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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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dieser aber bestrich sein Schwerdt mit dem Blute eines
Lammes, und gab bei'm König vor, er habe sie getödtet.
Der König aber wurde bald traurig und betrübt der
bösen That wegen, und er machte Billero Vor-
würfe, daß er seinem Befehl gefolgt, der ihm endlich
entdeckt, daß die Königin noch lebe, die nun bei ihm
in großen Freuden blieb; die Weisen aber wurden ver-
brannt. Man sieht in wie naher Beziehung diese ganze
Erzählung zu dem Volksbuch steht, aber außerdem
sind noch zwei ganze Novellen in ihm beinahe wörtlich
aus dem indischen Buch genommen; die Erzählung
von dem Weibe und der Krähe nämlich, und die Novelle
vom Hunde und der Schlange. Es ist daher begreiflich,
wie man zu dem Ausspruch gekommen, der Dolopathos
sey aus dem Indischen übertragen, besonders wenn man
außerdem noch auf die ganze Einrichtung des Buches
selbst reflectirt, in dem immer der König von seinem
Weisen alle die verschiednen Novellen und Fabeln sich
erzählen läßt. Es ist daher wohl außer allem Zweifel,
daß der Verfasser des Dolopathos jenes ältere Buch
bei der Verfertigung des Seinigen vor sich liegen hatte,
daß er in ihm die erste Idee seines Werkes faßte, und
daß er einen Theil seines Inhaltes in dasselbe übertrug,
und das Ganze dann mit andern fremdartigen Zusätzen

dieſer aber beſtrich ſein Schwerdt mit dem Blute eines
Lammes, und gab bei’m König vor, er habe ſie getödtet.
Der König aber wurde bald traurig und betrübt der
böſen That wegen, und er machte Billero Vor-
würfe, daß er ſeinem Befehl gefolgt, der ihm endlich
entdeckt, daß die Königin noch lebe, die nun bei ihm
in großen Freuden blieb; die Weiſen aber wurden ver-
brannt. Man ſieht in wie naher Beziehung dieſe ganze
Erzählung zu dem Volksbuch ſteht, aber außerdem
ſind noch zwei ganze Novellen in ihm beinahe wörtlich
aus dem indiſchen Buch genommen; die Erzählung
von dem Weibe und der Krähe nämlich, und die Novelle
vom Hunde und der Schlange. Es iſt daher begreiflich,
wie man zu dem Ausſpruch gekommen, der Dolopathos
ſey aus dem Indiſchen übertragen, beſonders wenn man
außerdem noch auf die ganze Einrichtung des Buches
ſelbſt reflectirt, in dem immer der König von ſeinem
Weiſen alle die verſchiednen Novellen und Fabeln ſich
erzählen läßt. Es iſt daher wohl außer allem Zweifel,
daß der Verfaſſer des Dolopathos jenes ältere Buch
bei der Verfertigung des Seinigen vor ſich liegen hatte,
daß er in ihm die erſte Idee ſeines Werkes faßte, und
daß er einen Theil ſeines Inhaltes in daſſelbe übertrug,
und das Ganze dann mit andern fremdartigen Zuſätzen

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[171/0189] dieſer aber beſtrich ſein Schwerdt mit dem Blute eines Lammes, und gab bei’m König vor, er habe ſie getödtet. Der König aber wurde bald traurig und betrübt der böſen That wegen, und er machte Billero Vor- würfe, daß er ſeinem Befehl gefolgt, der ihm endlich entdeckt, daß die Königin noch lebe, die nun bei ihm in großen Freuden blieb; die Weiſen aber wurden ver- brannt. Man ſieht in wie naher Beziehung dieſe ganze Erzählung zu dem Volksbuch ſteht, aber außerdem ſind noch zwei ganze Novellen in ihm beinahe wörtlich aus dem indiſchen Buch genommen; die Erzählung von dem Weibe und der Krähe nämlich, und die Novelle vom Hunde und der Schlange. Es iſt daher begreiflich, wie man zu dem Ausſpruch gekommen, der Dolopathos ſey aus dem Indiſchen übertragen, beſonders wenn man außerdem noch auf die ganze Einrichtung des Buches ſelbſt reflectirt, in dem immer der König von ſeinem Weiſen alle die verſchiednen Novellen und Fabeln ſich erzählen läßt. Es iſt daher wohl außer allem Zweifel, daß der Verfaſſer des Dolopathos jenes ältere Buch bei der Verfertigung des Seinigen vor ſich liegen hatte, daß er in ihm die erſte Idee ſeines Werkes faßte, und daß er einen Theil ſeines Inhaltes in daſſelbe übertrug, und das Ganze dann mit andern fremdartigen Zuſätzen

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/189>, abgerufen am 21.11.2024.