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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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Heros eindrang und fortlebte, nothwendig einen andern
Character annehmen. War er vorher ein Gegenstand,
den man mit profaner Unbefangenheit behandelte, dem
man allenfalls wohl auch die Rolle eines untergeordneten
Gegensatzes anvertrauen konnte, so mußte er hingegen
jetzt als der große Held des Glaubens durchaus groß,
heilig und ehrwürdig erscheinen; er hatte aufgehört ein
Gegenstand der Discussion zu seyn, die Kirche hatte
ihn allem Menschlichen entrückt, und seine Geschichte
war mit ihm ins Wunderland übergegangen. Jener
ersten Periode nun gehören die Heymonskinder an, Carl
ist hier durchaus untergeordnete Person; stark durch
seine Macht als Individualität aber immer gegen den
Helden in den Hintergrund gestellt; häufig in seiner
Unbehülflichkeit ein Gegenstand des Witzes; von dem
Zauberer oft genarrt; wie jeder andere unheilige Mensch
der Macht der Schwarzkunst untergeben, und von ihr
endlich gänzlich bemeistert und zum Gefangenen der
Brüder gemacht. In seinem Verhältniß zur Umgeb-
ung aber bricht durchhin eine aristokratische Opposition
hervor, die sogar gewissermaßen zur Rationellen in der
ganzen Anlage des Gedichtes geworden zu seyn scheint,
das gar nicht seinen Ruhm und seine Ehre zum Ziele
hat, weil er beinahe überall den Kürzern zieht, und
wie bei Virgil der Accent nicht auf den Griechen,

Heros eindrang und fortlebte, nothwendig einen andern
Character annehmen. War er vorher ein Gegenſtand,
den man mit profaner Unbefangenheit behandelte, dem
man allenfalls wohl auch die Rolle eines untergeordneten
Gegenſatzes anvertrauen konnte, ſo mußte er hingegen
jetzt als der große Held des Glaubens durchaus groß,
heilig und ehrwürdig erſcheinen; er hatte aufgehört ein
Gegenſtand der Discuſſion zu ſeyn, die Kirche hatte
ihn allem Menſchlichen entrückt, und ſeine Geſchichte
war mit ihm ins Wunderland übergegangen. Jener
erſten Periode nun gehören die Heymonskinder an, Carl
iſt hier durchaus untergeordnete Perſon; ſtark durch
ſeine Macht als Individualität aber immer gegen den
Helden in den Hintergrund geſtellt; häufig in ſeiner
Unbehülflichkeit ein Gegenſtand des Witzes; von dem
Zauberer oft genarrt; wie jeder andere unheilige Menſch
der Macht der Schwarzkunſt untergeben, und von ihr
endlich gänzlich bemeiſtert und zum Gefangenen der
Brüder gemacht. In ſeinem Verhältniß zur Umgeb-
ung aber bricht durchhin eine ariſtokratiſche Oppoſition
hervor, die ſogar gewiſſermaßen zur Rationellen in der
ganzen Anlage des Gedichtes geworden zu ſeyn ſcheint,
das gar nicht ſeinen Ruhm und ſeine Ehre zum Ziele
hat, weil er beinahe überall den Kürzern zieht, und
wie bei Virgil der Accent nicht auf den Griechen,

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[122/0140] Heros eindrang und fortlebte, nothwendig einen andern Character annehmen. War er vorher ein Gegenſtand, den man mit profaner Unbefangenheit behandelte, dem man allenfalls wohl auch die Rolle eines untergeordneten Gegenſatzes anvertrauen konnte, ſo mußte er hingegen jetzt als der große Held des Glaubens durchaus groß, heilig und ehrwürdig erſcheinen; er hatte aufgehört ein Gegenſtand der Discuſſion zu ſeyn, die Kirche hatte ihn allem Menſchlichen entrückt, und ſeine Geſchichte war mit ihm ins Wunderland übergegangen. Jener erſten Periode nun gehören die Heymonskinder an, Carl iſt hier durchaus untergeordnete Perſon; ſtark durch ſeine Macht als Individualität aber immer gegen den Helden in den Hintergrund geſtellt; häufig in ſeiner Unbehülflichkeit ein Gegenſtand des Witzes; von dem Zauberer oft genarrt; wie jeder andere unheilige Menſch der Macht der Schwarzkunſt untergeben, und von ihr endlich gänzlich bemeiſtert und zum Gefangenen der Brüder gemacht. In ſeinem Verhältniß zur Umgeb- ung aber bricht durchhin eine ariſtokratiſche Oppoſition hervor, die ſogar gewiſſermaßen zur Rationellen in der ganzen Anlage des Gedichtes geworden zu ſeyn ſcheint, das gar nicht ſeinen Ruhm und ſeine Ehre zum Ziele hat, weil er beinahe überall den Kürzern zieht, und wie bei Virgil der Accent nicht auf den Griechen,

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/140>, abgerufen am 21.11.2024.