daher natürlich auf den Gedanken zu fallen, die Poesie des Reisens in eine Dichtung zu übertragen, und dazu bot sich eben die Idee von jenem Zaubermantel leicht und glücklich dar. Die Reise des Fortunatus geht bei- nahe in alle jene Gegenden, die auch Montevilla be- suchte; nach Aegypten, Arabien, Indien wo der Pfef- fer wächst, in die Tartarey und zum Priester Johannes. Ausdrücklich sagt das teutsche Buch bei Gelegenheit der indischen Reise: "wöllicher aber das gern wissen will, der leß das Buch Johannem de Montevilla, und andere mehr Bücher, deren die solliche Land alle durch- zogen sind." Es ist zwar möglich, daß diese Stelle Zusatz des teutschen Uebersetzers ist, der auch mit ächt teutschem Fleiße bei den europäischen Reisen überall den Meilenzeiger beigefügt hat; indessen verräth der abentheuerliche Reisegeist, der in diesem Buche schon erwacht, und gleichsam symbolich den Entdeckungsgeist der nächstfolgenden Hälfte des Jahrhunderts vorbedeu- tet, unläugbar den Einfluß jener älteren Reisen in die Poesie, den wir oben auseinandergesetzt, und der ro- mantischen Ideen, die von ihnen aus sich in die Literatur verbreitet haben.
daher natürlich auf den Gedanken zu fallen, die Poeſie des Reiſens in eine Dichtung zu übertragen, und dazu bot ſich eben die Idee von jenem Zaubermantel leicht und glücklich dar. Die Reiſe des Fortunatus geht bei- nahe in alle jene Gegenden, die auch Montevilla be- ſuchte; nach Aegypten, Arabien, Indien wo der Pfef- fer wächſt, in die Tartarey und zum Prieſter Johannes. Ausdrücklich ſagt das teutſche Buch bei Gelegenheit der indiſchen Reiſe: „wöllicher aber das gern wiſſen will, der leß das Buch Johannem de Montevilla, und andere mehr Bücher, deren die ſolliche Land alle durch- zogen ſind.“ Es iſt zwar möglich, daß dieſe Stelle Zuſatz des teutſchen Ueberſetzers iſt, der auch mit ächt teutſchem Fleiße bei den europäiſchen Reiſen überall den Meilenzeiger beigefügt hat; indeſſen verräth der abentheuerliche Reiſegeiſt, der in dieſem Buche ſchon erwacht, und gleichſam ſymbolich den Entdeckungsgeiſt der nächſtfolgenden Hälfte des Jahrhunderts vorbedeu- tet, unläugbar den Einfluß jener älteren Reiſen in die Poeſie, den wir oben auseinandergeſetzt, und der ro- mantiſchen Ideen, die von ihnen aus ſich in die Literatur verbreitet haben.
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daher natürlich auf den Gedanken zu fallen, die Poeſie
des Reiſens in eine Dichtung zu übertragen, und dazu
bot ſich eben die Idee von jenem Zaubermantel leicht
und glücklich dar. Die Reiſe des Fortunatus geht bei-
nahe in alle jene Gegenden, die auch Montevilla be-
ſuchte; nach Aegypten, Arabien, Indien wo der Pfef-
fer wächſt, in die Tartarey und zum Prieſter Johannes.
Ausdrücklich ſagt das teutſche Buch bei Gelegenheit
der indiſchen Reiſe: „wöllicher aber das gern wiſſen will,
der leß das Buch Johannem de Montevilla, und
andere mehr Bücher, deren die ſolliche Land alle durch-
zogen ſind.“ Es iſt zwar möglich, daß dieſe Stelle
Zuſatz des teutſchen Ueberſetzers iſt, der auch mit ächt
teutſchem Fleiße bei den europäiſchen Reiſen überall
den Meilenzeiger beigefügt hat; indeſſen verräth der
abentheuerliche Reiſegeiſt, der in dieſem Buche ſchon
erwacht, und gleichſam ſymbolich den Entdeckungsgeiſt
der nächſtfolgenden Hälfte des Jahrhunderts vorbedeu-
tet, unläugbar den Einfluß jener älteren Reiſen in die
Poeſie, den wir oben auseinandergeſetzt, und der ro-
mantiſchen Ideen, die von ihnen aus ſich in die
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/100>, abgerufen am 21.11.2024.
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