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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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gegolten habe, im Hause aber fertig redete, dabei
Bankert. Er setzte ihn deswegen zu seinem Erben ein,
vermachte ihm alle seine Bücher, und in einer Unter-
redung vor seinem Tode sagte er ihm ausdrücklich:
"Daneben bitte ich dich, daß du meine Kunst, Thaten
und was ich getrieben habe, nicht offenbahrest, dann
allererst lang nach meinem Tode, alsdann wollest du
es fleißig aufzeichnen, es zusammenschreiben, und in
ein Historien bringen, darzu dir dein Geist und Auer-
hahn helfen wird, was dir vergessen ist, das wird er
dich wieder errinneren. Dann man wird diese meine
Geschichte von dir haben wollen." Ueber Wagner selbst
erschien später eben auch wieder eine gleiche Biographie,
wie die hier von ihm Gefoderte, unter dem Titel: Des
durch seine Zauberkunst bekannten Chr. Wagner Leben
und Thaten. Weyland von Fr. Schotus Tolet in
teutscher Sprache beschrieben von P. S. M. Berlin
1712, späteres Machwerk, nachgestoppelt, und ohne
allen innern Werth.

Faust ist übrigens keineswegs der einzige und älteste
Zauberroman; früher scheint ihm die Schrifft vorange-
gangen zu seyn, die Koch anführt: Lucifers mit seiner
Gesellschaft val. Und wie d' selben geist einer sich zu
einem Ritter verdingt, und ym wol dienete. Bamberg
1493. 4. Eben so Theophilus, eine Romanze, wo

gegolten habe, im Hauſe aber fertig redete, dabei
Bankert. Er ſetzte ihn deswegen zu ſeinem Erben ein,
vermachte ihm alle ſeine Bücher, und in einer Unter-
redung vor ſeinem Tode ſagte er ihm ausdrücklich:
„Daneben bitte ich dich, daß du meine Kunſt, Thaten
und was ich getrieben habe, nicht offenbahreſt, dann
allererſt lang nach meinem Tode, alsdann wolleſt du
es fleißig aufzeichnen, es zuſammenſchreiben, und in
ein Hiſtorien bringen, darzu dir dein Geiſt und Auer-
hahn helfen wird, was dir vergeſſen iſt, das wird er
dich wieder errinneren. Dann man wird dieſe meine
Geſchichte von dir haben wollen.“ Ueber Wagner ſelbſt
erſchien ſpäter eben auch wieder eine gleiche Biographie,
wie die hier von ihm Gefoderte, unter dem Titel: Des
durch ſeine Zauberkunſt bekannten Chr. Wagner Leben
und Thaten. Weyland von Fr. Schotus Tolet in
teutſcher Sprache beſchrieben von P. S. M. Berlin
1712, ſpäteres Machwerk, nachgeſtoppelt, und ohne
allen innern Werth.

Fauſt iſt übrigens keineswegs der einzige und älteſte
Zauberroman; früher ſcheint ihm die Schrifft vorange-
gangen zu ſeyn, die Koch anführt: Lucifers mit ſeiner
Geſellſchaft val. Und wie d’ ſelben geiſt einer ſich zu
einem Ritter verdingt, und ym wol dienete. Bamberg
1493. 4. Eben ſo Theophilus, eine Romanze, wo

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[224/0242] gegolten habe, im Hauſe aber fertig redete, dabei Bankert. Er ſetzte ihn deswegen zu ſeinem Erben ein, vermachte ihm alle ſeine Bücher, und in einer Unter- redung vor ſeinem Tode ſagte er ihm ausdrücklich: „Daneben bitte ich dich, daß du meine Kunſt, Thaten und was ich getrieben habe, nicht offenbahreſt, dann allererſt lang nach meinem Tode, alsdann wolleſt du es fleißig aufzeichnen, es zuſammenſchreiben, und in ein Hiſtorien bringen, darzu dir dein Geiſt und Auer- hahn helfen wird, was dir vergeſſen iſt, das wird er dich wieder errinneren. Dann man wird dieſe meine Geſchichte von dir haben wollen.“ Ueber Wagner ſelbſt erſchien ſpäter eben auch wieder eine gleiche Biographie, wie die hier von ihm Gefoderte, unter dem Titel: Des durch ſeine Zauberkunſt bekannten Chr. Wagner Leben und Thaten. Weyland von Fr. Schotus Tolet in teutſcher Sprache beſchrieben von P. S. M. Berlin 1712, ſpäteres Machwerk, nachgeſtoppelt, und ohne allen innern Werth. Fauſt iſt übrigens keineswegs der einzige und älteſte Zauberroman; früher ſcheint ihm die Schrifft vorange- gangen zu ſeyn, die Koch anführt: Lucifers mit ſeiner Geſellſchaft val. Und wie d’ ſelben geiſt einer ſich zu einem Ritter verdingt, und ym wol dienete. Bamberg 1493. 4. Eben ſo Theophilus, eine Romanze, wo

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/242>, abgerufen am 18.05.2024.