Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

genannt, und zuweilen, berauscht, um Mitternacht
ganze Schwärme böser Geister citirt, und mit seinem
Degen sich mit ihnen herumgeschlagen. Wie Faust
den Alexander vor dem Kaiser Waximilian citirte, so
meldet die französische Chronik, wie Robert von der
Rormandie Carl den Großen durch den Zauber herbei-
gerufen habe. Zu der Geschichte, wie Faust ein Fuder
Heu als Salat um einen Löwenpfennig gefressen,
gieng ebenfalls ein Pendant schon in früheren Zeiten
um, wie nämlich der Abt Erlolfus einem Wirthe alle
Gerichte weggegessen habe, und am Ende des Wirthes
Weib selber mit, die jener aber hernach in der Küche
wieder unversehrt, so wie die Speisen in der obern
Kammer gefunden habe. Auch die Geschichte mit dem
aufgefressenen Wirthsjungen ist daher keineswegs allein
ihm eigen. Als Carl IV mit der baierischen Prinzes-
sin Sophie Beilager feierte, brachte der Braut Herr
Vater einen ganzen Wagen voll Schwarzkünstler mit
nach Prag. Da es aber am K. Hofe an solchen Leuten
auch nicht fehlte, so mußten sie mit einander certiren,
wer die Kunst am Besten gelernt hatte. Hier ergriff
der böhmische Zauberer Zytho den Meister der baierischen,
Ramens Gonin, sperrte das Maul auf, bis an beide
Ohren, und fraß ihn mit Haut und Haaren, bis auf
die Schuhe, welche, weil sie sehr kothig waren, er

genannt, und zuweilen, berauſcht, um Mitternacht
ganze Schwärme böſer Geiſter citirt, und mit ſeinem
Degen ſich mit ihnen herumgeſchlagen. Wie Fauſt
den Alexander vor dem Kaiſer Waximilian citirte, ſo
meldet die franzöſiſche Chronik, wie Robert von der
Rormandie Carl den Großen durch den Zauber herbei-
gerufen habe. Zu der Geſchichte, wie Fauſt ein Fuder
Heu als Salat um einen Löwenpfennig gefreſſen,
gieng ebenfalls ein Pendant ſchon in früheren Zeiten
um, wie nämlich der Abt Erlolfus einem Wirthe alle
Gerichte weggegeſſen habe, und am Ende des Wirthes
Weib ſelber mit, die jener aber hernach in der Küche
wieder unverſehrt, ſo wie die Speiſen in der obern
Kammer gefunden habe. Auch die Geſchichte mit dem
aufgefreſſenen Wirthsjungen iſt daher keineswegs allein
ihm eigen. Als Carl IV mit der baieriſchen Prinzeſ-
ſin Sophie Beilager feierte, brachte der Braut Herr
Vater einen ganzen Wagen voll Schwarzkünſtler mit
nach Prag. Da es aber am K. Hofe an ſolchen Leuten
auch nicht fehlte, ſo mußten ſie mit einander certiren,
wer die Kunſt am Beſten gelernt hatte. Hier ergriff
der böhmiſche Zauberer Zytho den Meiſter der baieriſchen,
Ramens Gonin, ſperrte das Maul auf, bis an beide
Ohren, und fraß ihn mit Haut und Haaren, bis auf
die Schuhe, welche, weil ſie ſehr kothig waren, er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0240" n="222"/>
genannt, und zuweilen, berau&#x017F;cht, um Mitternacht<lb/>
ganze Schwärme bö&#x017F;er Gei&#x017F;ter citirt, und mit &#x017F;einem<lb/>
Degen &#x017F;ich mit ihnen herumge&#x017F;chlagen. Wie Fau&#x017F;t<lb/>
den Alexander vor dem Kai&#x017F;er Waximilian citirte, &#x017F;o<lb/>
meldet die franzö&#x017F;i&#x017F;che Chronik, wie Robert von der<lb/>
Rormandie Carl den Großen durch den Zauber herbei-<lb/>
gerufen habe. Zu der Ge&#x017F;chichte, wie Fau&#x017F;t ein Fuder<lb/>
Heu als Salat um einen Löwenpfennig gefre&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
gieng ebenfalls ein Pendant &#x017F;chon in früheren Zeiten<lb/>
um, wie nämlich der Abt Erlolfus einem Wirthe alle<lb/>
Gerichte weggege&#x017F;&#x017F;en habe, und am Ende des Wirthes<lb/>
Weib &#x017F;elber mit, die jener aber hernach in der Küche<lb/>
wieder unver&#x017F;ehrt, &#x017F;o wie die Spei&#x017F;en in der obern<lb/>
Kammer gefunden habe. Auch die Ge&#x017F;chichte mit dem<lb/>
aufgefre&#x017F;&#x017F;enen Wirthsjungen i&#x017F;t daher keineswegs allein<lb/>
ihm eigen. Als Carl <hi rendition="#aq">IV</hi> mit der baieri&#x017F;chen Prinze&#x017F;-<lb/>
&#x017F;in Sophie Beilager feierte, brachte der Braut Herr<lb/>
Vater einen ganzen Wagen voll Schwarzkün&#x017F;tler mit<lb/>
nach Prag. Da es aber am K. Hofe an &#x017F;olchen Leuten<lb/>
auch nicht fehlte, &#x017F;o mußten &#x017F;ie mit einander certiren,<lb/>
wer die Kun&#x017F;t am Be&#x017F;ten gelernt hatte. Hier ergriff<lb/>
der böhmi&#x017F;che Zauberer Zytho den Mei&#x017F;ter der baieri&#x017F;chen,<lb/>
Ramens Gonin, &#x017F;perrte das Maul auf, bis an beide<lb/>
Ohren, und fraß ihn mit Haut und Haaren, bis auf<lb/>
die Schuhe, welche, weil &#x017F;ie &#x017F;ehr kothig waren, er<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0240] genannt, und zuweilen, berauſcht, um Mitternacht ganze Schwärme böſer Geiſter citirt, und mit ſeinem Degen ſich mit ihnen herumgeſchlagen. Wie Fauſt den Alexander vor dem Kaiſer Waximilian citirte, ſo meldet die franzöſiſche Chronik, wie Robert von der Rormandie Carl den Großen durch den Zauber herbei- gerufen habe. Zu der Geſchichte, wie Fauſt ein Fuder Heu als Salat um einen Löwenpfennig gefreſſen, gieng ebenfalls ein Pendant ſchon in früheren Zeiten um, wie nämlich der Abt Erlolfus einem Wirthe alle Gerichte weggegeſſen habe, und am Ende des Wirthes Weib ſelber mit, die jener aber hernach in der Küche wieder unverſehrt, ſo wie die Speiſen in der obern Kammer gefunden habe. Auch die Geſchichte mit dem aufgefreſſenen Wirthsjungen iſt daher keineswegs allein ihm eigen. Als Carl IV mit der baieriſchen Prinzeſ- ſin Sophie Beilager feierte, brachte der Braut Herr Vater einen ganzen Wagen voll Schwarzkünſtler mit nach Prag. Da es aber am K. Hofe an ſolchen Leuten auch nicht fehlte, ſo mußten ſie mit einander certiren, wer die Kunſt am Beſten gelernt hatte. Hier ergriff der böhmiſche Zauberer Zytho den Meiſter der baieriſchen, Ramens Gonin, ſperrte das Maul auf, bis an beide Ohren, und fraß ihn mit Haut und Haaren, bis auf die Schuhe, welche, weil ſie ſehr kothig waren, er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/240
Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/240>, abgerufen am 24.11.2024.