Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Voreilend ihren Tritten laß beblümt An Teppich Teppiche sich wälzen; ihrem Tritt Begegne sanfter Boden; ihrem Blick, Nur Göttliche nicht blendend, höchster Glanz. Lynceus. Schwach ist was der Herr befiehlt, Thut's der Diener, es ist gespielt: Herrscht doch über Gut und Blut Dieser Schönheit Uebermuth. Schon das ganze Heer ist zahm, Alle Schwerter stumpf und lahm, Vor der herrlichen Gestalt Selbst die Sonne matt und kalt, Vor dem Reichthum des Gesichts Alles leer und alles nichts. Helena (zu Faust). Ich wünsche dich zu sprechen, doch herauf An meine Seite komm'! der leere Platz Beruft den Herrn und sichert mir den meinen. Faust. Erst knieend laß die treue Widmung dir Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich An deine Seite hebt, laß mich sie küssen. Bestärke mich als Mitregenten deines Gränzunbewußten Reichs, gewinne dir Verehrer, Diener, Wächter all' in Einem. Helena. Vielfache Wunder seh' ich, hör' ich an,
Voreilend ihren Tritten laß beblümt An Teppich Teppiche sich wälzen; ihrem Tritt Begegne sanfter Boden; ihrem Blick, Nur Göttliche nicht blendend, höchster Glanz. Lynceus. Schwach ist was der Herr befiehlt, Thut’s der Diener, es ist gespielt: Herrscht doch über Gut und Blut Dieser Schönheit Uebermuth. Schon das ganze Heer ist zahm, Alle Schwerter stumpf und lahm, Vor der herrlichen Gestalt Selbst die Sonne matt und kalt, Vor dem Reichthum des Gesichts Alles leer und alles nichts. Helena (zu Faust). Ich wünsche dich zu sprechen, doch herauf An meine Seite komm’! der leere Platz Beruft den Herrn und sichert mir den meinen. Faust. Erst knieend laß die treue Widmung dir Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich An deine Seite hebt, laß mich sie küssen. Bestärke mich als Mitregenten deines Gränzunbewußten Reichs, gewinne dir Verehrer, Diener, Wächter all’ in Einem. Helena. Vielfache Wunder seh’ ich, hör’ ich an, <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0229" n="217"/> Voreilend ihren Tritten laß beblümt<lb/> An Teppich Teppiche sich wälzen; ihrem Tritt<lb/> Begegne sanfter Boden; ihrem Blick,<lb/> Nur Göttliche nicht blendend, höchster Glanz.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Lynceus.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Schwach ist was der Herr befiehlt,</l><lb/> <l rendition="#et">Thut’s der Diener, es ist gespielt:</l><lb/> <l rendition="#et">Herrscht doch über Gut und Blut</l><lb/> <l rendition="#et">Dieser Schönheit Uebermuth.</l><lb/> <l rendition="#et">Schon das ganze Heer ist zahm,</l><lb/> <l rendition="#et">Alle Schwerter stumpf und lahm,</l><lb/> <l rendition="#et">Vor der herrlichen Gestalt</l><lb/> <l rendition="#et">Selbst die Sonne matt und kalt,</l><lb/> <l rendition="#et">Vor dem Reichthum des Gesichts</l><lb/> <l rendition="#et">Alles leer und alles nichts.</l><lb/> </lg> <stage>(Ab.)</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Helena</hi> </speaker> <stage>(zu Faust).</stage><lb/> <p>Ich wünsche dich zu sprechen, doch herauf<lb/> An meine Seite komm’! der leere Platz<lb/> Beruft den Herrn und sichert mir den meinen.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Faust.</hi> </speaker><lb/> <p>Erst knieend laß die treue Widmung dir<lb/> Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich<lb/> An deine Seite hebt, laß mich sie küssen.<lb/> Bestärke mich als Mitregenten deines<lb/> Gränzunbewußten Reichs, gewinne dir<lb/> Verehrer, Diener, Wächter all’ in Einem.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Helena.</hi> </speaker><lb/> <p>Vielfache Wunder seh’ ich, hör’ ich an,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0229]
Voreilend ihren Tritten laß beblümt
An Teppich Teppiche sich wälzen; ihrem Tritt
Begegne sanfter Boden; ihrem Blick,
Nur Göttliche nicht blendend, höchster Glanz.
Lynceus.
Schwach ist was der Herr befiehlt,
Thut’s der Diener, es ist gespielt:
Herrscht doch über Gut und Blut
Dieser Schönheit Uebermuth.
Schon das ganze Heer ist zahm,
Alle Schwerter stumpf und lahm,
Vor der herrlichen Gestalt
Selbst die Sonne matt und kalt,
Vor dem Reichthum des Gesichts
Alles leer und alles nichts.
(Ab.)
Helena (zu Faust).
Ich wünsche dich zu sprechen, doch herauf
An meine Seite komm’! der leere Platz
Beruft den Herrn und sichert mir den meinen.
Faust.
Erst knieend laß die treue Widmung dir
Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich
An deine Seite hebt, laß mich sie küssen.
Bestärke mich als Mitregenten deines
Gränzunbewußten Reichs, gewinne dir
Verehrer, Diener, Wächter all’ in Einem.
Helena.
Vielfache Wunder seh’ ich, hör’ ich an,
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