der Bibel so wie in anderen alterthümli- chen Schriften vor. Die Zahl Sieben scheint dem Schaffen, Wirken und Thun, die Zahl Vierzig hingegen dem Beschauen, Erwar- ten, vorzüglich aber der Absonderung ge- widmet zu seyn. Die Sündfluth, welche Noah und die Seinen von aller übrigen Welt abtrennen sollte, nimmt vierzig Tage zu; nachdem die Gewässer genugsam ge- standen, verlaufen sie während vierzig Ta- gen, und so lange noch hält Noah den Schalter der Arche verschlossen. Gleiche Zeit verweilt Moses zweymal auf Sinai, abgesondert von dem Volke; die Kund- schafter bleiben eben so lange in Canaan, und so soll denn auch das ganze Volk durch so viel mühselige Jahre abgesondert von allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt und geheiligt haben. Ja ins neue Testa- ment geht die Bedeutung dieser Zahl in ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt vierzig Tage in der Wüste um den Versu- cher abzuwarten.
Wäre uns nun gelungen die Wande- rung der Kinder Israel vom Sinai, bis an den Jordan in einer kürzeren Zeit zu voll-
der Bibel so wie in anderen alterthümli- chen Schriften vor. Die Zahl Sieben scheint dem Schaffen, Wirken und Thun, die Zahl Vierzig hingegen dem Beschauen, Erwar- ten, vorzüglich aber der Absonderung ge- widmet zu seyn. Die Sündfluth, welche Noah und die Seinen von aller übrigen Welt abtrennen sollte, nimmt vierzig Tage zu; nachdem die Gewässer genugsam ge- standen, verlaufen sie während vierzig Ta- gen, und so lange noch hält Noah den Schalter der Arche verschlossen. Gleiche Zeit verweilt Moses zweymal auf Sinai, abgesondert von dem Volke; die Kund- schafter bleiben eben so lange in Canaan, und so soll denn auch das ganze Volk durch so viel mühselige Jahre abgesondert von allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt und geheiligt haben. Ja ins neue Testa- ment geht die Bedeutung dieser Zahl in ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt vierzig Tage in der Wüste um den Versu- cher abzuwarten.
Wäre uns nun gelungen die Wande- rung der Kinder Israel vom Sinai, bis an den Jordan in einer kürzeren Zeit zu voll-
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[455[457]/0467]
der Bibel so wie in anderen alterthümli-
chen Schriften vor. Die Zahl Sieben scheint
dem Schaffen, Wirken und Thun, die Zahl
Vierzig hingegen dem Beschauen, Erwar-
ten, vorzüglich aber der Absonderung ge-
widmet zu seyn. Die Sündfluth, welche
Noah und die Seinen von aller übrigen
Welt abtrennen sollte, nimmt vierzig Tage
zu; nachdem die Gewässer genugsam ge-
standen, verlaufen sie während vierzig Ta-
gen, und so lange noch hält Noah den
Schalter der Arche verschlossen. Gleiche
Zeit verweilt Moses zweymal auf Sinai,
abgesondert von dem Volke; die Kund-
schafter bleiben eben so lange in Canaan,
und so soll denn auch das ganze Volk durch
so viel mühselige Jahre abgesondert von
allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt
und geheiligt haben. Ja ins neue Testa-
ment geht die Bedeutung dieser Zahl in
ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt
vierzig Tage in der Wüste um den Versu-
cher abzuwarten.
Wäre uns nun gelungen die Wande-
rung der Kinder Israel vom Sinai, bis an
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 455[457]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/467>, abgerufen am 22.12.2024.
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