Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Kaiser. Und also sey, zum Schluß, was wir bisher bethätigt Für alle Folgezeit durch Schrift und Zug bestätigt. Zwar habt ihr den Besitz als Herren völlig frei, Mit dem Beding jedoch, daß er untheilbar sey. Und wie ihr auch vermehrt was ihr von uns empfangen, Es soll's der ält'ste Sohn in gleichem Maß erlangen. Erzcanzler. Dem Pergament alsbald vertrau' ich wohlgemuth, Zum Glück dem Reich und uns, das wichtigste Statut; Reinschrift und Sieglung soll die Canzeley beschäft'gen. Mit heiliger Signatur wirst du's, der Herr, bekräft'gen. Kaiser. Und so entlass' ich euch, damit den großen Tag, Gesammelt, jederman sich überlegen mag. Die weltlichen Fürsten (entfernen sich). Der Geistliche (bleibt und spricht pathetisch). Der Canzler ging hinweg, der Bischof ist geblieben, Vom ernsten Warnegeist zu deinem Ohr getrieben! Sein väterliches Herz von Sorge bangt um dich. Kaiser. Was hast du Bängliches zur frohen Stunde? sprich! Erzbischof. Mit welchem bittern Schmerz find' ich, in dieser Stunde, Dein hochgeheiligt Haupt mit Satanas im Bunde. Zwar, wie es scheinen will, gesichert auf dem Thron, Doch leider! Gott dem Herrn, dem Vater Papst zum Hohn. Kaiser. Und also sey, zum Schluß, was wir bisher bethätigt Für alle Folgezeit durch Schrift und Zug bestätigt. Zwar habt ihr den Besitz als Herren völlig frei, Mit dem Beding jedoch, daß er untheilbar sey. Und wie ihr auch vermehrt was ihr von uns empfangen, Es soll’s der ält’ste Sohn in gleichem Maß erlangen. Erzcanzler. Dem Pergament alsbald vertrau’ ich wohlgemuth, Zum Glück dem Reich und uns, das wichtigste Statut; Reinschrift und Sieglung soll die Canzeley beschäft’gen. Mit heiliger Signatur wirst du’s, der Herr, bekräft’gen. Kaiser. Und so entlass’ ich euch, damit den großen Tag, Gesammelt, jederman sich überlegen mag. Die weltlichen Fürsten (entfernen sich). Der Geistliche (bleibt und spricht pathetisch). Der Canzler ging hinweg, der Bischof ist geblieben, Vom ernsten Warnegeist zu deinem Ohr getrieben! Sein väterliches Herz von Sorge bangt um dich. Kaiser. Was hast du Bängliches zur frohen Stunde? sprich! Erzbischof. Mit welchem bittern Schmerz find’ ich, in dieser Stunde, Dein hochgeheiligt Haupt mit Satanas im Bunde. Zwar, wie es scheinen will, gesichert auf dem Thron, Doch leider! Gott dem Herrn, dem Vater Papst zum Hohn. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0305" n="293"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Kaiser.</hi> </speaker><lb/> <p>Und also sey, zum Schluß, was wir bisher bethätigt<lb/> Für alle Folgezeit durch Schrift und Zug bestätigt.<lb/> Zwar habt ihr den Besitz als Herren völlig frei,<lb/> Mit dem Beding jedoch, daß er untheilbar sey.<lb/> Und wie ihr auch vermehrt was ihr von uns empfangen,<lb/> Es soll’s der ält’ste Sohn in gleichem Maß erlangen.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Erzcanzler.</hi> </speaker><lb/> <p>Dem Pergament alsbald vertrau’ ich wohlgemuth,<lb/> Zum Glück dem Reich und uns, das wichtigste Statut;<lb/> Reinschrift und Sieglung soll die Canzeley beschäft’gen.<lb/> Mit heiliger Signatur wirst du’s, der Herr, bekräft’gen.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Kaiser.</hi> </speaker><lb/> <p>Und so entlass’ ich euch, damit den großen Tag,<lb/> Gesammelt, jederman sich überlegen mag.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Die weltlichen Fürsten</hi> </speaker><lb/> <stage>(entfernen sich).</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Der Geistliche</hi> </speaker><lb/> <stage>(bleibt und spricht pathetisch).</stage><lb/> <p>Der Canzler ging hinweg, der Bischof ist geblieben,<lb/> Vom ernsten Warnegeist zu deinem Ohr getrieben!<lb/> Sein väterliches Herz von Sorge bangt um dich.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Kaiser.</hi> </speaker><lb/> <p>Was hast du Bängliches zur frohen Stunde? sprich!<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Erzbischof.</hi> </speaker><lb/> <p>Mit welchem bittern Schmerz find’ ich, in dieser Stunde,<lb/> Dein hochgeheiligt Haupt mit Satanas im Bunde.<lb/> Zwar, wie es scheinen will, gesichert auf dem Thron,<lb/> Doch leider! Gott dem Herrn, dem Vater Papst zum Hohn.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0305]
Kaiser.
Und also sey, zum Schluß, was wir bisher bethätigt
Für alle Folgezeit durch Schrift und Zug bestätigt.
Zwar habt ihr den Besitz als Herren völlig frei,
Mit dem Beding jedoch, daß er untheilbar sey.
Und wie ihr auch vermehrt was ihr von uns empfangen,
Es soll’s der ält’ste Sohn in gleichem Maß erlangen.
Erzcanzler.
Dem Pergament alsbald vertrau’ ich wohlgemuth,
Zum Glück dem Reich und uns, das wichtigste Statut;
Reinschrift und Sieglung soll die Canzeley beschäft’gen.
Mit heiliger Signatur wirst du’s, der Herr, bekräft’gen.
Kaiser.
Und so entlass’ ich euch, damit den großen Tag,
Gesammelt, jederman sich überlegen mag.
Die weltlichen Fürsten
(entfernen sich).
Der Geistliche
(bleibt und spricht pathetisch).
Der Canzler ging hinweg, der Bischof ist geblieben,
Vom ernsten Warnegeist zu deinem Ohr getrieben!
Sein väterliches Herz von Sorge bangt um dich.
Kaiser.
Was hast du Bängliches zur frohen Stunde? sprich!
Erzbischof.
Mit welchem bittern Schmerz find’ ich, in dieser Stunde,
Dein hochgeheiligt Haupt mit Satanas im Bunde.
Zwar, wie es scheinen will, gesichert auf dem Thron,
Doch leider! Gott dem Herrn, dem Vater Papst zum Hohn.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/305>, abgerufen am 14.06.2024. |