an, als zu lesen im 21ten Versicul ged. Cap. Also hat dann der unendlich Gott und Herr aller Herren das löbliche Kürschner-Handwerk allhier gleichsam ge- weihet und eingesetzt, daß er den ersten Meister abgabe, und Kürschner-Arbeit gemacht, so Röcke von Fellen waren. O welch eine Ehre und sondere Gnade Gottes ist doch das diesem löblichen Handwerk, daß es sich so eines schönen und berühmten Mitmeisters und ältesten Vorgehers von ihrer Zunft, nämlich des großen und unendlichen Gottes, ja des Schöpfers aller Welten selbsten billig mit Wahrheitsgrund zu rühmen hat und vermag." Von diesem Fundamente aus wird dann das Handwerk durch die ganze profane und heilige Geschichte verfolgt, und dabey angeführt, daß Conradus Pellica- nus, Conrad Gesner, der deutsche Plinius, Theodor Zwinger, Kürschnerssöhne gewesen seyen. Nun folgen übliche Redensarten und Cerimonien bei Zusammen- künften mit Lehrjungen, Gesellen und Meistern, beim Aufdingen und Lossprechen: die Lade, zwei Meister, Beisitzer, die Umschauer u. s. w. Der Lehrjunge muß aus einem reinen und keuschen Ehebett gebohren seyn. Verfertigung des Meisterstücks, Formeln eines Lehr- briefs. Am Schluß der Kürschner Loblied.
So sind ähnliche Schriften auch bei den andern Gewerken im Umlauf, die wir hier nicht anführen
an, als zu leſen im 21ten Verſicul ged. Cap. Alſo hat dann der unendlich Gott und Herr aller Herren das löbliche Kürſchner-Handwerk allhier gleichſam ge- weihet und eingeſetzt, daß er den erſten Meiſter abgabe, und Kürſchner-Arbeit gemacht, ſo Röcke von Fellen waren. O welch eine Ehre und ſondere Gnade Gottes iſt doch das dieſem löblichen Handwerk, daß es ſich ſo eines ſchönen und berühmten Mitmeiſters und älteſten Vorgehers von ihrer Zunft, nämlich des großen und unendlichen Gottes, ja des Schöpfers aller Welten ſelbſten billig mit Wahrheitsgrund zu rühmen hat und vermag.“ Von dieſem Fundamente aus wird dann das Handwerk durch die ganze profane und heilige Geſchichte verfolgt, und dabey angeführt, daß Conradus Pellica- nus, Conrad Gesner, der deutſche Plinius, Theodor Zwinger, Kürſchnersſöhne geweſen ſeyen. Nun folgen übliche Redensarten und Cerimonien bei Zuſammen- künften mit Lehrjungen, Geſellen und Meiſtern, beim Aufdingen und Losſprechen: die Lade, zwei Meiſter, Beiſitzer, die Umſchauer u. ſ. w. Der Lehrjunge muß aus einem reinen und keuſchen Ehebett gebohren ſeyn. Verfertigung des Meiſterſtücks, Formeln eines Lehr- briefs. Am Schluß der Kürſchner Loblied.
So ſind ähnliche Schriften auch bei den andern Gewerken im Umlauf, die wir hier nicht anführen
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an, als zu leſen im 21ten Verſicul ged. Cap. Alſo
hat dann der unendlich Gott und Herr aller Herren
das löbliche Kürſchner-Handwerk allhier gleichſam ge-
weihet und eingeſetzt, daß er den erſten Meiſter abgabe,
und Kürſchner-Arbeit gemacht, ſo Röcke von Fellen
waren. O welch eine Ehre und ſondere Gnade Gottes
iſt doch das dieſem löblichen Handwerk, daß es ſich ſo
eines ſchönen und berühmten Mitmeiſters und älteſten
Vorgehers von ihrer Zunft, nämlich des großen und
unendlichen Gottes, ja des Schöpfers aller Welten
ſelbſten billig mit Wahrheitsgrund zu rühmen hat und
vermag.“ Von dieſem Fundamente aus wird dann das
Handwerk durch die ganze profane und heilige Geſchichte
verfolgt, und dabey angeführt, daß Conradus Pellica-
nus, Conrad Gesner, der deutſche Plinius, Theodor
Zwinger, Kürſchnersſöhne geweſen ſeyen. Nun folgen
übliche Redensarten und Cerimonien bei Zuſammen-
künften mit Lehrjungen, Geſellen und Meiſtern, beim
Aufdingen und Losſprechen: die Lade, zwei Meiſter,
Beiſitzer, die Umſchauer u. ſ. w. Der Lehrjunge muß
aus einem reinen und keuſchen Ehebett gebohren ſeyn.
Verfertigung des Meiſterſtücks, Formeln eines Lehr-
briefs. Am Schluß der Kürſchner Loblied.
So ſind ähnliche Schriften auch bei den andern
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/70>, abgerufen am 21.11.2024.
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