. Vol. II. Tom. III. N. III. pag. 61 — 90. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="56"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 5. Tit. §. 113.</fw><lb/> ſein eigenes Individualbeſtes zu bewuͤrken trachtet, wird<lb/> eine <hi rendition="#fr">Individualperſon</hi> genannt. Hingegen mehrere<lb/> Menſchen zuſammen genommen, ſofern ſie, auſſer ihren<lb/> Individualverhaͤltniſſe, als Glieder einer Geſellſchaft be-<lb/> trachtet werden, und nach Maßgab der getroffenen Ver-<lb/> einigung, mit vereinten Kraͤften ein Gemeinbeſtes zu be-<lb/> wirken ſuchen, machen eine <hi rendition="#fr">moraliſche Perſon</hi> oder <hi rendition="#fr">Ge-<lb/> ſellſchaft</hi> aus <note place="foot" n="33)"><hi rendition="#g">Mayer</hi> a. a. O. Kap. <hi rendition="#aq">II.</hi> §. 24. Man vergleiche auch<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Nic.</hi><hi rendition="#k">hertii</hi> Diſſ. de pluribus hominibus perſonam unam<lb/> ſuſtinentibus. in Eius Opuſcul. Vol. II. Tom. III. N. III. pag.</hi><lb/> 61 — 90.</note>.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">II</hi>) Betrachtet man die Menſchen als Mitglieder ei-<lb/> nes Staats, ſo kann ihre Perſon entweder eine <hi rendition="#g">oͤffent-<lb/> liche</hi> oder <hi rendition="#g">privat</hi> Perſon ſeyn. Ein jedes ſelbſtſtaͤndi-<lb/> ges Subject im Staate, es ſey ein einzelner Menſch oder<lb/> eine ganze Geſellſchaft, im buͤrgerlichen Socialverhaͤlt-<lb/> niß gegen den Staat betrachtet, zu deſſen Wohl und Be-<lb/> ſten es ſeine Thaͤtigkeit anwendet, und deswegen beſon-<lb/> dere Rechte und Pflichten hat, ſtellt eine <hi rendition="#fr">oͤffentliche<lb/> Perſon</hi> im Staate vor. Der Fuͤrſt hat dieſe, wie je-<lb/> der Staatsbeamte, nur mit dem Unterſchiede, daß der<lb/> Fuͤrſt, als Repraͤſentant des Staats, die, ſolcher Per-<lb/> ſon nach, habende Zuſtaͤndigkeiten <hi rendition="#aq">iure proprio</hi> hat,<lb/> und darin freylich keine dergleichen Einſchraͤnkungen lei-<lb/> der, denen eine bloße Staatsbedienung unterworffen iſt,<lb/> als welche nur ein <hi rendition="#aq">ius adminiſtratorium</hi> zum Grunde<lb/> hat. Auſſer dem Verhaͤltniſſe des Staats betrachtet, hat<lb/> hingegen jeder Buͤrger, ſelbſt der Fuͤrſt, nur eine<lb/><hi rendition="#fr">Privatperſon,</hi> wornach er Freyheit und Eigenthum hat,<lb/> und damit ſein eigenes Individual-Intereſſe und Beſtes<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0070]
1. Buch. 5. Tit. §. 113.
ſein eigenes Individualbeſtes zu bewuͤrken trachtet, wird
eine Individualperſon genannt. Hingegen mehrere
Menſchen zuſammen genommen, ſofern ſie, auſſer ihren
Individualverhaͤltniſſe, als Glieder einer Geſellſchaft be-
trachtet werden, und nach Maßgab der getroffenen Ver-
einigung, mit vereinten Kraͤften ein Gemeinbeſtes zu be-
wirken ſuchen, machen eine moraliſche Perſon oder Ge-
ſellſchaft aus 33).
II) Betrachtet man die Menſchen als Mitglieder ei-
nes Staats, ſo kann ihre Perſon entweder eine oͤffent-
liche oder privat Perſon ſeyn. Ein jedes ſelbſtſtaͤndi-
ges Subject im Staate, es ſey ein einzelner Menſch oder
eine ganze Geſellſchaft, im buͤrgerlichen Socialverhaͤlt-
niß gegen den Staat betrachtet, zu deſſen Wohl und Be-
ſten es ſeine Thaͤtigkeit anwendet, und deswegen beſon-
dere Rechte und Pflichten hat, ſtellt eine oͤffentliche
Perſon im Staate vor. Der Fuͤrſt hat dieſe, wie je-
der Staatsbeamte, nur mit dem Unterſchiede, daß der
Fuͤrſt, als Repraͤſentant des Staats, die, ſolcher Per-
ſon nach, habende Zuſtaͤndigkeiten iure proprio hat,
und darin freylich keine dergleichen Einſchraͤnkungen lei-
der, denen eine bloße Staatsbedienung unterworffen iſt,
als welche nur ein ius adminiſtratorium zum Grunde
hat. Auſſer dem Verhaͤltniſſe des Staats betrachtet, hat
hingegen jeder Buͤrger, ſelbſt der Fuͤrſt, nur eine
Privatperſon, wornach er Freyheit und Eigenthum hat,
und damit ſein eigenes Individual-Intereſſe und Beſtes
zu
33) Mayer a. a. O. Kap. II. §. 24. Man vergleiche auch
Io. Nic. hertii Diſſ. de pluribus hominibus perſonam unam
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