Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Ein dritter Theil. Schwestern! Wir bewegtern Sinnes, eilen mit den Bächen weiter; Denn es reizen jener Ferne reichgeschmückte Hügelzüge, Immer abwärts, immer tiefer, wässern wir, mäan- drisch wallend, Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten um das Haus. Dort bezeichnen's der Cypressen schlanke Wipfel, über Landschaft, Uferzug und Wellenspiegel nach dem Aether steigende. Ein vierter Theil. Wallt ihr andern wo's beliebet, wir umzingeln, wir umrauschen Den durchaus bepflanzten Hügel, wo am Stab die Rebe grünt; Dort zu aller Tage Stunden läßt die Leidenschaft des Winzers Uns des liebevollsten Fleißes zweifelhaft Gelingen sehn. Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit Häufeln, Schneiden, Binden, Betet er zu allen Göttern, vördersamst zum Sonnengott. Bacchus kümmert sich, der Weichling, wenig um den treuen Diener, Ruht in Lauben, lehnt in Höhlen, faselnd mit dem jüng- sten Faun. Was zu seiner Träumereyen halbem Rausch er je be- durfte, Ein dritter Theil. Schwestern! Wir bewegtern Sinnes, eilen mit den Bächen weiter; Denn es reizen jener Ferne reichgeschmückte Hügelzüge, Immer abwärts, immer tiefer, wässern wir, mäan- drisch wallend, Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten um das Haus. Dort bezeichnen’s der Cypressen schlanke Wipfel, über Landschaft, Uferzug und Wellenspiegel nach dem Aether steigende. Ein vierter Theil. Wallt ihr andern wo’s beliebet, wir umzingeln, wir umrauschen Den durchaus bepflanzten Hügel, wo am Stab die Rebe grünt; Dort zu aller Tage Stunden läßt die Leidenschaft des Winzers Uns des liebevollsten Fleißes zweifelhaft Gelingen sehn. Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit Häufeln, Schneiden, Binden, Betet er zu allen Göttern, vördersamst zum Sonnengott. Bacchus kümmert sich, der Weichling, wenig um den treuen Diener, Ruht in Lauben, lehnt in Höhlen, faselnd mit dem jüng- sten Faun. Was zu seiner Träumereyen halbem Rausch er je be- durfte, <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0260" n="248"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Ein dritter Theil.</hi> </speaker><lb/> <p>Schwestern! Wir bewegtern Sinnes, eilen mit den<lb/><hi rendition="#et">Bächen weiter;</hi><lb/> Denn es reizen jener Ferne reichgeschmückte Hügelzüge,<lb/> Immer abwärts, immer tiefer, wässern wir, mäan-<lb/><hi rendition="#et">drisch wallend,</hi><lb/> Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten<lb/><hi rendition="#et">um das Haus.</hi><lb/> Dort bezeichnen’s der Cypressen schlanke Wipfel, über<lb/><hi rendition="#et">Landschaft,</hi><lb/> Uferzug und Wellenspiegel nach dem Aether steigende.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Ein vierter Theil.</hi> </speaker><lb/> <p>Wallt ihr andern wo’s beliebet, wir umzingeln, wir<lb/><hi rendition="#et">umrauschen</hi><lb/> Den durchaus bepflanzten Hügel, wo am Stab die Rebe<lb/><hi rendition="#et">grünt;</hi><lb/> Dort zu aller Tage Stunden läßt die Leidenschaft des<lb/><hi rendition="#et">Winzers</hi><lb/> Uns des liebevollsten Fleißes zweifelhaft Gelingen sehn.<lb/> Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit Häufeln,<lb/><hi rendition="#et">Schneiden, Binden,</hi><lb/> Betet er zu allen Göttern, vördersamst zum Sonnengott.<lb/> Bacchus kümmert sich, der Weichling, wenig um den<lb/><hi rendition="#et">treuen Diener,</hi><lb/> Ruht in Lauben, lehnt in Höhlen, faselnd mit dem jüng-<lb/><hi rendition="#et">sten Faun.</hi><lb/> Was zu seiner Träumereyen halbem Rausch er je be-<lb/><hi rendition="#et">durfte,</hi><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0260]
Ein dritter Theil.
Schwestern! Wir bewegtern Sinnes, eilen mit den
Bächen weiter;
Denn es reizen jener Ferne reichgeschmückte Hügelzüge,
Immer abwärts, immer tiefer, wässern wir, mäan-
drisch wallend,
Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten
um das Haus.
Dort bezeichnen’s der Cypressen schlanke Wipfel, über
Landschaft,
Uferzug und Wellenspiegel nach dem Aether steigende.
Ein vierter Theil.
Wallt ihr andern wo’s beliebet, wir umzingeln, wir
umrauschen
Den durchaus bepflanzten Hügel, wo am Stab die Rebe
grünt;
Dort zu aller Tage Stunden läßt die Leidenschaft des
Winzers
Uns des liebevollsten Fleißes zweifelhaft Gelingen sehn.
Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit Häufeln,
Schneiden, Binden,
Betet er zu allen Göttern, vördersamst zum Sonnengott.
Bacchus kümmert sich, der Weichling, wenig um den
treuen Diener,
Ruht in Lauben, lehnt in Höhlen, faselnd mit dem jüng-
sten Faun.
Was zu seiner Träumereyen halbem Rausch er je be-
durfte,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |