Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Kayser. Wie gehts zu! Wenn ein Kaufmann
einen Pfeffersack verliert, soll man das ganze Reich
aufmahnen, und wenn Händel vorhanden sind,
daran Kayserliche Majestät und dem Reich viel
gelegen ist, daß es Königreich, Fürstenthum, Her-
zogthum und anders betrift, so kann euch kein
Mensch zusammen bringen.
Weislingen. Jhr kommt zur ungelegnen Zeit.
Geht und verweilt einige Tage hier.
Kaufleute. Wir empfehlen uns zu Gnaden. (ab)
Kayser. Wieder neue Händel. Sie wachsen
nach wie die Köpfe der Hydra.
Weislingen. Und sind nicht auszurotten als mit
Feuer und Schwerdt, und einer muthigen Unterneh-
mung.
Kayser. Glaubt ihr?
Weislingen. Jch halte nichts für thulicher, wenn
Eure Majestät und die Fürsten sich über andern un-
bedeutenden Zwist vereinigen könnten. Es ist mit
nichten ganz Deutschland das über Beunruhigung
klagt. Franken und Schwaben allein glimmt noch
von den Resten des innerlichen verderblichen Bur-
gerkriegs. Und auch da sind viele der Edlen und
Freyen
G 2

Kayſer. Wie gehts zu! Wenn ein Kaufmann
einen Pfefferſack verliert, ſoll man das ganze Reich
aufmahnen, und wenn Haͤndel vorhanden ſind,
daran Kayſerliche Majeſtaͤt und dem Reich viel
gelegen iſt, daß es Koͤnigreich, Fuͤrſtenthum, Her-
zogthum und anders betrift, ſo kann euch kein
Menſch zuſammen bringen.
Weislingen. Jhr kommt zur ungelegnen Zeit.
Geht und verweilt einige Tage hier.
Kaufleute. Wir empfehlen uns zu Gnaden. (ab)
Kayſer. Wieder neue Haͤndel. Sie wachſen
nach wie die Koͤpfe der Hydra.
Weislingen. Und ſind nicht auszurotten als mit
Feuer und Schwerdt, und einer muthigen Unterneh-
mung.
Kayſer. Glaubt ihr?
Weislingen. Jch halte nichts fuͤr thulicher, wenn
Eure Majeſtaͤt und die Fuͤrſten ſich uͤber andern un-
bedeutenden Zwiſt vereinigen koͤnnten. Es iſt mit
nichten ganz Deutſchland das uͤber Beunruhigung
klagt. Franken und Schwaben allein glimmt noch
von den Reſten des innerlichen verderblichen Bur-
gerkriegs. Und auch da ſind viele der Edlen und
Freyen
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#KAUM">
          <pb facs="#f0103" n="99"/>
          <fw place="top" type="header">
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </fw>
        </sp>
        <sp who="#KAY">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Kay&#x017F;er.</hi> </speaker>
          <p>Wie gehts zu! Wenn ein Kaufmann<lb/>
einen Pfeffer&#x017F;ack verliert, &#x017F;oll man das ganze Reich<lb/>
aufmahnen, und wenn Ha&#x0364;ndel vorhanden &#x017F;ind,<lb/>
daran Kay&#x017F;erliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t und dem Reich viel<lb/>
gelegen i&#x017F;t, daß es Ko&#x0364;nigreich, Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum, Her-<lb/>
zogthum und anders betrift, &#x017F;o kann euch kein<lb/>
Men&#x017F;ch zu&#x017F;ammen bringen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Jhr kommt zur ungelegnen Zeit.<lb/>
Geht und verweilt einige Tage hier.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KAU">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Kaufleute.</hi> </speaker>
          <p>Wir empfehlen uns zu Gnaden.</p>
          <stage>(ab)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KAY">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Kay&#x017F;er.</hi> </speaker>
          <p>Wieder neue Ha&#x0364;ndel. Sie wach&#x017F;en<lb/>
nach wie die Ko&#x0364;pfe der Hydra.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Und &#x017F;ind nicht auszurotten als mit<lb/>
Feuer und Schwerdt, und einer muthigen Unterneh-<lb/>
mung.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KAY">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Kay&#x017F;er.</hi> </speaker>
          <p>Glaubt ihr?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Jch halte nichts fu&#x0364;r thulicher, wenn<lb/>
Eure Maje&#x017F;ta&#x0364;t und die Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;ich u&#x0364;ber andern un-<lb/>
bedeutenden Zwi&#x017F;t vereinigen ko&#x0364;nnten. Es i&#x017F;t mit<lb/>
nichten ganz Deut&#x017F;chland das u&#x0364;ber Beunruhigung<lb/>
klagt. Franken und Schwaben allein glimmt noch<lb/>
von den Re&#x017F;ten des innerlichen verderblichen Bur-<lb/>
gerkriegs. Und auch da &#x017F;ind viele der Edlen und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Freyen</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0103] Kayſer. Wie gehts zu! Wenn ein Kaufmann einen Pfefferſack verliert, ſoll man das ganze Reich aufmahnen, und wenn Haͤndel vorhanden ſind, daran Kayſerliche Majeſtaͤt und dem Reich viel gelegen iſt, daß es Koͤnigreich, Fuͤrſtenthum, Her- zogthum und anders betrift, ſo kann euch kein Menſch zuſammen bringen. Weislingen. Jhr kommt zur ungelegnen Zeit. Geht und verweilt einige Tage hier. Kaufleute. Wir empfehlen uns zu Gnaden. (ab) Kayſer. Wieder neue Haͤndel. Sie wachſen nach wie die Koͤpfe der Hydra. Weislingen. Und ſind nicht auszurotten als mit Feuer und Schwerdt, und einer muthigen Unterneh- mung. Kayſer. Glaubt ihr? Weislingen. Jch halte nichts fuͤr thulicher, wenn Eure Majeſtaͤt und die Fuͤrſten ſich uͤber andern un- bedeutenden Zwiſt vereinigen koͤnnten. Es iſt mit nichten ganz Deutſchland das uͤber Beunruhigung klagt. Franken und Schwaben allein glimmt noch von den Reſten des innerlichen verderblichen Bur- gerkriegs. Und auch da ſind viele der Edlen und Freyen G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/103
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/103>, abgerufen am 17.05.2024.