Die Geschichte dieser wichtigen Entdeckung ist im Allgemeinen bekannt genug, indem sie theils in beson- dern Schriften, theils in Lehr- und Geschichtsbüchern öfters wiederholt worden. Uns geziemt daher nur das Hauptsächliche zu sagen; vorzüglich aber, zu zeigen, wie diese bedeutende Aufklärung einer ungeahndeten Natureigenschaft auf das Praktische einen großen, auf das Theoretische gar keinen Einfluß gewinnen können.
Von uralten Zeiten her war bekannt und außer Frage, daß Brechung auf mannigfaltige Weise, ohne Farbenerscheinung, statt finden könne. Man sah da- her diese, welche sich doch manchmal dazu gesellte, lange Zeit als zufällig an. Nachdem aber Newton ihre Ursache in der Brechung selbst gesucht und die Be- ständigkeit des Phänomens dargethan; so wurden beyde für unzertrennlich gehalten.
Achtzehntes Jahrhundert.
Zweyte Epoche von Dollond bis auf unſere Zeit.
Achromaſie.
Die Geſchichte dieſer wichtigen Entdeckung iſt im Allgemeinen bekannt genug, indem ſie theils in beſon- dern Schriften, theils in Lehr- und Geſchichtsbuͤchern oͤfters wiederholt worden. Uns geziemt daher nur das Hauptſaͤchliche zu ſagen; vorzuͤglich aber, zu zeigen, wie dieſe bedeutende Aufklaͤrung einer ungeahndeten Natureigenſchaft auf das Praktiſche einen großen, auf das Theoretiſche gar keinen Einfluß gewinnen koͤnnen.
Von uralten Zeiten her war bekannt und außer Frage, daß Brechung auf mannigfaltige Weiſe, ohne Farbenerſcheinung, ſtatt finden koͤnne. Man ſah da- her dieſe, welche ſich doch manchmal dazu geſellte, lange Zeit als zufaͤllig an. Nachdem aber Newton ihre Urſache in der Brechung ſelbſt geſucht und die Be- ſtaͤndigkeit des Phaͤnomens dargethan; ſo wurden beyde fuͤr unzertrennlich gehalten.
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Achtzehntes Jahrhundert.
Zweyte Epoche
von Dollond bis auf unſere Zeit.
Achromaſie.
Die Geſchichte dieſer wichtigen Entdeckung iſt im
Allgemeinen bekannt genug, indem ſie theils in beſon-
dern Schriften, theils in Lehr- und Geſchichtsbuͤchern
oͤfters wiederholt worden. Uns geziemt daher nur
das Hauptſaͤchliche zu ſagen; vorzuͤglich aber, zu zeigen,
wie dieſe bedeutende Aufklaͤrung einer ungeahndeten
Natureigenſchaft auf das Praktiſche einen großen, auf
das Theoretiſche gar keinen Einfluß gewinnen koͤnnen.
Von uralten Zeiten her war bekannt und außer
Frage, daß Brechung auf mannigfaltige Weiſe, ohne
Farbenerſcheinung, ſtatt finden koͤnne. Man ſah da-
her dieſe, welche ſich doch manchmal dazu geſellte,
lange Zeit als zufaͤllig an. Nachdem aber Newton
ihre Urſache in der Brechung ſelbſt geſucht und die Be-
ſtaͤndigkeit des Phaͤnomens dargethan; ſo wurden beyde
fuͤr unzertrennlich gehalten.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. [581]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/615>, abgerufen am 16.06.2024.
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