Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.ziemlich ihres Gleichen; zu wollen ihren Willen, zu Als aber die Franzosen so unverhofft neu aufkei¬ ziemlich ihres Gleichen; zu wollen ihren Willen, zu Als aber die Franzoſen ſo unverhofft neu aufkei¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0102" n="94"/> ziemlich ihres Gleichen; zu wollen ihren Willen, zu<lb/> leiden ihre Uebel und zu kämpfen für ihre Sache.<lb/> Darum leicht verſöhnlich und bald vergeſſend alte Un¬<lb/> bill, wie ſie in ihrer gutmüthigen Sinnesart ſich ge¬<lb/> ben, fiengen ſie ſchnell wieder an, dem leichten Franz¬<lb/> wein Geſchmack abzugewinnen, erſt mit Maaße und<lb/> geſchämig zu ſich nehmend, um des häuslichen Ver¬<lb/> druſſes zu vergeſſen; allmählig aus Gewohnheit trin¬<lb/> kend und mit Wohlgefallen ſich berauſchend. Einmal<lb/> erwärmt, fiengen ſie dann an laut zu werden, und<lb/> an dem Streite mit Zuruf und Ermunterung, bald<lb/> auch mit eigenen Schlägereyen Theil zu nehmen. Ob¬<lb/> gleich, wie an den Beſtand der Liberalen in Frank¬<lb/> reich zum Theil die Emancipation Teutſchlands ge¬<lb/> knüpft iſt, ſo an den der Ultra's ſeine Ruhe und<lb/> Sicherheit; ſo nahmen ſie doch, uneigennützig, wie ſie<lb/> ſind, ohne Bedenken entſchieden gegen die Letztere<lb/> Parthey, und wünſchten mit heißen Segenswünſchen<lb/> ihre gänzliche Ausrottung und Vertilgung.</p><lb/> <p>Als aber die Franzoſen ſo unverhofft neu aufkei¬<lb/> mende Freundſchaftstriebe im Herzen der vom Kreuz¬<lb/> zuge heimgekehrten Teutſchen, die ſie noch alle ob des<lb/> alten Schimpfes ſich aufſäßig glaubten, bemerkten;<lb/> da färbte ſich ihnen die alte verblaßte Hoffnung wie¬<lb/> der grün, und ſie beſchloſſen, ſo gute Anlagen nicht<lb/> unbenutzt zu laſſen, und legten wie im Times, ſo in<lb/> teutſchen Blättern eigene Kanzleyen für die teutſchen<lb/> Bundesangelegenheiten an; wo der Fuchs aufs Neue,<lb/> freilich noch in's Unbeſtimmte, den Gänſen predigte,<lb/> und ihnen ihre Erkenntlichkeit für die bewieſene Zärt¬<lb/> lichkeit bezeugte, die Liberalen alles Beyſtandes ver¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [94/0102]
ziemlich ihres Gleichen; zu wollen ihren Willen, zu
leiden ihre Uebel und zu kämpfen für ihre Sache.
Darum leicht verſöhnlich und bald vergeſſend alte Un¬
bill, wie ſie in ihrer gutmüthigen Sinnesart ſich ge¬
ben, fiengen ſie ſchnell wieder an, dem leichten Franz¬
wein Geſchmack abzugewinnen, erſt mit Maaße und
geſchämig zu ſich nehmend, um des häuslichen Ver¬
druſſes zu vergeſſen; allmählig aus Gewohnheit trin¬
kend und mit Wohlgefallen ſich berauſchend. Einmal
erwärmt, fiengen ſie dann an laut zu werden, und
an dem Streite mit Zuruf und Ermunterung, bald
auch mit eigenen Schlägereyen Theil zu nehmen. Ob¬
gleich, wie an den Beſtand der Liberalen in Frank¬
reich zum Theil die Emancipation Teutſchlands ge¬
knüpft iſt, ſo an den der Ultra's ſeine Ruhe und
Sicherheit; ſo nahmen ſie doch, uneigennützig, wie ſie
ſind, ohne Bedenken entſchieden gegen die Letztere
Parthey, und wünſchten mit heißen Segenswünſchen
ihre gänzliche Ausrottung und Vertilgung.
Als aber die Franzoſen ſo unverhofft neu aufkei¬
mende Freundſchaftstriebe im Herzen der vom Kreuz¬
zuge heimgekehrten Teutſchen, die ſie noch alle ob des
alten Schimpfes ſich aufſäßig glaubten, bemerkten;
da färbte ſich ihnen die alte verblaßte Hoffnung wie¬
der grün, und ſie beſchloſſen, ſo gute Anlagen nicht
unbenutzt zu laſſen, und legten wie im Times, ſo in
teutſchen Blättern eigene Kanzleyen für die teutſchen
Bundesangelegenheiten an; wo der Fuchs aufs Neue,
freilich noch in's Unbeſtimmte, den Gänſen predigte,
und ihnen ihre Erkenntlichkeit für die bewieſene Zärt¬
lichkeit bezeugte, die Liberalen alles Beyſtandes ver¬
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