demonstrirte, und nachdem er also an sich und ihnen Recht geübt, in eine schimpfliche Dunkelheit sich zu¬ rückgezogen: dieser war noch einmal, um den zermal¬ menden Hohn gänzlich auszuführen, von den zürnen¬ den Himmelsmächten ausersehen, abermal die Geißel seines eignen, wenig gebesserten Volks zu seyn, und die Tische der Wechsler umzustoßen.
Schon hatte die Nation tief die Schmach jener Ver¬ handlungen gefühlt, und in der niederschlagenden Be¬ trachtung desjenigen, was die Erfahrung schon gebracht und in der Vorahnung dessen, was noch bevorstehe, urtheilten alle Klassen des Volkes, wie damals die Städte Siziliens, als sie den Epiroten Pyrrhus her¬ übergerufen, um sich durch seine Hülfe vom Joche der Römer zu befreyen, und der Retter sie nun in ein Unerträglicheres zu schmieden versuchte: in Worten, die uns Livius in der zweyten Decas im vierzehnten Buche c. 18 aufbehalten: Irritatis ob haec animis mus¬ sare primum homines, mox palam queri: cur igitur prioris status pnituisset, si nunc etiam toleranda eadem forent? frustra vocatum receptumque Pyrrhum, si stu¬ deat aemulari mores, quos puniturus advenissit. Neque acriorem ullius injuriae sensum esse quam cujus auctor haberetur idem ille, qui vindex esse debuisset. In¬ zwischen regte sich als der neue Krieg begann, noch einmal ein Nachschlag jener früheren Begeisterung; ein glänzender Sieg, wie die Geschichte nicht viele auf¬ gezeichnet, schien Teutschland und seinem wiedererwach¬ ten Nationalgefühle alles wieder zu versprechen, was ihm die Feinde seit vielen Menschenaltern abgedrun¬ gen; aber im zweyten Pariser Frieden erndtete es die
demonſtrirte, und nachdem er alſo an ſich und ihnen Recht geübt, in eine ſchimpfliche Dunkelheit ſich zu¬ rückgezogen: dieſer war noch einmal, um den zermal¬ menden Hohn gänzlich auszuführen, von den zürnen¬ den Himmelsmächten auserſehen, abermal die Geißel ſeines eignen, wenig gebeſſerten Volks zu ſeyn, und die Tiſche der Wechſler umzuſtoßen.
Schon hatte die Nation tief die Schmach jener Ver¬ handlungen gefühlt, und in der niederſchlagenden Be¬ trachtung desjenigen, was die Erfahrung ſchon gebracht und in der Vorahnung deſſen, was noch bevorſtehe, urtheilten alle Klaſſen des Volkes, wie damals die Städte Siziliens, als ſie den Epiroten Pyrrhus her¬ übergerufen, um ſich durch ſeine Hülfe vom Joche der Römer zu befreyen, und der Retter ſie nun in ein Unerträglicheres zu ſchmieden verſuchte: in Worten, die uns Livius in der zweyten Decas im vierzehnten Buche c. 18 aufbehalten: Irritatis ob hæc animis mus¬ sare primum homines, mox palam queri: cur igitur prioris status pnituisset, si nunc etiam toleranda eadem forent? frustra vocatum receptumque Pyrrhum, si stu¬ deat æmulari mores, quos puniturus advenissit. Neque acriorem ullius injuriæ sensum esse quam cujus auctor haberetur idem ille, qui vindex esse debuisset. In¬ zwiſchen regte ſich als der neue Krieg begann, noch einmal ein Nachſchlag jener früheren Begeiſterung; ein glänzender Sieg, wie die Geſchichte nicht viele auf¬ gezeichnet, ſchien Teutſchland und ſeinem wiedererwach¬ ten Nationalgefühle alles wieder zu verſprechen, was ihm die Feinde ſeit vielen Menſchenaltern abgedrun¬ gen; aber im zweyten Pariſer Frieden erndtete es die
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demonſtrirte, und nachdem er alſo an ſich und ihnen
Recht geübt, in eine ſchimpfliche Dunkelheit ſich zu¬
rückgezogen: dieſer war noch einmal, um den zermal¬
menden Hohn gänzlich auszuführen, von den zürnen¬
den Himmelsmächten auserſehen, abermal die Geißel
ſeines eignen, wenig gebeſſerten Volks zu ſeyn, und die
Tiſche der Wechſler umzuſtoßen.
Schon hatte die Nation tief die Schmach jener Ver¬
handlungen gefühlt, und in der niederſchlagenden Be¬
trachtung desjenigen, was die Erfahrung ſchon gebracht
und in der Vorahnung deſſen, was noch bevorſtehe,
urtheilten alle Klaſſen des Volkes, wie damals die
Städte Siziliens, als ſie den Epiroten Pyrrhus her¬
übergerufen, um ſich durch ſeine Hülfe vom Joche
der Römer zu befreyen, und der Retter ſie nun in ein
Unerträglicheres zu ſchmieden verſuchte: in Worten,
die uns Livius in der zweyten Decas im vierzehnten
Buche c. 18 aufbehalten: Irritatis ob hæc animis mus¬
sare primum homines, mox palam queri: cur igitur
prioris status pnituisset, si nunc etiam toleranda eadem
forent? frustra vocatum receptumque Pyrrhum, si stu¬
deat æmulari mores, quos puniturus advenissit. Neque
acriorem ullius injuriæ sensum esse quam cujus auctor
haberetur idem ille, qui vindex esse debuisset. In¬
zwiſchen regte ſich als der neue Krieg begann, noch
einmal ein Nachſchlag jener früheren Begeiſterung; ein
glänzender Sieg, wie die Geſchichte nicht viele auf¬
gezeichnet, ſchien Teutſchland und ſeinem wiedererwach¬
ten Nationalgefühle alles wieder zu verſprechen, was
ihm die Feinde ſeit vielen Menſchenaltern abgedrun¬
gen; aber im zweyten Pariſer Frieden erndtete es die
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Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/21>, abgerufen am 16.07.2024.
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