Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Wie du draußen auf dem bergigen Wege, Durch Rennen und Springen, ergetzt uns hast, So nimm nun auch von mir die Pflege, Als ein willkommner stiller Gast. Ach wenn in unsrer engen Zelle Die Lampe freundlich wieder brennt, Dann wird's in unserm Busen helle, Im Herzen, das sich selber kennt. Vernunft fängt wieder an zu sprechen, Und Hoffnung wieder an zu blühn, Man sehnt sich nach des Lebens Bächen, Ach! nach des Lebens Quelle hin. Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Tönen, Die jetzt meine ganze Seel' umfassen, Will der thierische Laut nicht passen. Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen Was sie nicht verstehn, Daß sie vor dem Guten und Schönen, Das ihnen oft beschwerlich ist, murren; Will es der Hund, wie sie, beknurren
Wie du draußen auf dem bergigen Wege, Durch Rennen und Springen, ergetzt uns haſt, So nimm nun auch von mir die Pflege, Als ein willkommner ſtiller Gaſt. Ach wenn in unſrer engen Zelle Die Lampe freundlich wieder brennt, Dann wird’s in unſerm Buſen helle, Im Herzen, das ſich ſelber kennt. Vernunft faͤngt wieder an zu ſprechen, Und Hoffnung wieder an zu bluͤhn, Man ſehnt ſich nach des Lebens Baͤchen, Ach! nach des Lebens Quelle hin. Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Toͤnen, Die jetzt meine ganze Seel’ umfaſſen, Will der thieriſche Laut nicht paſſen. Wir ſind gewohnt, daß die Menſchen verhoͤhnen Was ſie nicht verſtehn, Daß ſie vor dem Guten und Schoͤnen, Das ihnen oft beſchwerlich iſt, murren; Will es der Hund, wie ſie, beknurren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0085" n="79"/> Wie du draußen auf dem bergigen Wege,<lb/> Durch Rennen und Springen, ergetzt uns haſt,<lb/> So nimm nun auch von mir die Pflege,<lb/> Als ein willkommner ſtiller Gaſt.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Ach wenn in unſrer engen Zelle<lb/> Die Lampe freundlich wieder brennt,<lb/> Dann wird’s in unſerm Buſen helle,<lb/> Im Herzen, das ſich ſelber kennt.<lb/> Vernunft faͤngt wieder an zu ſprechen,<lb/> Und Hoffnung wieder an zu bluͤhn,<lb/> Man ſehnt ſich nach des Lebens Baͤchen,<lb/> Ach! nach des Lebens Quelle hin.</hi> </p><lb/> <p>Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Toͤnen,<lb/> Die jetzt meine ganze Seel’ umfaſſen,<lb/> Will der thieriſche Laut nicht paſſen.<lb/> Wir ſind gewohnt, daß die Menſchen verhoͤhnen<lb/> Was ſie nicht verſtehn,<lb/> Daß ſie vor dem Guten und Schoͤnen,<lb/> Das ihnen oft beſchwerlich iſt, murren;<lb/> Will es der Hund, wie ſie, beknurren<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0085]
Wie du draußen auf dem bergigen Wege,
Durch Rennen und Springen, ergetzt uns haſt,
So nimm nun auch von mir die Pflege,
Als ein willkommner ſtiller Gaſt.
Ach wenn in unſrer engen Zelle
Die Lampe freundlich wieder brennt,
Dann wird’s in unſerm Buſen helle,
Im Herzen, das ſich ſelber kennt.
Vernunft faͤngt wieder an zu ſprechen,
Und Hoffnung wieder an zu bluͤhn,
Man ſehnt ſich nach des Lebens Baͤchen,
Ach! nach des Lebens Quelle hin.
Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Toͤnen,
Die jetzt meine ganze Seel’ umfaſſen,
Will der thieriſche Laut nicht paſſen.
Wir ſind gewohnt, daß die Menſchen verhoͤhnen
Was ſie nicht verſtehn,
Daß ſie vor dem Guten und Schoͤnen,
Das ihnen oft beſchwerlich iſt, murren;
Will es der Hund, wie ſie, beknurren
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/85>, abgerufen am 26.06.2024. |