Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773. Götz. Wäre euer Gelübde nicht so heilig, ich wollte euch bereden einen Harnisch anzulegen, wollt euch ein Pferd geben, und wir zögen mit einander. Martin. Wollte Gott, meine Schultern fühl- ten sich Kraft, den Harnisch zu ertragen, und mein Arm die Stärke, einen Feind vom Pferd zu ste- chen! -- Arme schwache Hand, von je her ge- wöhnt Kreuze und Friedensfahnen zu führen, und Rauchfässer zu schwingen, wie wolltest du Lanze und Schwerdt regieren? Meine Stimme, nur zu Ave und Halleluja gestimmt, würde dem Feind ein He- rold meiner Schwöche seyn, wenn ihn die eurige überwältigte. Kein Gelübde sollte mich abhalten, wieder in d[en] Orden zu treten, den mein Schöpfer selbst gestiftet hat. Götz. Glückliche Retour! Martin. Das trinke ich nur für euch. Wie- derkehr in meinen Käfig, ist allemal unglücklich. Wenn ihr wiederkehrt Herr, in eure Mauren, mit dem Bewußtseyn eurer Tapferkeit und Stärke, der keine Müdigkeit etwas anhaben kann, euch zum er- stenmal nach langer Zeit, sicher für feindlichem Ue- berfall, entwafnet auf euer Bette streckt, und euch nach
Goͤtz. Waͤre euer Geluͤbde nicht ſo heilig, ich wollte euch bereden einen Harniſch anzulegen, wollt euch ein Pferd geben, und wir zoͤgen mit einander. Martin. Wollte Gott, meine Schultern fuͤhl- ten ſich Kraft, den Harniſch zu ertragen, und mein Arm die Staͤrke, einen Feind vom Pferd zu ſte- chen! — Arme ſchwache Hand, von je her ge- woͤhnt Kreuze und Friedensfahnen zu fuͤhren, und Rauchfaͤſſer zu ſchwingen, wie wollteſt du Lanze und Schwerdt regieren? Meine Stimme, nur zu Ave und Halleluja geſtimmt, wuͤrde dem Feind ein He- rold meiner Schwoͤche ſeyn, wenn ihn die eurige uͤberwaͤltigte. Kein Geluͤbde ſollte mich abhalten, wieder in d[en] Orden zu treten, den mein Schoͤpfer ſelbſt geſtiftet hat. Goͤtz. Gluͤckliche Retour! Martin. Das trinke ich nur fuͤr euch. Wie- derkehr in meinen Kaͤfig, iſt allemal ungluͤcklich. Wenn ihr wiederkehrt Herr, in eure Mauren, mit dem Bewußtſeyn eurer Tapferkeit und Staͤrke, der keine Muͤdigkeit etwas anhaben kann, euch zum er- ſtenmal nach langer Zeit, ſicher fuͤr feindlichem Ue- berfall, entwafnet auf euer Bette ſtreckt, und euch nach
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Goͤtz. Waͤre euer Geluͤbde nicht ſo heilig, ich
wollte euch bereden einen Harniſch anzulegen, wollt
euch ein Pferd geben, und wir zoͤgen mit einander.
Martin. Wollte Gott, meine Schultern fuͤhl-
ten ſich Kraft, den Harniſch zu ertragen, und mein
Arm die Staͤrke, einen Feind vom Pferd zu ſte-
chen! — Arme ſchwache Hand, von je her ge-
woͤhnt Kreuze und Friedensfahnen zu fuͤhren, und
Rauchfaͤſſer zu ſchwingen, wie wollteſt du Lanze und
Schwerdt regieren? Meine Stimme, nur zu Ave
und Halleluja geſtimmt, wuͤrde dem Feind ein He-
rold meiner Schwoͤche ſeyn, wenn ihn die eurige
uͤberwaͤltigte. Kein Geluͤbde ſollte mich abhalten,
wieder in den Orden zu treten, den mein Schoͤpfer
ſelbſt geſtiftet hat.
Goͤtz. Gluͤckliche Retour!
Martin. Das trinke ich nur fuͤr euch. Wie-
derkehr in meinen Kaͤfig, iſt allemal ungluͤcklich.
Wenn ihr wiederkehrt Herr, in eure Mauren, mit
dem Bewußtſeyn eurer Tapferkeit und Staͤrke, der
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/19>, abgerufen am 16.07.2024. |