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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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tung dessen, was von uns in der Farbenlehre abgehan-
delt worden, dem geistreichen Künstler leichter werden,
als bisher der Fall war, und er wird im Stande
seyn, unendlich schöne, mannigfaltige und zugleich wah-
re Erscheinungen darzustellen.


Charakteristisches Colorit.

880.

Die Zusammenstellung farbiger Gegenstände sowohl
als die Färbung des Raums, in welchem sie enthalten
sind, soll nach Zwecken geschehen, welche der Künstler
sich vorsetzt. Hiezu ist besonders die Kenntniß der Wir-
kung der Farben auf Empfindung, sowohl im Einzel-
nen als in Zusammenstellung, nöthig. Deshalb sich
denn der Maler von dem allgemeinen Dualism so-
wohl als von den besondern Gegensätzen penetriren soll;
wie er denn überhaupt wohl inne haben müßte, was
wir von den Eigenschaften der Farben gesagt haben.

881.

Das Charakteristische kann unter drey Hauptrubri-
ken begriffen werden, die wir einstweilen durch das
Mächtige, das Sanfte und das Glänzende bezeichnen
wollen.

882.

Das erste wird durch das Uebergewicht der activen,
das zweyte durch das Uebergewicht der passiven Seite,

tung deſſen, was von uns in der Farbenlehre abgehan-
delt worden, dem geiſtreichen Kuͤnſtler leichter werden,
als bisher der Fall war, und er wird im Stande
ſeyn, unendlich ſchoͤne, mannigfaltige und zugleich wah-
re Erſcheinungen darzuſtellen.


Charakteriſtiſches Colorit.

880.

Die Zuſammenſtellung farbiger Gegenſtaͤnde ſowohl
als die Faͤrbung des Raums, in welchem ſie enthalten
ſind, ſoll nach Zwecken geſchehen, welche der Kuͤnſtler
ſich vorſetzt. Hiezu iſt beſonders die Kenntniß der Wir-
kung der Farben auf Empfindung, ſowohl im Einzel-
nen als in Zuſammenſtellung, noͤthig. Deshalb ſich
denn der Maler von dem allgemeinen Dualism ſo-
wohl als von den beſondern Gegenſaͤtzen penetriren ſoll;
wie er denn uͤberhaupt wohl inne haben muͤßte, was
wir von den Eigenſchaften der Farben geſagt haben.

881.

Das Charakteriſtiſche kann unter drey Hauptrubri-
ken begriffen werden, die wir einſtweilen durch das
Maͤchtige, das Sanfte und das Glaͤnzende bezeichnen
wollen.

882.

Das erſte wird durch das Uebergewicht der activen,
das zweyte durch das Uebergewicht der paſſiven Seite,

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[325/0379] tung deſſen, was von uns in der Farbenlehre abgehan- delt worden, dem geiſtreichen Kuͤnſtler leichter werden, als bisher der Fall war, und er wird im Stande ſeyn, unendlich ſchoͤne, mannigfaltige und zugleich wah- re Erſcheinungen darzuſtellen. Charakteriſtiſches Colorit. 880. Die Zuſammenſtellung farbiger Gegenſtaͤnde ſowohl als die Faͤrbung des Raums, in welchem ſie enthalten ſind, ſoll nach Zwecken geſchehen, welche der Kuͤnſtler ſich vorſetzt. Hiezu iſt beſonders die Kenntniß der Wir- kung der Farben auf Empfindung, ſowohl im Einzel- nen als in Zuſammenſtellung, noͤthig. Deshalb ſich denn der Maler von dem allgemeinen Dualism ſo- wohl als von den beſondern Gegenſaͤtzen penetriren ſoll; wie er denn uͤberhaupt wohl inne haben muͤßte, was wir von den Eigenſchaften der Farben geſagt haben. 881. Das Charakteriſtiſche kann unter drey Hauptrubri- ken begriffen werden, die wir einſtweilen durch das Maͤchtige, das Sanfte und das Glaͤnzende bezeichnen wollen. 882. Das erſte wird durch das Uebergewicht der activen, das zweyte durch das Uebergewicht der paſſiven Seite,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/379>, abgerufen am 23.12.2024.