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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 115.
aber doch durch Bewegung des Körpers, der Augen, der
Arme, der Füße, oder auf eine andere Art Zeichen des
Lebens von sich gegeben hat.

Eine lebendige Geburt, welcher die Rechte eines
Kindes zugeeignet werden sollen, muß jedoch nicht allein
Lebenszeichen von sich geben, sondern auch lebens-
fähig
, (vitalis) seyn. Vitalität besteht nun darin,
wenn eine Geburt in ihrer Ausbildung und Vervollkomm-
nung so weit gediehen, daß bey ihr die Möglichkeit, das
Leben außer der Mutter fortzusetzen, vorhanden ist 87).
Hat sie hingegen denjenigen Grad der Ausbildung und
Vervollkommnung noch nicht erreicht, der zur Fortsetzung
des Lebens erfordert wird, so wird eine solche Geburt
eine unzeitige, ein Abortus, genennt, und diese ist
nicht erbfähig 88). Die Hauptfrage ist nun, wie lange
ein Kind in Mutterleibe getragen werden müsse, um je-
nen Grad der Ausbildung zu erreichen, der zur Lebens-
fähigkeit erfordert wird 89)? Die Gesetze bestimmen da-
zu ein halbes Jahr, oder hundert, zwey und achtzig Ta-

ge
87) S. teichmeyer Institut. medic. legal. pag. 57. §. 6. Ge.
Christoph.
baumgaertner Diss. de differentiis partus vivi et
vitalis Altorf. 1747. faselii elem. medecin. for.
§. 30.
88) L. 2. C. de posthum. hered. institut. -- Uxoris abortu
testamentum mariti non solvi, iuris evidentissimi est. paulus
Sentent. Receptar. lib. IV. Tit. IX. §. 6. Abortus vel aba-
ctus venter partum efficere non videtur.
beym schulting
Iurispr. Antejustin. p.
417. Eine für den Juristen wichtige
Schrift ist D. W. G. Ploucquet über die physische Er-
fordernisse der Erbfähigkeit der Kinder. Tübingen 1779. 8.
89) S. Alphons. a carranza de partu naturali et legitimo.
Ludg.
1629. 4. und Car. Annib. fabrotti Exercit. I. de
tempore partus humani, in Thes. iur. rom. Ottonis. T. III.

1. Buch. 5. Tit. §. 115.
aber doch durch Bewegung des Koͤrpers, der Augen, der
Arme, der Fuͤße, oder auf eine andere Art Zeichen des
Lebens von ſich gegeben hat.

Eine lebendige Geburt, welcher die Rechte eines
Kindes zugeeignet werden ſollen, muß jedoch nicht allein
Lebenszeichen von ſich geben, ſondern auch lebens-
faͤhig
, (vitalis) ſeyn. Vitalitaͤt beſteht nun darin,
wenn eine Geburt in ihrer Ausbildung und Vervollkomm-
nung ſo weit gediehen, daß bey ihr die Moͤglichkeit, das
Leben außer der Mutter fortzuſetzen, vorhanden iſt 87).
Hat ſie hingegen denjenigen Grad der Ausbildung und
Vervollkommnung noch nicht erreicht, der zur Fortſetzung
des Lebens erfordert wird, ſo wird eine ſolche Geburt
eine unzeitige, ein Abortus, genennt, und dieſe iſt
nicht erbfaͤhig 88). Die Hauptfrage iſt nun, wie lange
ein Kind in Mutterleibe getragen werden muͤſſe, um je-
nen Grad der Ausbildung zu erreichen, der zur Lebens-
faͤhigkeit erfordert wird 89)? Die Geſetze beſtimmen da-
zu ein halbes Jahr, oder hundert, zwey und achtzig Ta-

ge
87) S. teichmeyer Inſtitut. medic. legal. pag. 57. §. 6. Ge.
Chriſtoph.
baumgaertner Diſſ. de differentiis partus vivi et
vitalis Altorf. 1747. faselii elem. medecin. for.
§. 30.
88) L. 2. C. de poſthum. hered. inſtitut. — Uxoris abortu
teſtamentum mariti non ſolvi, iuris evidentiſſimi eſt. paulus
Sentent. Receptar. lib. IV. Tit. IX. §. 6. Abortus vel aba-
ctus venter partum efficere non videtur.
beym schulting
Iurispr. Antejuſtin. p.
417. Eine fuͤr den Juriſten wichtige
Schrift iſt D. W. G. Ploucquet uͤber die phyſiſche Er-
forderniſſe der Erbfaͤhigkeit der Kinder. Tuͤbingen 1779. 8.
89) S. Alphons. a carranza de partu naturali et legitimo.
Ludg.
1629. 4. und Car. Annib. fabrotti Exercit. I. de
tempore partus humani, in Theſ. iur. rom. Ottonis. T. III.
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[74/0088] 1. Buch. 5. Tit. §. 115. aber doch durch Bewegung des Koͤrpers, der Augen, der Arme, der Fuͤße, oder auf eine andere Art Zeichen des Lebens von ſich gegeben hat. Eine lebendige Geburt, welcher die Rechte eines Kindes zugeeignet werden ſollen, muß jedoch nicht allein Lebenszeichen von ſich geben, ſondern auch lebens- faͤhig, (vitalis) ſeyn. Vitalitaͤt beſteht nun darin, wenn eine Geburt in ihrer Ausbildung und Vervollkomm- nung ſo weit gediehen, daß bey ihr die Moͤglichkeit, das Leben außer der Mutter fortzuſetzen, vorhanden iſt 87). Hat ſie hingegen denjenigen Grad der Ausbildung und Vervollkommnung noch nicht erreicht, der zur Fortſetzung des Lebens erfordert wird, ſo wird eine ſolche Geburt eine unzeitige, ein Abortus, genennt, und dieſe iſt nicht erbfaͤhig 88). Die Hauptfrage iſt nun, wie lange ein Kind in Mutterleibe getragen werden muͤſſe, um je- nen Grad der Ausbildung zu erreichen, der zur Lebens- faͤhigkeit erfordert wird 89)? Die Geſetze beſtimmen da- zu ein halbes Jahr, oder hundert, zwey und achtzig Ta- ge 87) S. teichmeyer Inſtitut. medic. legal. pag. 57. §. 6. Ge. Chriſtoph. baumgaertner Diſſ. de differentiis partus vivi et vitalis Altorf. 1747. faselii elem. medecin. for. §. 30. 88) L. 2. C. de poſthum. hered. inſtitut. — Uxoris abortu teſtamentum mariti non ſolvi, iuris evidentiſſimi eſt. paulus Sentent. Receptar. lib. IV. Tit. IX. §. 6. Abortus vel aba- ctus venter partum efficere non videtur. beym schulting Iurispr. Antejuſtin. p. 417. Eine fuͤr den Juriſten wichtige Schrift iſt D. W. G. Ploucquet uͤber die phyſiſche Er- forderniſſe der Erbfaͤhigkeit der Kinder. Tuͤbingen 1779. 8. 89) S. Alphons. a carranza de partu naturali et legitimo. Ludg. 1629. 4. und Car. Annib. fabrotti Exercit. I. de tempore partus humani, in Theſ. iur. rom. Ottonis. T. III.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/88>, abgerufen am 23.11.2024.