Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.durch die Revolution erlangt, sich nicht im mindesten Darum geschah, daß die zweyte Parthey, in dem Auch wir sollen solche Höfe und Pairskammern er¬ den
durch die Revolution erlangt, ſich nicht im mindeſten Darum geſchah, daß die zweyte Parthey, in dem Auch wir ſollen ſolche Höfe und Pairskammern er¬ den
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0104" n="96"/> durch die Revolution erlangt, ſich nicht im mindeſten<lb/> geneigt, ſie gegen fantaſtiſche Bilder und Hoffnungen,<lb/> oder gar gegen andere fremdartige, abgeſtandene und<lb/> erlahmte Einrichtungen auszutauſchen, die man ihnen<lb/> aufzudringen die Miene machte.</p><lb/> <p>Darum geſchah, daß die zweyte Parthey, in dem<lb/> Maaße wie die von der Erſten immer mehr und mehr<lb/> vor dem barbariſchen Unverſtand, der ſich entwickelte,<lb/> verſtummen mußte, um ſo ſtärker Boden gewann,<lb/> und, viele praktiſche Menſchen, verzweifelnd, daß je<lb/> aus dem teutſchen heilloſen Unweſen; aus dieſem<lb/> ſtillen, ſtockenden, grün beſchlagenen Sumpfe, in dem<lb/> alles Beſſere früherer Zeiten unter Moder und Schlamm<lb/> begraben liegt, etwas Gedeihliches ſich entwickeln<lb/> werde, traten auf dieſe Seite; und Paris iſt nochmal<lb/> auf dem Wege, die Hauptſtadt der liberalen Welt<lb/> zu ſeyn, wie es vor Kurzem die der Servilen war.<lb/> Wie ehmals die Höfe aus allen Landen dort in die<lb/> Lehre giengen, ſo ſollen jetzt die Liberalen dort Frey¬<lb/> muth lernen; und wie die Volkshaufen in Smieth¬<lb/> field dahin blicken, ſo ſollen auch von da aus germa¬<lb/> niſche Einrichtungen nach galliſchen Sitten, Eigen¬<lb/> thümlichkeiten, Geſinnungen gerichtet werden.</p><lb/> <p>Auch wir ſollen ſolche Höfe und Pairskammern er¬<lb/> langen, die wie ein befeſtigtes Lager in Mitten von<lb/> Feindesland ſtehen; wozu freilich die Unſrigen, die<lb/> um und um, weit und breit zu ihrer Verzweiflung<lb/> in Freundes Land ſich fanden, durch reiche Saat<lb/> des Haſſes, die ſie ausgeſäet und ihre künſtliche Be¬<lb/> wirthſchaftung, treulich vorgeſorgt. Auch wir ſollen<lb/> uns etwa mit jener parlamentariſchen Comödie abfin¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [96/0104]
durch die Revolution erlangt, ſich nicht im mindeſten
geneigt, ſie gegen fantaſtiſche Bilder und Hoffnungen,
oder gar gegen andere fremdartige, abgeſtandene und
erlahmte Einrichtungen auszutauſchen, die man ihnen
aufzudringen die Miene machte.
Darum geſchah, daß die zweyte Parthey, in dem
Maaße wie die von der Erſten immer mehr und mehr
vor dem barbariſchen Unverſtand, der ſich entwickelte,
verſtummen mußte, um ſo ſtärker Boden gewann,
und, viele praktiſche Menſchen, verzweifelnd, daß je
aus dem teutſchen heilloſen Unweſen; aus dieſem
ſtillen, ſtockenden, grün beſchlagenen Sumpfe, in dem
alles Beſſere früherer Zeiten unter Moder und Schlamm
begraben liegt, etwas Gedeihliches ſich entwickeln
werde, traten auf dieſe Seite; und Paris iſt nochmal
auf dem Wege, die Hauptſtadt der liberalen Welt
zu ſeyn, wie es vor Kurzem die der Servilen war.
Wie ehmals die Höfe aus allen Landen dort in die
Lehre giengen, ſo ſollen jetzt die Liberalen dort Frey¬
muth lernen; und wie die Volkshaufen in Smieth¬
field dahin blicken, ſo ſollen auch von da aus germa¬
niſche Einrichtungen nach galliſchen Sitten, Eigen¬
thümlichkeiten, Geſinnungen gerichtet werden.
Auch wir ſollen ſolche Höfe und Pairskammern er¬
langen, die wie ein befeſtigtes Lager in Mitten von
Feindesland ſtehen; wozu freilich die Unſrigen, die
um und um, weit und breit zu ihrer Verzweiflung
in Freundes Land ſich fanden, durch reiche Saat
des Haſſes, die ſie ausgeſäet und ihre künſtliche Be¬
wirthſchaftung, treulich vorgeſorgt. Auch wir ſollen
uns etwa mit jener parlamentariſchen Comödie abfin¬
den
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