Der größte Theil der Mitglieder dieser Oxforder Gesellschaft ward 1659 nach London zurück und in verschiedene Stellen gesetzt. Sie hielten immerfort mit hergebrachter vertraulicher Gewohnheit aneinander, versammelten sich regelmäßig jeden Donnerstag in Gresham College, und es dauerte nicht lange, so traten manche Londner Naturforscher hinzu, darunter sich meh- rere aus dem hohen und niedern Adel befanden.
Beyde Classen des englischen Adels waren mit zeitlichen Gütern reichlich gesegnet. Der hohe Adel besaß von Alters her große Güter und Bequemlichkei- ten, die er stets zu vermehren im Fall war. Der nie- dere Adel war seit langer Zeit genöthigt worden, gut hauszuhalten und seine Glücksumstände zu verbessern, indem ihn zwey Könige, Jacob und Karl, auf seinen Gütern zu wohnen und Stadt- und Hofleben zu mei- den angehalten hatten. Viele unter ihnen waren zur Naturforschung aufgeregt und konnten sich mit Ehren an die neuversammelten Gelehrten anschließen.
Nur kurze Zeit wurde der Wachsthum, die Mit- theilung dieser Gesellschaft gestört, indem bey den Un- ruhen, welche nach der Abdankung von Cromwel's Sohn entstanden, ihr Versammlungsort in ein Sol- daten-Quartier verwandelt ward. Doch traten sie 1660 gleich wieder zusammen, und ihre Anzahl ver- mehrte sich.
Den 18. November dieses Jahrs bezeichnet die erste diese große Anstalt begründende Sitzung. Unge-
II. 25
Der groͤßte Theil der Mitglieder dieſer Oxforder Geſellſchaft ward 1659 nach London zuruͤck und in verſchiedene Stellen geſetzt. Sie hielten immerfort mit hergebrachter vertraulicher Gewohnheit aneinander, verſammelten ſich regelmaͤßig jeden Donnerstag in Gresham College, und es dauerte nicht lange, ſo traten manche Londner Naturforſcher hinzu, darunter ſich meh- rere aus dem hohen und niedern Adel befanden.
Beyde Claſſen des engliſchen Adels waren mit zeitlichen Guͤtern reichlich geſegnet. Der hohe Adel beſaß von Alters her große Guͤter und Bequemlichkei- ten, die er ſtets zu vermehren im Fall war. Der nie- dere Adel war ſeit langer Zeit genoͤthigt worden, gut hauszuhalten und ſeine Gluͤcksumſtaͤnde zu verbeſſern, indem ihn zwey Koͤnige, Jacob und Karl, auf ſeinen Guͤtern zu wohnen und Stadt- und Hofleben zu mei- den angehalten hatten. Viele unter ihnen waren zur Naturforſchung aufgeregt und konnten ſich mit Ehren an die neuverſammelten Gelehrten anſchließen.
Nur kurze Zeit wurde der Wachsthum, die Mit- theilung dieſer Geſellſchaft geſtoͤrt, indem bey den Un- ruhen, welche nach der Abdankung von Cromwel’s Sohn entſtanden, ihr Verſammlungsort in ein Sol- daten-Quartier verwandelt ward. Doch traten ſie 1660 gleich wieder zuſammen, und ihre Anzahl ver- mehrte ſich.
Den 18. November dieſes Jahrs bezeichnet die erſte dieſe große Anſtalt begruͤndende Sitzung. Unge-
II. 25
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Der groͤßte Theil der Mitglieder dieſer Oxforder
Geſellſchaft ward 1659 nach London zuruͤck und in
verſchiedene Stellen geſetzt. Sie hielten immerfort
mit hergebrachter vertraulicher Gewohnheit aneinander,
verſammelten ſich regelmaͤßig jeden Donnerstag in
Gresham College, und es dauerte nicht lange, ſo traten
manche Londner Naturforſcher hinzu, darunter ſich meh-
rere aus dem hohen und niedern Adel befanden.
Beyde Claſſen des engliſchen Adels waren mit
zeitlichen Guͤtern reichlich geſegnet. Der hohe Adel
beſaß von Alters her große Guͤter und Bequemlichkei-
ten, die er ſtets zu vermehren im Fall war. Der nie-
dere Adel war ſeit langer Zeit genoͤthigt worden, gut
hauszuhalten und ſeine Gluͤcksumſtaͤnde zu verbeſſern,
indem ihn zwey Koͤnige, Jacob und Karl, auf ſeinen
Guͤtern zu wohnen und Stadt- und Hofleben zu mei-
den angehalten hatten. Viele unter ihnen waren zur
Naturforſchung aufgeregt und konnten ſich mit Ehren
an die neuverſammelten Gelehrten anſchließen.
Nur kurze Zeit wurde der Wachsthum, die Mit-
theilung dieſer Geſellſchaft geſtoͤrt, indem bey den Un-
ruhen, welche nach der Abdankung von Cromwel’s
Sohn entſtanden, ihr Verſammlungsort in ein Sol-
daten-Quartier verwandelt ward. Doch traten ſie
1660 gleich wieder zuſammen, und ihre Anzahl ver-
mehrte ſich.
Den 18. November dieſes Jahrs bezeichnet die
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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