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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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dieser sich mit Leib und Seele dem Teufel verschreibt,
um wohl leben zu können, und die Handschrifft in der
Hölle dann niedergelegt wird. Am Ende schließt er
jedoch minder tragisch als Faust damit, daß er die Sünde
bereut, und Maria ihn aus des Teufels Gewalt befreit.
Aber weit älter noch, und in die frühesten Jahrhun-
derte fallend, ist die Geschichte des Zauberers Virgilius.
Mir ist nur die holländische Uebersetzung desselben zu
Gesicht gekommen: Een schone Historie van virgi-
lius, van zijn Leuen, Doot, ende van zijn won-
derlijcke werken, di hy deede by Nigromantien,
ende by dat behulpe des Duyvels. T' amsterdam
by H. S. Muller
1552. Virgil als Jüngling geräth
hier in eine Berghöhle; ein Teufel, der darin gebannt
ist bis zum jüngsten Tage, wenn ein Mensch ihn nicht
befreit, ruft ihn bei Namen, bittet ihn um Hülfe, und
verspricht ihn dafür die Schwarzkunst zu lehren. Virgil
willigt ein, läßt sich unterrichten, und öffnet dem Teufel
dann die enge Oeffnung, in der er eingesperrt ist; Dieser
schlüpft hervor, und Virgilius stellt sich erstaunt, daß
durch dieses enge Loch die ansehnliche Figur hindurch
gekonnt, findet es unmöglich; der Teufel verspricht,
um ihn zu überzeugen, den Durchgang noch einmal
vorzunehmen, er drängt sich hinein, und Virgilius
schließt die Oeffnung, und versperrt ihn von

29.

dieſer ſich mit Leib und Seele dem Teufel verſchreibt,
um wohl leben zu können, und die Handſchrifft in der
Hölle dann niedergelegt wird. Am Ende ſchließt er
jedoch minder tragiſch als Fauſt damit, daß er die Sünde
bereut, und Maria ihn aus des Teufels Gewalt befreit.
Aber weit älter noch, und in die früheſten Jahrhun-
derte fallend, iſt die Geſchichte des Zauberers Virgilius.
Mir iſt nur die holländiſche Ueberſetzung deſſelben zu
Geſicht gekommen: Een schone Historie van virgi-
lius, van zijn Leuen, Doot, ende van zijn won-
derlijcke werken, di hy deede by Nigromantien,
ende by dat behulpe des Duyvels. T’ amsterdam
by H. S. Muller
1552. Virgil als Jüngling geräth
hier in eine Berghöhle; ein Teufel, der darin gebannt
iſt bis zum jüngſten Tage, wenn ein Menſch ihn nicht
befreit, ruft ihn bei Namen, bittet ihn um Hülfe, und
verſpricht ihn dafür die Schwarzkunſt zu lehren. Virgil
willigt ein, läßt ſich unterrichten, und öffnet dem Teufel
dann die enge Oeffnung, in der er eingeſperrt iſt; Dieſer
ſchlüpft hervor, und Virgilius ſtellt ſich erſtaunt, daß
durch dieſes enge Loch die anſehnliche Figur hindurch
gekonnt, findet es unmöglich; der Teufel verſpricht,
um ihn zu überzeugen, den Durchgang noch einmal
vorzunehmen, er drängt ſich hinein, und Virgilius
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[225/0243] dieſer ſich mit Leib und Seele dem Teufel verſchreibt, um wohl leben zu können, und die Handſchrifft in der Hölle dann niedergelegt wird. Am Ende ſchließt er jedoch minder tragiſch als Fauſt damit, daß er die Sünde bereut, und Maria ihn aus des Teufels Gewalt befreit. Aber weit älter noch, und in die früheſten Jahrhun- derte fallend, iſt die Geſchichte des Zauberers Virgilius. Mir iſt nur die holländiſche Ueberſetzung deſſelben zu Geſicht gekommen: Een schone Historie van virgi- lius, van zijn Leuen, Doot, ende van zijn won- derlijcke werken, di hy deede by Nigromantien, ende by dat behulpe des Duyvels. T’ amsterdam by H. S. Muller 1552. Virgil als Jüngling geräth hier in eine Berghöhle; ein Teufel, der darin gebannt iſt bis zum jüngſten Tage, wenn ein Menſch ihn nicht befreit, ruft ihn bei Namen, bittet ihn um Hülfe, und verſpricht ihn dafür die Schwarzkunſt zu lehren. Virgil willigt ein, läßt ſich unterrichten, und öffnet dem Teufel dann die enge Oeffnung, in der er eingeſperrt iſt; Dieſer ſchlüpft hervor, und Virgilius ſtellt ſich erſtaunt, daß durch dieſes enge Loch die anſehnliche Figur hindurch gekonnt, findet es unmöglich; der Teufel verſpricht, um ihn zu überzeugen, den Durchgang noch einmal vorzunehmen, er drängt ſich hinein, und Virgilius ſchließt die Oeffnung, und verſperrt ihn von 29.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/243>, abgerufen am 21.11.2024.