tum Crucis jeden der die Sache nicht von Grund aus durchgearbeitet hat, zum lauten oder schweigenden Bey- stimmen nöthigt. Daher wiederholt Newton aber und abermals: man solle zeigen, daß diese wenigen Versuche seine Lehre nicht beweisen, oder soll andere Versuche beybringen, die ihr unmittelbar entgegen- stehen.
Wie benimmt er sich denn aber, als dieses von Lucas wirklich geschieht? Er dankt ihm für seine Be- mühung, versichert, die vorzüglichsten von Lucas bey- gebrachten Versuche befänden sich in den optischen Lec- tionen, welches keineswegs der Wahrheit gemäß ist, beseitigt sie auf diese Weise, dringt immer wieder dar- auf, daß man nur den eingeleiteten Weg gehen, sich auf demselben vorgeschriebnermaßen benehmen solle, und will jede andre Methode, jeden andern Weg der Wahr- heit sich zu nähern, ausschließen. Wenige Experi- mente sollen beweisen, alle übrigen Bemühungen un- nöthig machen, und eine über die ganze Welt ausge- breitete Naturerscheinung soll aus dem Zauberkreise ei- niger Formeln und Figuren betrachtet und erklärt werden.
Wir haben die wichtige Stelle, womit sich diese Controvers schließt, übersetzt. Newton erscheint nicht wieder polemisch, außer in sofern die Optik polemi- scher Natur ist. Aber seine Schüler und Nachfolger wiederholen diese Worte des Meisters immerfort. Erst setzen sie sub- und obrepticie was der Lehre günstig
tum Crucis jeden der die Sache nicht von Grund aus durchgearbeitet hat, zum lauten oder ſchweigenden Bey- ſtimmen noͤthigt. Daher wiederholt Newton aber und abermals: man ſolle zeigen, daß dieſe wenigen Verſuche ſeine Lehre nicht beweiſen, oder ſoll andere Verſuche beybringen, die ihr unmittelbar entgegen- ſtehen.
Wie benimmt er ſich denn aber, als dieſes von Lucas wirklich geſchieht? Er dankt ihm fuͤr ſeine Be- muͤhung, verſichert, die vorzuͤglichſten von Lucas bey- gebrachten Verſuche befaͤnden ſich in den optiſchen Lec- tionen, welches keineswegs der Wahrheit gemaͤß iſt, beſeitigt ſie auf dieſe Weiſe, dringt immer wieder dar- auf, daß man nur den eingeleiteten Weg gehen, ſich auf demſelben vorgeſchriebnermaßen benehmen ſolle, und will jede andre Methode, jeden andern Weg der Wahr- heit ſich zu naͤhern, ausſchließen. Wenige Experi- mente ſollen beweiſen, alle uͤbrigen Bemuͤhungen un- noͤthig machen, und eine uͤber die ganze Welt ausge- breitete Naturerſcheinung ſoll aus dem Zauberkreiſe ei- niger Formeln und Figuren betrachtet und erklaͤrt werden.
Wir haben die wichtige Stelle, womit ſich dieſe Controvers ſchließt, uͤberſetzt. Newton erſcheint nicht wieder polemiſch, außer in ſofern die Optik polemi- ſcher Natur iſt. Aber ſeine Schuͤler und Nachfolger wiederholen dieſe Worte des Meiſters immerfort. Erſt ſetzen ſie sub- und obrepticie was der Lehre guͤnſtig
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tum Crucis jeden der die Sache nicht von Grund aus
durchgearbeitet hat, zum lauten oder ſchweigenden Bey-
ſtimmen noͤthigt. Daher wiederholt Newton aber
und abermals: man ſolle zeigen, daß dieſe wenigen
Verſuche ſeine Lehre nicht beweiſen, oder ſoll andere
Verſuche beybringen, die ihr unmittelbar entgegen-
ſtehen.
Wie benimmt er ſich denn aber, als dieſes von
Lucas wirklich geſchieht? Er dankt ihm fuͤr ſeine Be-
muͤhung, verſichert, die vorzuͤglichſten von Lucas bey-
gebrachten Verſuche befaͤnden ſich in den optiſchen Lec-
tionen, welches keineswegs der Wahrheit gemaͤß iſt,
beſeitigt ſie auf dieſe Weiſe, dringt immer wieder dar-
auf, daß man nur den eingeleiteten Weg gehen, ſich
auf demſelben vorgeſchriebnermaßen benehmen ſolle, und
will jede andre Methode, jeden andern Weg der Wahr-
heit ſich zu naͤhern, ausſchließen. Wenige Experi-
mente ſollen beweiſen, alle uͤbrigen Bemuͤhungen un-
noͤthig machen, und eine uͤber die ganze Welt ausge-
breitete Naturerſcheinung ſoll aus dem Zauberkreiſe ei-
niger Formeln und Figuren betrachtet und erklaͤrt
werden.
Wir haben die wichtige Stelle, womit ſich dieſe
Controvers ſchließt, uͤberſetzt. Newton erſcheint nicht
wieder polemiſch, außer in ſofern die Optik polemi-
ſcher Natur iſt. Aber ſeine Schuͤler und Nachfolger
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ſetzen ſie sub- und obrepticie was der Lehre guͤnſtig
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/475>, abgerufen am 22.11.2024.
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